Anlage: Streuung schützt bei Korrekturen nur bedingt

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Wer sein Vermögen breit streut, wird von etwaigen Kursrückgängen an den Aktienbörsen weniger schlimm getroffen. Doch nicht immer steigen Staatsanleihenkurse und der Goldpreis, wenn die Aktienkurse fallen.

Wien. Wenn die von vielen befürchtete Korrektur an den Börsen kommt, was sollte man dann im Depot haben, das die Aktienverluste abmildern kann? Zumindest in den vergangenen fünf Jahren korrelierten Staatsanleihen „sicherer“ Staaten wie Deutschland oder den USA tendenziell negativ mit Aktien. Das bedeutet: Wenn die Krisen in den Hintergrund traten und die Risikofreudigkeit wuchs, griffen die Anleger zu Aktien und stießen Staatsanleihen ab, wenn sich wieder Ängste breitmachen, kauften sie Staatsanleihen und trieben bei diesen die Kurse hinauf.

Auch Gold wird oft als Krisenwährung gesehen und steigt etwa bei schlechten politischen Nachrichten. Bei High-Yield-Bonds, also hoch verzinsten Anleihen von Unternehmen mit schlechter Bonität, verhält sich das anders: Ihre Kurse steigen parallel zu den Aktienkursen. Sobald die Krisenangst wächst, verlangen die Investoren von diesen Firmen höhere Zinsaufschläge, was die Kurse drückt.

Inflationsangst hilft Goldpreis

Dass Staatsanleihen und Gold negativ und High-Yield-Bonds positiv mit Aktien korrelieren, ist jedoch kein Naturgesetz. Von 1970 bis 2000 bewegten sich Aktien und Anleihen oft parallel. Es seien Szenarien denkbar, in denen das wieder so ist, sagt Robert Karas von der Schoellerbank. Wenn etwa die langfristigen Zinsen stark steigen, könnte das die Kurse von Staatsanleihen und Aktien drücken.

Auch der Goldpreis bewegt sich mitunter parallel zu den Aktienkursen– dann nämlich, wenn die Inflationsängste hoch sind. Dann werden Sachwerte wie Aktien und Gold nachgefragt. Mit dem Abnehmen der Inflationsängste fiel ab 2011 der Goldpreis; die Aktienkurse setzten ihren Höhenflug fort. Zuletzt war die Korrelation wieder negativ: Als die Ukraine-Krise hochkochte, profitierte der Goldpreis kurzzeitig. Inzwischen ist er wieder gefallen.

Sein Vermögen über mehrere Anlageklassen zu verteilen schützt also nur bedingt vor Kursabstürzen bei Aktien. „Wer Angst hat, dass die Aktienkurse fallen, sollte lieber die Aktienquote wieder auf ein Niveau zurückfahren, bei dem er gut schlafen kann“, meint Karas. Ähnlicher Ansicht ist Wolfgang Traindl von der Erste Group. Profianleger können sich zwar mit dem Kauf von Put-Optionen bzw. dem Verkauf von Call-Optionen absichern. Eine weitere Alternative ist, Stop-Loss-Orders zu setzen, bei denen automatisch verkauft wird, falls die Kurse eine bestimmte Schwelle unterschreiten. Grundsätzlich sollte man aber nur dann Aktien haben, wenn man zu dem Risiko stehe. Jedenfalls müsse man die Aktienquote regelmäßig dem persönlichen Risikoprofil anpassen, stellt Traindl fest: Je mehr Verluste jemand grundsätzlich verkraften kann, desto mehr Aktien vertrage er im Depot. Wenn die Kurse stark gestiegen sind, könne es passieren, dass ein risikoaverser Anleger eine zu hohe Aktienquote habe– und umgekehrt. Das müsse man immer wieder anpassen.

Cash als Reserve

Wer eine Korrektur an den Börsen fürchtet, für den kann es ratsam sein, vorübergehend höhere Cash-Bestände zu halten. Auch wenn täglich griffbereites Geld kaum Zinsen bringt, kann es nach einem Börsenrückgang hilfreich sein. „Wenn man einsteigen will, wenn die Kurse gefallen sind, braucht man Geld dafür“, sagt Karas. Falls die befürchtete Korrektur dann doch ausbleibt, könne man günstige Gelegenheiten ergreifen, etwa wenn die Aktien einer Branche oder von einzelnen Firmen günstig zu haben sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2014)

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