Börsen: Aktien bleiben einzige Alternative

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Die Raiffeisen-Analysten erwarten eine gute Entwicklung im ersten Halbjahr. Dann werde die Nervosität wegen der anstehenden Leitzinserhöhung in den USA steigen.

Wien. Aktien, Anleihen oder doch lieber Gold? Die Analysten der Raiffeisen Bank International (RBI) geben Aktien den Vorzug. Denn Anleihen seien extrem teuer geworden. Will man sich dennoch in dieser Anlageklasse engagieren, seien US-Anleihen (wegen der Aussicht auf Währungsgewinne) und Osteuropa-Bonds (wegen der noch relativ hohen Zinsen) am vielversprechendsten, meint RBI-Expertin Veronika Lammer.

Dass sich der Goldpreis in absehbarer Zeit erholt, hält sie aufgrund der niedrigen Inflationsängste für wenig wahrscheinlich. Eher könnte er noch von derzeit 1225 Dollar je Feinunze auf 1050 Dollar bis Ende 2015 abrutschen.

Bleiben also Aktien, wobei vor allem jene aus Europa günstig bewertet seien. Die europäischen Unternehmen hätten zudem noch Potenzial, ihre Margen zu steigern. In den USA seien die Margen bereits hoch. Doch gebe es dort gute Aussichten auf Umsatzsteigerungen. Auch US-Aktien könnten also noch einmal anziehen.

Die Raiffeisen-Experten sind vor allem für das erste Halbjahr sehr zuversichtlich. Dann könnte die Nervosität wegen der bevorstehenden Zinserhöhung in den USA die Märkte belasten. Raiffeisen-Analyst Valentin Hofstätter rechnet bereits im zweiten Quartal 2015 mit einer solchen. Europas Wirtschaft sollten indes der starke Dollar und der niedrige Ölpreis zugute kommen – auch wenn der Preis für ein Fass der Sorte Brent von derzeit 63 Dollar wieder auf 80 Dollar ansteigen dürfte.

Gute Aussicht für Zykliker

Um Aktien der unter Druck geratenen Ölfirmen zu kaufen, sei es aber noch zu früh. Die Experten haben daher Energieaktien leicht untergewichtet. Auch von Versorgern, Telekomfirmen und der defensiven Konsumbranche (dazu zählen etwa Lebensmittel- und Bekleidungsfirmen) lässt man eher die Finger. Positiv steht man hingegen der Grundstoffbranche gegenüber. Den Rohstoffkonzernen hat der Preisverfall in den vergangenen Monaten schwer zu schaffen gemacht, nächstes Jahr könnte sich die Lage bessern. Vom Wirtschaftsaufschwung – Hofstätter erwartet, dass die Wirtschaft in der Eurozone heuer um 0,8, nächstes Jahr um 1,2 Prozent und im Jahr 2016 um 1,9 Prozent wächst – sollten Unternehmen des zyklischen Konsums (dazu zählen etwa Autohersteller) und Industrieaktien profitieren. Auch für IT- und Finanztitel sind die Analysten zuversichtlich.

Innerhalb der Regionen wären neben europäischen Aktien auch Schwellenländer-Titel billig (sieht man von indischen Aktien ab). Doch zeichneten sich für die Schwellenländer im ersten Halbjahr kaum positive Überraschungen ab.
Die Konjunktur in China komme nicht in Fahrt und habe daher auch wenig positive Effekte für andere aufstrebende Märkte. Japanische Aktien seien zumindest im Vergleich mit der eigenen Geschichte billig. Verglichen mit anderen Märkten sind sie durchschnittlich bewertet. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2014)

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