Europa: Allzu schnelle Erholung gilt als unwahrscheinlich

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Anlagestrategen raten zu Vorsicht bei europäischen Aktien. In China zeichne sich hingegen eine Trendwende ab.

Wien. Anleger können aufatmen. Eine schärfere Korrektur an den Börsen ist – allen politischen Krisen zum Trotz – ausgeblieben. Die Strategen von AXA Investment Managers üben sich dennoch in Vorsicht: „Wir fahren unsere Aktienquote wieder auf ,Neutral‘ zurück und legen die Erlöse vorübergehend auf dem Geldmarkt an“, heißt es in einem Marktausblick. Zudem rate man zu einer Untergewichtung des Euroraums. Auch der unklare Zustand vieler Euroraumbanken, die möglicherweise weitere Leichen im Keller hätten, bereitet den Experten Kopfzerbrechen.

Die europäischen Börsen werden gleich von zwei Faktoren belastet: der Russland-Ukraine-Krise und der schwachen Konjunktur in Frankreich und Italien. Das drückt nicht nur auf die Unternehmensgewinne. Allein schon wegen der Konjunkturzweifel bestehe die Gefahr, dass ausländische Investoren ihr Kapital aus dem europäischen Aktienmarkt abziehen.

Firmengewinne enttäuschten

Seit Jahresbeginn liegt der Eurostoxx-50 leicht im Minus. Der Frankfurter DAX, der jedoch zuvor auf ein Rekordhoch hochgeschossen ist, hat zwei Prozent, der Wiener ATX fast zehn Prozent verloren. Bei den ATX-Firmen hat man mit starken Gewinnzuwächsen gerechnet, diese sind bis dato aber ausgeblieben. Dagegen wächst die Wirtschaft in den USA sowie in China wie erwartet. Der MSCI China hat seit Jahresbeginn um fünf Prozent, der US-amerikanische S&P-500 um acht Prozent zugelegt.

Jeff Hochman, Leiter der technischen Analyse bei Fidelity Worldwide Investment, ist nicht ganz so zuversichtlich für die US-Börsen: Zwar sei der globale Bullenmarkt langfristig intakt, es gebe aber Vorboten für eine Korrektur auf dem US-Aktienmarkt im zweiten Halbjahr. Diese sollte sich v.a. bei kleinen und mittleren Firmen zeigen. Die gute Nachricht sei aber: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Korrektur so stark ausfällt wie 2011, als die Märkte um 20 Prozent nachgaben.“ Damals haben Ängste vor einem Zerfall der Eurozone die Märkte weltweit zum Absturz gebracht.

China beendet Abwärtstrend

Für China ist jedoch auch Fidelity-Experte Hochman optimistisch. Aus technischer Sicht stünden die Chancen gut, dass die Standardwerte und die in Hongkong gehandelten chinesischen Aktien ihren vier Jahre andauernden Abwärtstrend beenden. In Großbritannien sowie in der Eurozone spreche indes auch das Chart-Muster gegen eine rasche Erholung nach der jüngsten Korrektur.

Bei den Anleihen ziehen die AXA-Experten deutsche den amerikanischen vor und solche aus Peripherieländern den deutschen. Zwar sind deutsche Staatsanleihen bereits sehr teuer– kürzlich ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals unter ein Prozent gefallen– doch sollte die lockere Geldpolitik in der Eurozone verhindern, dass es zu einem allzu steilen Renditeanstieg bei deutschen Bundesanleihen kommt. Bis zum Jahresende sollte die Rendite auf 1,25Prozent steigen. In den USA erwarten die Experten einen Anstieg der Renditen zehnjähriger Staatsanleihen von derzeit 2,4 auf drei Prozent. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2014)

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