Aktien bleiben die einzige Alternative

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An den Börsen ging es in diesem Jahr ziemlich turbulent zu. Doch weil die Europäische Zentralbank mit schweren Geschützen auffährt, sollte sich die Lage bald verbessern.

Wien. Zuerst kam es zu Turbulenzen bei Schwellenländerwährungen, dann brach der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland aus. Wer auf einen ruhigen Start in das Börsenjahr 2014 gehofft hatte, wurde ziemlich enttäuscht. Auch danach ging es relativ turbulent zu.

Nach einigen Berg- und Talfahrten, wie einer kleinen Korrektur in den Sommermonaten, könnte nun aber Optimismus eingekehrt sein. Nicht zuletzt, weil die Europäische Zentralbank (EZB) erst vor Kurzem mit einer neuen Leitzinssenkung überrascht und weitere Liquiditätsmaßnahmen in Aussicht gestellt hat.

Zwar sind die Konjunkturdaten nicht mehr so vielversprechend wie zu Jahresbeginn, doch der globale Wachstumsausblick ist intakt. Vor allem die Peripherieländer scheinen zumindest einen Teil ihrer Hausaufgaben gemacht zu haben. Ihre Konjunktur gewinnt wieder an Fahrt, die Länder haben die Rezession hinter sich gelassen. Auch dürfte der dank EZB-Chef Mario Draghi in seinem Wert gegenüber dem Dollar gesunkene Euro dafür sorgen, dass Unternehmen bald mehr Gewinne einstreifen, weil ihre Waren im Ausland billiger werden. Bei der Raiffeisenbank International rechnet man für das laufende Jahr mit niedrigen einstelligen Zuwachsraten.

Ein Treiber für europäische Aktien könnte auch das im Vergleich zu Europa stärkere Wirtschaftswachstum in den USA und den Schwellenländern sein, wie die Deutsche Bank in ihrem Ausblick feststellt. Bei der RBI sieht man die europäischen Börsen jedenfalls als weiterhin moderat bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Euro Stoxx 50 liegt für heuer bei 14,4, im DAX erreicht es 13,6.

Spottbillig ist das freilich nicht, weil sich aber Anleihen in diesem Jahr schon ziemlich gut entwickelten und die Renditen europaweit auf neue Tiefstände fielen, „ist die relative Attraktivität von Aktien nach wie vor herauszustreichen“, wie die Raiffeisen-Analysten schreiben. Zudem befinden sich die Dividendenrenditen europäischer Aktienindizes mit drei bis 3,5Prozent noch immer über den Renditen von Unternehmensanleihen im Investmentgrade-Bereich.

Kommt der Crash?

In jüngster Zeit mehren sich jedoch Stimmen, die vor einer neuen Übertreibung auf den Märkten warnen. Laut RBI ergebe sich hier ein differenziertes Bild. An der New Yorker Börse werde wieder, gemessen am nominellen Bruttoinlandsprodukt, vermehrt Fremdkapital investiert, so wie zuletzt 1999 und 2007. Auch Rekordbörsengänge und Übernahmen zeigen, dass zu viel billiges Geld auf dem Markt ist. Dass das Ende aber nicht unmittelbar naht, könne man am globalen Aktienindex MSCI World festmachen. Dieser liege nur leicht über seinem historischen Durchschnitt und sei damit deutlich günstiger als bei früheren Zyklushöchstständen, so die Analysten.

Seit der Finanzkrise sind die Börsenkurse stark angestiegen. Doch im Gegensatz zu Anleihen konnten sich die Inhaber von Aktien in diesem Jahr keine goldene Nase verdienen. Dass sich die Kursgewinne – anders als 2013 – in Grenzen halten würden, war zu erwarten. Analysten scheinen mit ihrer Einschätzung also recht behalten zu haben. Zwar knackte der Frankfurter Leitindex Anfang Juni erstmals die historische Marke von 10.000 Punkten. Doch im August fiel der DAX auf 9000 Zähler. Für Anleger bedeutet das seit Jänner ein leichtes Minus von 0,6 Prozent.

Im ATX sieht die Lage mit einem bisherigen Minus von rund 13 Prozent noch trister aus. Wobei es an der Wiener Börse in den ersten drei Quartalen durchaus Lichtblicke gab: Die Papiere der Telekom Austria legten etwa um fast ein Drittel zu. Beim Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel kletterte der Kurs nach einem guten Jahr 2013 (plus 13 Prozent) heuer noch einmal um fast 30 Prozent. Im beinahe gleichen Ausmaß ging es jedoch für Raiffeisen Bank International und Erste Group bergab. Hohe Risikovorsorgen, zu teure Übernahmen und die Krise in der Ukraine haben die Banken um die Gunst der Anleger gebracht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2014)

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