Infrastruktur: Nische mit Potenzial

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Unternehmen aus dem Infrastrukturbereich haben den Vorteil laufender Einnahmen. Doch politische Risken wie die Regulierung sind nicht zu unterschätzen, da sie ziemlich schnell zu einem Problem werden können.

Wien. Ob Autobahn, Stromleitung oder Handymast– jeder Bürger hält derlei Einrichtungen für selbstverständlich, doch ihre Finanzierung ist meist mit Aufwendungen verbunden. Nicht immer ist allein der Staat für Infrastrukturprojeke verantwortlich. Auch börsenotierte Unternehmen mischen hier kräftig mit. Vor allem in Nordamerika und Europa, wo Infrastruktur stark in privater Hand ist.

Für Privatanleger haben sich Infrastrukturinvestments in den vergangenen Jahren bezahlt gemacht, auch wenn sie „kein unentdecktes Intvestmentthema darstellen“, wie es Herbert Perus, Fondsmanager des Raiffeisen-Infrastruktur-Aktien-Fonds, formuliert. So hat heuer beispielsweise der Macquarie-Infrastruktur-Index zwölf Prozent an Wert gewonnen, während der breite Aktienindex Euro Stoxx50 drei Prozent im Minus liegt. Und auch auf Dreijahressicht haben sich Infrastrukturwerte etwas besser geschlagen: Anleger konnten ein Plus von 32Prozent erzielen, europäische Aktien verteuerten sich indes „nur“ um 26Prozent.

Für Igor de Maack von der französischen Fonds-Boutique DNCA Finance sprechen vor allem langfristig niedrige Zinsen und ein laufender Cashflow für Aktien aus dem Segment. Doch auch bei steigender Inflation können Papiere aus dieser Branche einen Vorteil haben. Viele korrelieren nämlich mit Verbraucherpreisen (in de Maacks Infrastrukturfonds sind das etwa zwei Drittel). Legen diese zu, passen auch die Unternehmen (etwa Mautbetreiber) ihre Preise an. Den Kunden bleibt dann meist nichts anderes übrig, als tiefer in die Tasche zu greifen. Für Perus ist das ein Vorteil. Denn so lasse sich der Wert eines Infrastrukturinvestments relativ gut im Voraus berechnen. Auch wenn am Anfang eines Projekts meist hohe Kapitalaufwendungen stünden.

Politik als Chance und Problem

Doch Infrastrukturpapiere sind nicht frei von Risken. Da wären zum einen marktübliche Auswirkungen, wie etwa ein schwächeres Wirtschaftswachstum. Zum anderen können sich politische Eingriffe zu einem Problem auswachsen.

„Staatliche Regulierung bedeutet zwar einen gewissen Schutz und stabile Einnahmen, allerdings kann diese auch dazu führen, dass Regulierungsbehörden Preisobergrenzen definieren oder Tarifsenkungen zugunsten der Verbraucher durchführen“, sagt Perus. Schmerzlich in Erinnerung geblieben dürfte so manchen Anlegern die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima geblieben sein. Denn die deutsche Bundesregierung entschloss sich damals, der Atomenergie den Rücken zu kehren. Für die Energieriesen E.On und RWE eine Katastrophe, da sie zu diesem Zeitpunkt einen hohen Anteil aus Kernenergie speisten. Mittlerweile sind zwar schon einige Jahre vergangen, doch der Aktienkurs beider Firmen ist seither nicht mehr in die Nähe seines Niveaus von 2011 gekommen. Und das, obwohl beide Unternehmen seither Anstrengungen im Segment der erneuerbaren Energien unternommen haben.

Generell betrachtet sind Infrastrukturaktien aber nicht mehr billig. In de Maaks Fonds beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis 17, im Euro Stoxx liegt es bei 16. Sein Fonds investiert zu einem Drittel in Frankreich, auch weil es dort im Vergleich zu nordeuropäischen Aktien „viele Gelegenheiten“ gebe. Grund dafür ist unter anderem der politische Discount. Der sozialistischen Regierung unter François Hollande wird vorgeworfen, dringende Reformen verschlafen zu haben. Frankreichs Wirtschaft droht ins Abseits zu geraten. Das setzt die Unternehmen unter Druck.

Abseits von Europa ist de Maack auch in Schwellenländer-Unternehmen investiert, allerdings nur zu einem geringen Anteil. Man hofft dort auf einen hohen Nachholbedarf der Staaten. Aber: Politische Risken sind in diesen Ländern oft deutlich höher als in entwickelten Märkten, gibt Perus zu bedenken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2014)

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