Aktienkäufe bei Kursverlusten bieten besten Ertrag seit 2009

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Kursrückgänge im S&P 500 haben in diesem Jahr durchschnittlich eineinhalb Tage angehalten. Das ist die kürzeste Dauer seit mindestens fünf Jahren.

Die Strategie des Aktienkaufs bei kurzfristigen Kursrückgängen im US-Benchmarkindex Standard & Poor's 500 weist derzeit die größten Erfolge seit Beginn des Bullenmarktes aus. Kursrückgänge im S&P 500 haben in diesem Jahr durchschnittlich eineinhalb Tage angehalten, wie aus Bloomberg- Daten hervorgeht. Das ist die kürzeste Dauer seit mindestens 2009. Seit vergangenem Jahr lagen die Erträge an Tagen nach einem Indexrückgang bei 0,13 Prozent. Höher waren sie zuletzt 2009 mit 0,38 Prozent.

Die Leichtigkeit, mit der die Aktienkurse sich von schlechten Nachrichten erholen, ermutigt die Anleger und könnte eine Erklärung dafür sein, warum einige der größten Rallyes in diesem Jahr trotz geopolitischer Krisen ihren Lauf genommen haben. In den vergangenen zwei Wochen funktionierte die Strategie angesichts eskalierender Spannungen in der Ukraine und dem Gazastreifen.
"Die Leute warten seit einiger Zeit auf die große Kurskorrektur - wo bleibt sie?" fragt Brian Barish, Präsident von Cambiar Investors LLC in Denver. "Wie schlimm auch immer es von 2007 bis 2009 war, jetzt ist die Stimmung verblüffend optimistisch."

S&P 500 seit 2009 verdreifacht

In der vergangenen Woche stieg der S&P 500 zum 27. Mal in diesem Jahr auf ein Allzeithoch. Die US-Aktienmärkte haben mehr als 15 Billionen Dollar an Wert gewonnen und der S&P 500 hat sich von einem 12-Jahres-Tief 2009 annähernd verdreifacht, angetrieben von den Konjunkturfördermaßnahmen der Federal Reserve, einer seit fünf Jahren anhaltenden wirtschaftlichen Expansion und Unternehmensgewinnen auf Rekordniveau.

Im laufenden Quartal hat sich die Dauer der Kursrückgänge weiter verringert, von 1,5 Tagen im zweiten Quartal auf jetzt 1,2 Tage. Die Zahl der Tage mit sinkenden Kursen ist dagegen fast konstant geblieben und liegt in diesem Jahr bei 59 gegenüber einem Durchschnitt von 61 für diesen Zeitraum seit 2011. "Fast bei jeder Andeutung eines Kursrückganges scheint neues Geld in den Markt zu strömen", sagt Timothy Ghriskey, Chief Investment Officer bei Solaris Asset Management LLC in New York.

Am 10. Juli sank der S&P 500 in der ersten halben Stunde nach Börsenöffnung aufgrund von Anzeichen finanziellen Stresses bei einer portugiesischen Bank. Im Tagesverlauf holte der Index einen Teil der Verluste auf, am 14. Juli hatte er sie vollständig ausgeglichen. Am 3. März war der Index 0,7 Prozent gesunken, belastet von Befürchtungen, dass die russische Unterstützung für Separatisten in der Ukraine zu einem größeren Konflikt führen könnte. Am nächsten Tag legten die Kurse wieder zu und der S&P 500 verzeichnete mit plus 1,5 Prozent seinen größten Tagesgewinn in diesem Jahr.

Privatanleger haben Vertrauen

Die anhaltenden Gewinne haben vor allem Privatanleger zu Käufen ermuntert. Seit Anfang 2013 sind rund 190 Mrd. Dollar in Aktienfonds und börsennotierte Aktienfonds (ETFs) geflossen, wie aus Daten des Branchenverbandes Investment Company Institute und von Bloomberg hervorgeht. In den fünf Jahren bis Ende 2012 zogen die Privatanleger dagegen 300 Mrd. Dollar aus Aktienfonds ab.
"Die Bereitschaft, bei Kursrückgängen zu kaufen, impliziert Vertrauen", sagte Stacey Nutt, Chief Investment Officer bei ClariVest Asset Management LLC in San Diego, Kalifornien. "Es ist ein Anzeichen für Konjunkturstärke, das sich in den Märkten zeigt."

Manchen Profi-Investoren macht der anhaltende Kursanstieg bereits Sorgen. In einer Bloomberg-Umfrage unter Investoren, Analysten und Händlern vom 15./16. Juli sahen drei von fünf Befragten den Markt in einer Blase oder kurz davor. Der S&P notiert derzeit rund 25 Prozent über seinem Höchststand von 2007. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der berichteten Gewinne liegt Bloomberg-Daten zufolge bei 18 und damit nahe dem höchsten Stand seit 2010.

Korrektur überfällig

"Wir sind in einer Blase", sagte Marc Faber, Managing Director von Marc Faber Ltd. in Hongkong und Verleger des Gloom, Boom & Doom Report, vergangene Woche in einem Interview mit Bloomberg TV. "In einer Blase sind die Leute optimistisch, es gibt Euphorie, dass die Kurse immer weiter steigen, und so weiter. Und das ist wohl möglich. Die Frage ist, ob Aktien einen guten Wert bieten, und bei US-Aktien ist das meiner Auffassung nach nicht der Fall."

Historisch betrachtet ist eine Korrektur überfällig. Seit
33 Monaten hat der S&P keinen Rücksetzer von zehn Prozent oder mehr verzeichnet - die drittlängste solche Periode seit 1990. Im Schnitt fanden solche Korrekturen seit 1946 alle 18 Monate statt, wie eine Studie von Sam Stovall, Chef-Aktienstratege bei S&P Capital IQ, zeigt.

(Bloomberg)

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