Billige Aktienkurse ausnutzen?

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Die Aktienkurse sind zuletzt deutlich gefallen, weil die Notenbanken ihre ultralockere Geldpolitik straffen. Gerade jetzt könnten Aktieninvestments interessant sein.

Wien. Auf eines sollten die Anleger derzeit lieber nicht hoffen: dass die Notenbanken mit ultralockerer Geldpolitik die Aktienkurse weiter in die Höhe treiben.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat bereits im Dezember dieses Jahres angekündigt, ihre Anleihenkäufe zu drosseln. Vor wenigen Tagen reduzierte die Notenbank ihre Zukäufe erneut. Mit der ultralockeren Geldpolitik könnte es also bald vorbei sein. „Wenn die Fed vorprescht, dann ziehen andere Zentralbanken zumindest zeitverzögert nach“, sagt Josef Zechner, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien und wissenschaftlicher Leiter von Spängler IQAM Invest. Er hat schon vor Monaten gewarnt, dass bei den Zentralbanken „Gefahr in Verzug“ sei. Nun hat er Recht behalten.

Das ist zunächst keine gute Nachricht für Aktieninvestoren. Wenn die Zentralbanken ihre Geldpolitik straffen, dann fließt weniger Geld in die Aktienmärkte. Allein die Ankündigung der Notenbanken verunsichert die Anleger. Da ist es wohl kein Zufall, dass der deutsche Aktienindex DAX seit Mitte Jänner um mehr als fünf Prozent nach unten gefallen ist, der österreichische Leitindex ATX sogar um mehr als sechs Prozent.

Das heißt aber nicht, dass man derzeit unter keinen Umständen in Aktien investieren sollte. Schließlich ist der Konjunkturoptimismus groß. Die deutschen Unternehmer etwa beurteilen ihre Geschäftsaussichten so gut wie seit rund eineinhalb Jahren nicht mehr. Für die USA erwarten die Verantwortlichen der Federal Reserve ein deutliches Wirtschaftswachstum und sprechen von einer Steigerung um rund drei Prozent. Abgesehen davon sind Aktien derzeit billiger zu haben als noch vor zwei Wochen.

Inflation frisst Rendite auf

Die Aktie der heimischen OMV (ISIN: AT0000743059) kostet heute nur noch rund 32 Euro. Ein Anteilsschein der Voestalpine (ISIN: AT0000937503) ist für rund 33 Euro zu haben. Das ist um acht Prozent weniger als noch vor Kurzem. Zahlt sich da ein Investment aus? Schließlich werden wohl beide Konzerne in den nächsten Jahren weiterhin ordentliche Dividenden auszahlen.

Ein Szenario: Ein Anleger steckt 10.000 Euro in ein ATX-Aktienpaket – mit der Absicht, es rund zwei Jahre lang zu halten und dann wieder zu verkaufen. Er teilt das Geld ziemlich gleichmäßig auf fünf ATX-Firmen auf (darunter auch auf die OMV und Voestalpine), womit er in jede Aktie zirka 2000 Euro investiert. Die Kosten für ein solches 10.000-Euro-Aktienpaket machen bei einem Onlinebroker rund 200 Euro aus. Eine jährliche Inflation von 1,8 Prozent über zwei Jahre drückt die Rendite um weitere 360 Euro nach unten. Die Gesamtbelastung inklusive Inflation macht somit 560 Euro aus.

Ein Beispiel: Der Mineralölkonzern OMV hat in den vergangenen drei Jahren seine jährliche Dividendenzahlung stetig erhöht. Somit können Anleger darauf hoffen, in den nächsten Jahren zumindest eine Dividende von 1,2 Euro pro Aktie zu erhalten. Das würde immerhin eine Dividendenrendite von über 3,5 Prozent bedeuten.

Hoffen auf Kursanstiege

Der Anleger bekäme in den nächsten zwei Jahren eine Dividende (nach Steuer) von 112 Euro. Zieht man Kosten und Inflation ab, bedeutet das: Wenn der OMV-Aktienkurs in zwei Jahren auf dem gleichen Niveau wie heute notiert, hätte der Anleger die Kaufkraft seiner 2000 Euro erhalten. Bei jedwedem Kursrückgang erleidet der Anleger einen realen Verlust, bei jedweden Kursanstieg erzielt er einen realen Gewinn.

Beispiel Voestalpine-Aktie: Auch beim heimischen Stahlkonzern zeigt die Dividendentendenz der vergangenen vier Jahre eindeutig nach oben.

Wenn die Voestalpine ihre Dividende vom Vorjahr bei 0,9 Euro beibehält, schaut es für den Anleger allerdings nicht so rosig aus. Dann würde er in zwei Jahren eine Dividende (nach Steuer) von rund 80 Euro erhalten. Damit kann er Kosten und Inflation nicht ganz abdecken. Die Folge: Wenn der Aktienkurs der Voestalpine auch in zwei Jahren bei 33 Euro notiert, erleidet der Anleger einen realen Verlust von 1,5 Prozent. Mit anderen Worten: Der Aktienkurs muss um rund zwei Prozent steigen (Aktiensteuer miteinberechnet), wenn der Aktienanleger mit der Voestalpine die Kaufkraft seines Geldes erhalten will. Die Dividende ist für ihn kein großer Sicherheitspolster, das Aktieninvestment eine Spekulation auf einen steigenden Aktienkurs.

Fundamentale Gründe für Anstieg?

Aber: Wenn es nach den Konjunkturoptimisten geht, schaut es ja nicht schlecht aus mit der Aussicht, dass es mit den Aktienmärkten bergauf geht. Oder es stellt sich heraus, dass der Aufschwung nur auf dem billigen Nationalbankgeld gegründet war, mit dem in den vergangenen Jahren die Aktienkurse künstlich aufgeblasen wurden. (ker)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2014)

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