Strategie: Shareholder Value „dummes Konzept“

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Unternehmen, die primär eine hohe Rendite für ihre Aktionäre anstreben, verfehlen dieses Ziel letztendlich, sagt eine Studie.

New York. Eine Unternehmensstrategie mit dem obersten Ziel einer Maximierung des Aktienkurses (Shareholder Value) ist ein schwerer Fehler. Das zumindest behauptet James Montier vom Team der Asset Allocation bei Grantham, Mayo, Van Otterloo & Co. aus London in einer Studie.

Ein Indiz ist für ihn die Marktentwicklung der vergangenen 25 Jahre. In diesem Zeitraum sei die jährliche Rendite börsenotierter Unternehmen in den USA hinter den 50 Jahren zuvor geblieben, schrieb Montier. In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten habe sich das Konzept der Wertoptimierung für den Anteilseigner (Shareholder Value) in vielen Vorstandsetagen als Leitbild durchgesetzt.

Montier gründet seine Einschätzung auf Daten des breiten US-Aktienindex Standard & Poor's 500, bereinigt um die Inflation und um Bewertungsveränderungen. Er nimmt auch einen unternehmensspezifischen Vergleich vor: So vergleicht er den Konzern International Business Machines (IBM), der den Shareholder Value als dezidiertes Unternehmensziel postuliert hat, mit dem Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson, den seit 1943 das Credo von „fairen Renditen“ für die Aktionäre leitet. Dieses Konzept geht auf den damaligen Chairman Robert Wood Johnson zurück, ein Mitglied der Gründungsfamilie.

Rendite hinkt hinterher

Das Ergebnis: Die primäre Ausrichtung auf den Shareholder Value kommt langfristig auch den Aktionären wenig zugute. In den vergangenen 35 Jahren blieb die Aktienrendite von IBM weit hinter der von Johnson & Johnson zurück. „Der Unterschied zwischen den beiden Konzernen könnte kaum größer sein“, stellte Montier fest. „Johnson & Johnson hat den Aktionären wesentlich mehr Rendite eingebracht als IBM.“

Eine Maximierung des Shareholder Value sei das „das dümmste Konzept der Welt“, folgerte er. Er wies ferner darauf hin, dass mit Jack Welch bereits der frühere Chef von General Electric laut einem Bericht in der „Financial Times“ vom März 2009 zum gleichen Ergebnis gelangt sei.
Wer als Unternehmen die Aktionäre auf Kosten anderer bevorzuge, trage zu geringeren Investitionen bei, verstärke die Einkommensunterschiede und reduziere überdies die Teilnahme der Mitarbeiter an der Wirtschaftsleistung, erklärte Montier. (Bloomberg/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2014)

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