Das Comeback der Immoaktien

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Während der Finanzkrise haben sich viele Anleger mit Immobilienaktien die Finger verbrannt. Die Erholung danach ist langsam erfolgt. Doch sie gewinnt an Fahrt.

Wien. Vor der Finanzkrise wurden Immobilienaktien als defensive, sichere Anlageform angepriesen. Dann platzte die weltweite Immobilienblase, die heimischen Gesellschaften gerieten durch intransparente Transaktionen des damaligen Immofinanz-Managements sowie der Meinl European Land zusätzlich in Misskredit. Anleger verloren viel Geld. Der Immobilien-ATX (IATX) fiel von fast 400 auf 40 Punkte.

„Rabatt“ an der Börse

Inzwischen steht der Index, der gegenwärtig die Kurse von Immofinanz, CA Immo, Conwert, S-Immo, Buwog und Warimpex widerspiegelt, bei knapp unter 200 Punkten. Er ist damit nicht nur weit von seinem einstigen Allzeithoch entfernt. Auch die Firmen notieren deutlich unter ihrem Net Asset Value, dem Nettovermögenswert. Das bedeutet, dass sie an der Börse um bis zu 45 Prozent weniger kosten, als es dem Wert ihres Vermögens (abzüglich Schulden) entspricht. In anderen Ländern ist der Abstand zwischen Kurs und NAV längst geringer geworden.

Doch holen die Kurse langsam auf. Die Aktie der CA Immo hat sich seit einem Jahr um ein Drittel, jene der S-Immo um ein Viertel verteuert. Der CA Immo komme die Verbesserung der Bilanzstruktur zugute, erklärt Thomas Neuhold von Kepler Cheuvreux. Zuvor hatten die Aktionäre das Papier teilweise gemieden, weil sie fanden, dass der Fremdfinanzierungsanteil in Relation zum hohen Anteil an Entwicklungprojekten (also Baustellen) zu groß war. Das habe das Unternehmen durch Verkäufe verbessert. Auch der Konjunkturzyklus spiele der CA Immo in die Hände, stellt Erste-Analyst Günther Artner fest. In schwachen Phasen setzen die Anleger primär auf Wohnimmobilien, da diese stabile Renditen versprechen. Doch nun würden Gewerbeimmobilien attraktiver. Davon sollte freilich nicht nur die CA Immo, sondern auch die Immofinanz profitieren.

Diese sei für Artner der Favorit unter den heimischen Immobilienwerten. Momentan leide die Aktie aber unter dem hohen Russland-Anteil. Mit der Abspaltung der Buwog, die vor allem auf Wohnimmobilien in Deutschland und Österreich setzt, ist der Gewerbeimmobilien- und Osteuropaanteil der Immofinanz noch stärker geworden. Sollte sich die Lage entspannen, könnte sich der bei der Immofinanz besonders große Abstand zwischen Kurs und NAV (der Kurs liegt um etwa 45 Prozent unter dem NAV) teilweise schließen. Operativ sollte das Russland-Geschäft kein Problem darstellen, meint Neuhold. Aber das Sentiment der Anleger spreche momentan gegen die Aktie.

Artner gefällt indes auch die S-Immo-Aktie gut. Bei der CA Immo sollte man kurzfristig vorsichtig sein, da eine Wandelanleihe vor der Wandelung stehe. Dann erhalten die Anleiheinhaber Aktien, die sie verkaufen könnten, was den Kurs kurzzeitig unter Druck bringen könnte. Daher hat Artner die Aktie vorübergehend auf „Halten“ gesetzt, mittelfristig habe auch sie Potenzial.

Hohe Dividendenrenditen

Die Conwert hält Artner hingegen für weniger profitabel als andere Firmen, die auf dem deutschen Wohnbausektor aktiv sind. Ähnlicher Ansicht ist Neuhold: Die Conwert sitzt nach der Übernahme der Eco Business vor einigen Jahren noch immer auf einem relativ hohen Gewerbeimmobilienanteil mit vergleichsweise großen Leerständen.

Die Buwog gefällt dem Analysten besser. Das Unternehmen generiere einen hohen Cashflow, was in Zukunft eine hohe Dividendenrendite ermögliche. Wie bei der Mutter Immofinanz sollte sich diese in der Gegend von fünf Prozent bewegen. Heuer schüttet die Immofinanz keine Dividende aus, da, wie es hieß, die Buwog die Dividende war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2014)

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