Dividenden sind die besseren Zinsen

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Dividendenaktien tragen in unsicheren Zeiten zu einer besseren Entwicklung des Aktiendepots bei. Die Kursschwankungen von Dividendenkonzernen halten sich ebenso in Grenzen.

Wien. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt– dafür verliert er aber auch nicht. Meistens zumindest. Eine gehörige Portion Mut ist heute notwendig, um sein Geld in die Aktienmärkte zu investieren. Die meisten Europäer schrecken davor zurück. Kein Wunder. Noch vor wenigen Jahren mussten sie zusehen, wie die Finanzkrise ihre Aktiengewinne zunichtemachte. Das Vertrauen in die Märkte ist folglich nur bedingt vorhanden. Vermeintlich sichere Sparbücher genießen da schon einen weitaus besseren Ruf – zu Unrecht, wie viele finden. Jene, die Risiko eingegangen sind, wurden jedoch belohnt.

Die Aktienmärkte sind in den vergangenen Jahren gut gelaufen. Wer darüber hinaus noch auf dividendenstarke Titel setzte, konnte zusätzliche Zinsgewinne einheimsen. Im Februar lag die Dividendenrendite (sie ergibt sich aus der Dividende dividiert durch den Aktienkurs mal 100) europäischer Aktien bei im Schnitt 3,2 Prozent, wie eine Studie von Allianz Global Investors zeigt. Im Vergleich zu einem klassischen Sparbuch ist das deutlich mehr. Denn dort muss man sich derzeit mit Verzinsungen von einem Prozent begnügen. Auch sind die Dividendenrenditen von Unternehmen in vielen Ländern höher als die Zinsen von sicheren zehnjährigen Staatsanleihen. Das ist neben Österreich und Deutschland etwa auch in Frankreich, der Schweiz oder Finnland der Fall.

Geringere Volatilität

Abgesehen davon erweisen sich Dividendentitel als Hort der Stabilität, wie die Studie zeigt. Denn die Aktienkurse von US-Unternehmen, die Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten, haben sich seit dem Jahr 1972 als weniger volatil erwiesen. Aktienkurse von Konzernen, die keine Gewinne ausbezahlten oder das nicht konnten, schwankten hingegen viel stärker. In Europa zeigt sich ab dem Jahr 1990 das gleiche Bild. Als Begründung führen dafür die Studienautoren mehrere Faktoren an: So etwa hätten Dividenden einen Signaleffekt.

Senkt oder streicht ein Konzern seine Ausschüttungen, wird das vom Markt negativ aufgenommen. Dieser Umstand ist den Firmen bekannt, daher sind sie an steten Auszahlungen interessiert. Vor allem in den vergangenen 13 Jahren zeigt sich anhand der größten US-Firmen, dass die Volatilität der Gewinne zehnmal so hoch war wie jene der Dividenden: Wenn der Gewinn fällt, wird die Dividende nicht im gleichen Ausmaß gesenkt– und umgekehrt.

James Foreman von Threadneedle hebt zudem die bessere Kapitaldisziplin wie den stetigen Wachstumsansatz von Dividendentiteln hervor. Abgesehen davon würden Dividendenaktien von den Anlegern eher als Langzeitinvestment betrachtet. Das führt wohl dazu, dass die Papiere bei der ersten Korrektur nicht gleich panikartig auf den Markt geworfen werden. Wer in Dividendenzahler investierte, konnte den weltweiten Aktienindex MSCI seit 1994 outperformen, sagt Foreman.

Dividenden können auch Kursverluste von Aktien abfedern – oder trugen in den vergangenen Jahrzehnten zu einer noch besseren Performance bei. Lagen die Kursverluste europäischer Aktien zwischen 2008 und 2013 bei im Schnitt minus 2,6 Prozent, trugen Dividenden 4,5 Prozent zum Ertrag bei. Seit 1973 war „die annualisierte Gesamtrendite der Aktienanlage für den MSCI Europa zu rund 42 Prozent durch den Performance-Beitrag der Dividenden bestimmt“, heißt es in der Studie. Auch in Nordamerika oder im pazifischen Raum trugen Dividenden zur besseren Aktienkursentwicklung bei. Ihr Anteil lag bei einem Drittel.

Wer bei der Aktienauswahl auf Dividendenstrategien setzt, sollte sich jedenfalls ansehen, wie es um die Dividendenhistorie eines Unternehmens bestellt ist und ob noch Steigerungspotenzial vorhanden ist, schreibt die Allianz.

Karl Huber von Pioneer Investments setzt bei seinem Dividendenfonds nicht nur auf klassische Dividendentitel, sondern auch auf Aktien, die in Hinkunft Sonderausschüttungen vermuten lassen. Seiner Ansicht nach bieten derzeit vor allem Medienaktien „nicht nur strukturelles, sondern auch zyklisches Potenzial“.

Dividenden auf Rekordhoch

Für das laufende Jahr geht man bei der Allianz jedenfalls von steigenden Firmengewinnen aus. Weil die Überschüsse der Unternehmen seit der Finanzkrise gestiegen sind, sanken die Ausschüttungsquoten der Konzerne. In Europa liegt das Verhältnis von ausbezahlten Dividenden zum Gewinn je Aktie bei rund 55 Prozent. In den USA liegt der Wert bei 35 Prozent und damit nahe seinem historischen Tiefstand. „Der Spielraum für weitere Dividendenerhöhungen bleibt unverändert vorhanden“, schreibt die Allianz. 2013 haben die 1200 größten börsenotierten Firmen mehr als eine Billion Dollar an Dividenden ausgeschüttet, wie Zahlen von Henderson Global Investors zeigen. Und damit so viel wie noch nie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2014)

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