Amerikanische Tech-Aktien

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Warum amerikanische Tech-Aktien gerade heftig einbrechen, der Kurs der Lufthansa aber noch lange nicht Reiseflughöhe erreicht hat.

Dafür, dass an der ukrainisch-russischen Grenze noch immer gelegentlich mit den Säbeln gerasselt wird und die Rhetorik zwischen Russland und dem Westen manchmal noch reichlich harsch klingt, sieht der Börsenfrühling, den wir seit einigen Wochen schon erleben, recht schön aus. Zumindest in Europa. In den USA sind bei Momentum-Aktien (also solchen, die in den vergangenen Monaten besonders stark gestiegen waren) derzeit dagegen massive Gewinnmitnahmen zu sehen, was am Freitag an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq den größten Tagesverlust seit 2012 ausgelöst hat. Ob das mehr als eine kurzfristige Entladung einer überzogenen Kursentwicklung ist, wird man sehen. Vorsicht ist zumindest bei Technologieaktien in nächster Zeit also angebracht.

Gut möglich aber auch, dass die Tech-Korrektur bald wieder gute Einstiegsmöglichkeiten eröffnet. Insgesamt laufen die Märkte ja – besonders in Europa – gar nicht so schlecht.

Beginnen wir mit der Krim-Krise: Vor zwei Wochen war an dieser Stelle zu lesen, dass der für 40 Prozent der russischen Deviseneinnahmen verantwortliche Energiekonzern Gazprom (bei uns als ADR mit der ISIN  US3682872078 handelbar) massiv in den Keller geprügelt wurde und nach traditionellen Kriterien (das KGV liegt bei drei!) ein ausgesprochenes Schnäppchen sei.

Das war kein ganz schlechter Tipp, denn mit der Russenaktie waren in den vergangenen 14 Tagen immerhin an die 14 Prozent zu machen. Das Kursziel der Analysten liegt aber noch um gut 50 Prozent über dem aktuellen Wert, sodass ein Einstieg auch auf dem derzeitigen Niveau noch attraktiv erscheint. Allerdings nur für risikoaffine Anleger, die sich regelmäßig über die geopolitische Lage informieren und auf Nachrichten rasch und entschlossen reagieren. Denn eine neuerliche Eskalation in der Ukraine würde den Gazprom-Frühling sehr schnell und sehr brutal beenden.

Entspannter kann man als Aktionär der Lufthansa (ISIN DE0008232125) sein. Die Fluglinie mit dem Kranich auf dem Leitwerk legt seit Herbst einen ganz erstaunlichen Höhenflug hin, der auch vom aktuellen Pilotenstreik nicht wirklich gebremst wird. Das Papier, das derzeit knapp über 20 Euro notiert, hat kurzfristiges Potenzial bis 22, 23 Euro und dürfte auch dann noch nicht auf „Reiseflughöhe“ angelangt sein.

Der deutsche DAX hat aber noch einen weiteren Stern mit hohem Leuchtpotenzial aufzuweisen: Daimler (ISIN DE0007100000) hat noch nie in seiner Geschichte so viele Mercedes-Automobile verkauft wie heuer. Besonders die Chinesen fahren neuerdings auf die deutschen Nobelhobel ab. Und China ist nun einmal der wichtigste Wachstumsmarkt für die globale Autoindustrie. Die seit einigen Monaten wie mit der Schnur nach oben gezogene Kurslinie könnte in nächster Zeit noch deutlich „angestückelt“ werden. Analysten reden von Kurszielen von über 80 Euro, aktuell notiert das Papier in der Gegend von 70.

Wer lieber mit riskanteren, dafür aber ertragreicheren Nebenwerten „spielt“, könnte einmal einen Blick in die Schweiz werfen: Der Thalwiler Halbleiterhersteller U-Blox (ISIN CH0033361673), dessen Kurs sich in den vergangenen zwölf Monaten satt verdreifacht hat, hat in den vergangenen Tagen eine kleine Konsolidierung hingelegt, die erneute Einstiegschancen bieten sollte. Von den Ergebnissen her ist das Unternehmen jedenfalls weiterhin hervorragend unterwegs. Vorerst sind die Analysten mit Kurszielen zwischen 130 und 140 Franken (bei einem aktuellen Kurs von rund 120) noch vorsichtig, aber da müsste mehr drin sein.

In derselben Liga (Kursverdreifachung seit vorigem Sommer, mit rund 500 Mio. Euro Börsenkapitalisierung nicht gerade ein Schwergewicht, aber hohes Aufwärtspotenzial) spielt auch die deutsche RIB Software (ISIN (DE000A0Z2XN6). Ihr trauen Analysten ein kurzfristiges Kurspotenzial von bis zu 25 Prozent zu. Aber Vorsicht: Beide Papiere sind nämlich Momentum-Aktien, wie sie in Amerika gerade heftig unter die Räder kommen.

Stark im Kommen sind nach der jüngsten Energiewende-Entscheidung der deutschen Regierung die Hersteller von Windkraftanlagen. Die vor ein paar Wochen hier empfohlene dänische Vestas Wind (ISIN DK0010268606) hat seither mit einem Kursplus von knapp 20 Prozent schon viel Freude gemacht. Jetzt ist auch der deutsche Konkurrent Nordex (ISIN DE000A0D6554) dabei, auszubrechen.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2014)

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