US-Firmen kaufen eigene Aktien zu

Rückkaufprogramme. In den USA haben Unternehmen Milliarden Dollar investiert, um eigene Aktien zurückzukaufen. Kann das als Anzeichen einer Blase gesehen werden?

New York/Wien. In den vergangenen Wochen war immer wieder zu hören: US-Unternehmen kaufen so viele eigene Aktien zurück wie seit Jahren nicht. Viele Experten zeigen sich angesichts dieser Entwicklung skeptisch. Manche fürchten, dass dies als Zeichen eines übertriebenen Optimismus an den Aktienmärkten gesehen werden kann. Doch was stimmt nun wirklich?

Aktienrückkäufe dienen häufig der Kurspflege. Höhere Kurse können einem Unternehmen dabei helfen, feindliche Übernahmen abzuwehren. Eine andere Motivation für den Rückkauf von Aktien kann die Verhinderung der Verwässerung von Altaktionären sein, wie die Schoellerbank in einem Analysebrief schreibt.

Für Aktionäre unerfreulich wird es aber dann, wenn Aktien auf Pump zurückgekauft werden und so der Verschuldungsgrad des Konzerns erhöht wird. „Es genügt, wenn die Schulden gleich bleiben, während das Eigenkapital durch die Rückkäufe sinkt, denn dann tragen die verbleibenden Aktionäre in einem höheren Maß die Schulden“, schreibt die Schoellerbank.

Ist der freie Cashflow zu gering, sind Aktienrückkäufe wohl auch nicht gerade die beste Idee. Die US-Elektronikkette Radioshack kaufte etwa trotz sinkender Gewinne und steigender Schulden immer mehr eigene Aktien zurück. Heute steht die Firma am Rande der Insolvenz. Fraglich ist freilich auch, zu welchem Kurs ein Unternehmen seine Aktien einzieht. Für Investor Warren Buffett muss der Kurs immer niedriger sein als der faire Wert. Ansonsten sei es eine „Vergeudung von Ressourcen“.

90 Mrd. Dollar für Aktien

In den USA haben Konzerne in den vergangenen zwölf Monaten 90 Mrd. Dollar für Rückkaufprogramme ausgegeben. Das ist der höchste Wert der vergangenen Jahre. Nur 2007 waren es mit 600 Mrd. Dollar noch mehr.

Doch gleichzeitig haben die Firmen auch ihre Verschuldung gesenkt. Zudem blieben hohe Barreserven übrig. Die im Standard&Poor's-500-Index gelisteten Firmen sitzen in Summe auf 4,3 Billionen Dollar Cash. „Es stimmt jedenfalls nicht, dass die meisten US-Unternehmen ihren Gewinn pro Aktie in den vergangenen Jahren nur durch Aktienrückkäufe steigern konnten“, heißt es in der Analyse.

Bis vor 30 Jahren waren Aktienrückkäufe in den USA übrigens gar nicht möglich. Sie standen im Verdacht, Insider zu begünstigen und den Aktienkurs zu manipulieren. Seit dem Jahr 1982 können Firmen in den USA aber unter bestimmten Auflagen einen solchen Schritt setzen. So dürfen etwa maximal 25 Prozent des täglichen Handelsvolumens pro Tag zurückgekauft werden, erklärt die Schoellerbank.

In Europa sind Aktienrückkäufe indes weniger beliebt. Das hat wohl auch mit der schwächeren Ertragssituation der Firmen zu tun.

Als Signal für eine Blase möchte die Schoellerbank die steigende Anzahl an Rückkäufen in den USA nicht werten. Die Frage sei eher, ob die Rückkäufe noch lange so weitergehen könnten. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2014)

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