Märkte setzen auf Reformen in Asien

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In manchen Regionen Asiens besteht der politische Wille zu Veränderungen. Das könnte Anlegern in die Hände spielen.

Frankfurt am Main/Wien. Anleger sind in den vergangenen Jahren zwar nicht scharenweise in Aktien geflüchtet. Es hat aber gereicht, um an der einen oder anderen Börse für neue Höchststände zu sorgen. „Schuld“ daran sind vor allem die Notenbanken, die die Märkte mit billigem Geld geflutet haben.

Doch die Kurse sind mancherorts mittlerweile so stark gestiegen, dass Aktien immer sorgfältiger ausgewählt werden müssen. Schnäppchen sind nicht mehr leicht zu finden. Schon gar nicht in den westlichen Industriestaaten. Anders sieht das aber in Asien aus. „Die Märkte zählen zu den billigsten der Welt“, sagt Raymond Chan von Allianz Global Investors auf einer Presseveranstaltung in Frankfurt.

Chancen sieht Chan in der Region unter anderem deswegen, weil es den erklärten Willen zu Reformen gebe. China versuche derzeit etwa, seinen Kapitalmarkt zu öffnen. Die Börsen in Schanghai und Hongkong sollen enger miteinander verbunden werden, was Investoren den grenzüberschreitenden Handel ermöglicht. Zudem plant die Regierung, einige ihrer Staatsfirmen privaten Kapitalgebern zu öffnen.

Auch Indien befindet sich derzeit in einer Umbruchphase. Der neu gewählte Premier, Narendra Modi, könnte auf lange Sicht für eine Neubewertung des indischen Marktes sorgen, so Chan. „Indien braucht mehr Reformen und der Markt erwartet sie auch.“

Im Lichte potenzieller Veränderung ist der indische Aktienmarkt aber schon ziemlich gut gelaufen. In diesem Jahr gab es (auf Eurobasis) ein Plus von rund 35 Prozent. Wer jedoch bereits Anfang 2008 investiere, hat sein Geld bisher nicht wiedergesehen. Der Markt liegt seit den sechs Jahren nach der Krise 13 Prozent im Minus.

Adrian Lim von Aberdeen Asset Management kritisiert jedoch, dass indische Aktien nach der Amtseinführung Modis zwar zu Höchstpreisen gehandelt würden, „aber noch immer keine Zeichen dramatischer Reformen zu erkennen sind, auf die das Volk gehofft hatte“. Und Modi hat viel auf der Agenda: Der Premier will etwa eine einheitliche Mehrwertsteuer einführen und staatliche Unternehmen privatisieren. Auch soll die Geldpolitik der Notenbank künftig von einem mehrköpfigen Ausschuss bestimmt werden.

Zwar lag das Wachstum des indischen Bruttoinlandsprodukts im abgelaufenen Quartal bei 5,7 Prozent und damit so hoch wie seit zwei Jahren nicht. Für Lim ist das aber nicht überzeugend genug. Die Wirtschaftsleistung der drittgrößten Volkswirtschaft wachse noch immer nur halb so schnell wie vor der Finanzkrise, bemängelt Lim.

Steuererleichterung in Korea

Eifer hat unterdessen auch die Regierung in Südkorea gepackt. Chan zufolge sitzen die wichtigen Unternehmen des Landes auf beachtlichen Geldreserven. So habe Samsung Cashbestände von 48 Mrd. Dollar (37,1 Mrd. Euro) angehäuft, bei Hyundai Motors sind es rund 13,5 Mrd. Dollar. Die Konzerne dachten bisher aber offenbar nicht daran, ihre Anteilseigner mitnaschen zu lassen. Die Dividendenrendite von Samsung liegt laut Chan bei 1,1 Prozent, jene von Hyundai bei 0,9 Prozent.

Die Politiker des Landes scheinen sich nun darauf verständigt zu haben, dass hier Änderungen notwendig sind, und haben die Senkung von Dividendensteuern angekündigt. Die Firmen sollen damit zur Auszahlung ihrer Reserven animieren werden. Laut Franklin Templeton dürfte die Nationalversammlung noch im September über die Maßnahmen abstimmen.

Chan glaubt zwar nicht, dass die einzelnen Regierungen alle Reformen umsetzen werden, „aber einige davon schon“.

Asiatische Anleiheinvestoren dürfen ebenso hoffen. Nach der Ankündigung der US-Notenbank Fed, ihre Anleihenkäufe zurückzufahren, gerieten die Schwellenländer unter Druck. Gerade das könnte sich als Chance erweisen, glaubt Greg Saichin von Allianz Global Investors. Denn globale Schwellenland-Anleihen haben sich seit 1993 in den 18 Monaten nach einem Tief um im Schnitt 31 Prozent erholt.

AUF EINEN BLICK

Die Regierungen in einigen asiatischen Staaten haben Reformen angekündigt. Werden diese umgesetzt, könnte das positive Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben. Die Börsen in Asien sind im Vergleich zu den westlichen Industriestaaten (die teils Rekordstände erreicht haben) günstig bewertet. Das könnte für Anleger eine Chance sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2014)

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