US-Aktienmarkt: Private kommen zu spät zur Party

(c) imago stock&people (imago stock&people)
  • Drucken

Während Aktien so teuer sind wie seit vier Jahren nicht mehr, stecken vor allem Privatanleger weiterhin Geld in Aktienfonds.

New York. Privatanleger und professionelle Investoren an der Wall Street verfolgen derzeit gegenläufige Wege. Private Investoren stecken weiterhin Geld in den US-Aktienmarkt– während die professionellen Strategen davon ausgehen, dass die Zugewinne für heuer vorbei sind. Rund 100 Mrd. Dollar sind in den vergangenen zwölf Monaten in Publikumsfonds und börsengehandelte Fonds (ETFs) im Bereich Aktien geflossen, zeigen Daten von Bloomberg und dem Investment Company Institute (ICI). Das ist zehnmal so viel wie in den vorangegangen zwölf Monaten.

Der zunehmende Optimismus steht im Gegensatz zu Prognosen von Banken wie UBS und HSBC. Ihrer Einschätzung nach wird der Aktienmarkt stagnieren, da die Bewertungen auf einem Vier-Jahres-Hoch sind. Zwar hat die Vergangenheit gezeigt, dass Strategen mit ihren Erwartungen nicht immer richtig liegen. Doch beweist ein Blick in die Vergangenheit auch, dass der aktuelle Bullenmarkt schon länger als der Durchschnitt solcher Phasen anhält und dass Privatanleger tendenziell gegen Ende einer Rallye investieren.

US-Aktien sind zuletzt von ihren Rekordhochs ein wenig zurückgefallen. Der Chicago Board Options Exchange Volatility Index (VIX), der die Schwankungen und damit die Nervosität an den Börsen misst, hat von einem Sieben-Jahres-Tief um 17 Prozent zugelegt.

Nervosität an der Börse wächst

Der VIX-Index bewegt sich in 80 Prozent der Zeit entgegengesetzt zum Aktien-Leitbarometer Standard & Poor's 500. Investoren sichern sich mit Call-Wetten auf seine Entwicklung gegen Einbrüche auf dem Aktienmarkt ab. Der VIX wird auch als Angst-Index bezeichnet. Vor dem kürzlich erfolgten Rückgang hat der US-Aktienmarkt wenig Volatilität und stetig steigende Gewinne gesehen.

Das gab privaten Investoren das Vertrauen, Geld in US-Titel zu stecken. Im Juni steckten sie 9,5 Mrd. Dollar in Aktienfonds. In acht der vergangenen zehn Monate verzeichneten die Fonds Zuflüsse. Das ist eine Trendumkehr im Vergleich zu den fünf Jahren bis Ende 2012, als 300 Mrd. Dollar aus Aktienfonds abgezogen wurden.

Julian Emanuel, Stratege für US-Aktien und Derivate bei der Schweizer UBS, erwartet, dass das Ende der Konjunkturmaßnahmen der Federal Reserve (Fed) zu mehr Volatilität auf dem US-Aktienmarkt und geringen Erträgen führen wird.

Die Notenbank will ihre Anleihekäufe im Oktober beenden, falls sich die Wirtschaft weiter so gut entwickelt, zeigt das Sitzungsprotokoll zum Juni-Treffen der Fed. Dann fließt weniger Geld in die Finanzmärkte, was die Börsen ausbremsen könnte. „Die Aktien werden pausieren oder sich etwas abwärts entwickeln“, sagt Emanuel. Relativ teure Bewertungen würden zudem künftige Zugewinne beschränken, meint Garry Evans, weltweiter Leiter Aktienstrategie bei HSBC in Hongkong. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.