Börsenreport: Große Nervosität an Europas Börsen

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Die Sorge wegen der Russland-Sanktionen setzt Europas Börsen zu. Der Wiener ATX rutschte zeitweise auf den tiefsten Stand seit über einem Jahr.

Wien. Schon am Donnerstag schienen Europas Börsenindizes nur eine Richtung zu kennen: nach unten. Am Freitag setzten sie ihren Abwärtstrend fort. Die Ursachen sind zahlreich: die Staatspleite Argentiniens, die Krise in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland – aber auch Unternehmenszahlen, die hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurückbleiben. Der DAX war bereits am Donnerstag unter die 200-Tage-Linie, eine wichtige charttechnische Marke, gerutscht. Das verleitete am Freitag weitere Anleger dazu, ihre Papiere zu Geld zu machen.

Starke Schwankungen

Doch erwischte es am Freitag kleinere Indizes wie den S-DAX oder den Tec-DAX schwerer als die großen Börsenbarometer. Das gilt als Zeichen starker Nervosität. Der Volatilitätsindex VIX, der die erwarteten Schwankungen und damit Ängste der Investoren an der Wall Street misst, sprang auf ein Viermonatshoch.

Doch notieren die US-Börsenindizes Dow Jones sowie der breit gefasste S & P 500 nur knapp unter ihren kürzlich aufgestellten Allheithochs. Der Frankfurter DAX rutschte am Freitag hingegen auf 9200 Punkte und lag damit acht Prozent unter seinem Allzeithoch bei mehr als 10.000 Zählern. Dabei gab die Adidas-Aktie, die bereits tags zuvor nach einer Gewinnwarnung 15 Prozent verloren hatte, weiter nach. Abgaben gab es quer durch alle Branchen. Pharmawerte wie Bayer wurden genauso auf den Markt geworfen wie konjunktursensible Papiere wie HeidelbergCement. Einer der europaweit stärksten Verlierer war die Aktie des französischen Baukonzerns Vinci. Dessen Halbjahreszahlen waren hinter den Erwartungen geblieben. Das Unternehmen hat wegen der Schwächen auf seinem Heimatmarkt und in Großbritannien zudem angedeutet, dass seine Prognose nicht halten dürfte. Der Umsatz werde „leicht“ zurückgehen, hieß es. Auch Arcelor-Mittal verlor, nachdem das Unternehmen seine Ebitda-Prognose für das Gesamtjahr gesenkt hatte.

Auch der Wiener ATX gab nach. Er rutschte zeitweise unter die Grenze von 2300 Punkten und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Am Freitagnachmittag führte die russlandlastige Raiffeisen Bank International das Verlust-Ranking an, gefolgt von den Immobilienwerten Immofinanz, Conwert und CA Immo.

Auch die Aktien der Erste Bank gaben wieder nach. Tags zuvor hatte das Papier trotz eines (erwarteten) Milliardenverlusts im abgelaufenen Quartal zulegen können. Zuvor war es nach einer Gewinnwarnung dramatisch abgerutscht. Die Analysten der Credit Suisse senkten am Freitag ihr Kursziel für die Erste Group von 26,37 auf 25,50 Euro. Die relativ gute Empfehlung „Outperform“ blieb jedoch. Das Papier wurde am Freitag um etwa 19 Euro gehandelt. Dagegen beließen die Berenberg-Bank-Experten ihr Kursziel bei 14 Euro und blieben bei ihrer Verkaufsempfehlung. Die Analysten begründeten dies mit dem Risiko, dass der jüngsten Gewinnwarnung der Erste Group weitere Verluste im zweiten Halbjahr 2014 folgen könnten.

Schwache Zahlen zu US-Jobs

Das Verbund-Papier hielt sich relativ gut. Die Erste Group hat im Anschluss an die Zahlenvorlage des Versorgers vom Mittwoch ihr Kursziel von 12,50 Euro auf 12,30 Euro gesenkt. Das relativ schlechte Votum „Reduce“ für die Aktie, die um etwa 14 Euro gehandelt wird, blieb.
Auch vom US-Arbeitsmarkt kamen eher enttäuschende Zahlen: Im Juli wurden 209.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Die Arbeitslosenquote stieg leicht von 6,1 Prozent im Vormonat auf 6,2 Prozent. Beides war schlechter als erwartet. Die US-Börsen starteten leicht im Minus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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