Wiener Börse: Dividende besiegt Inflation

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Die niedrigen Aktienpreise bringen an der Wiener Börse interessante Investmentmöglichkeiten mit sich. Dank der niedrigen Kurse winken passable Dividendenrenditen.

Wien. Aktien waren in den vergangenen Jahren nicht das geheiligte Mittel für die Privatanleger, um den mickrigen Sparzinsen und der Inflation zu entfliehen. Zumindest nicht an der Wiener Börse. Ein Anleger, der Anfang 2013 breitflächig in heimische Aktien investierte und diese nicht Anfang 2014 wieder verkaufte, steht heute – gemessen am Leitindex ATX – mit einem nominellen Kursverlust von elf Prozent da. Kosten und Inflation sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Gerade dieser Abschwung könnte ein Aktieninvestment nun interessant machen. Denn viele einzelne Titel bringen durch diese relativ niedrigen Preise interessante Dividendenkennzahlen mit sich. Zum Beispiel die Aktie des Mineralölkonzerns OMV (ISIN: AT0000743059), deren Preis im vergangenen Jahr um 30 Prozent nach unten ging und aktuell bei 23 Euro liegt. Der Kursabsturz ist zum Großteil dem gefallenen Ölpreis geschuldet, wahrscheinlich spielen auch die personellen Umstrukturierungen eine Rolle. An der grundlegenden Substanz des Unternehmens zweifeln wenige.

Wenn die OMV ihre Dividendenzahlung aus dem Vorjahr halten kann (1,25 Euro pro Aktie), dann ist die Verzinsung auf Basis des aktuellen Kurspreises sehr attraktiv: Die Dividendenrendite macht dann nämlich rund 5,5 Prozent aus (vor Abzug der Steuer). Selbst wenn die OMV im nächsten Jahr nur eine niedrigere Dividende von 1,1 Euro ausschüttet (wie von einigen Analysten befürchtet), beträgt die Dividendenrendite noch immer über 4,5 Prozent. Auch andere ATX-Werte bieten interessante Dividendenperspektiven: Die Voestalpine, deren Aktie (ISIN: AT0000937503) derzeit bei 32 Euro und damit um elf Prozent niedriger notiert als im Sommer, weist eine Dividendenrendite von fast drei Prozent aus, sofern sie die Dividende von 0,95 Euro je Aktie halten kann. In den vergangenen Jahren hat sich der Stahlkonzern zumindest als verlässlicher Dividendenbringer erwiesen, der seine jährlichen Ausschüttungen kontinuierlich steigern konnte.

Der Stromkonzern Verbund ist auch eine interessante Option (ISIN: AT0000746409). Das Unternehmen wird 50 Prozent seines bereinigten Konzernergebnisses (120 Mio. Euro) an die Aktionäre auszahlen. Damit liegt die Dividendenrendite über 3,5 Prozent.

Realer Gewinn mit Dividende

Lohnt es sich nun für Privatanleger, gezielt in einzelne solide ATX-Unternehmen mit attraktiven Dividendenperspektiven anzulegen? Ein Szenario: Ein Anleger investiert 10.000 Euro und verteilt diesen Betrag relativ gleichmäßig auf OMV, Voestalpine und Verbund. Man kann zwar nie vorhersagen, wie sich das Börsengeschehen entwickeln wird. Aber wir nehmen an, der Anleger hat zumindest die grundlegende Absicht, die Aktien zwei Jahre zu halten. Selbstverständlich muss er Kosten für Transaktionen, Depot und Verrechnungskonto beachten, sie halten sich bei Onlinebrokern aber in Grenzen.

Was bliebe unter dem Strich übrig, wenn die drei Aktienunternehmen in den nächsten zwei Jahren ihre Dividenden halten (nur bei der OMV wird eine Ausschüttung von 1,10 statt 1,25 Euro angenommen)? Die Dividendenerträge würden für den Kunden ganz passabel ausfallen – zumindest so üppig, dass er alle Kosten und die Inflation mehr als abdecken kann (die Kapitalertragsteuer auf die Dividende wurde berücksichtigt). Anders formuliert: Wenn die Aktienkurse der drei Firmen in zwei Jahren auf einem ähnlichen Niveau stehen wie heute, dann würde der Anleger allein mit den Dividenden einen realen Gewinn (nach Kosten und Inflation) von etwas mehr als 0,5 Prozent erzielen. Dann könnte man auch sagen: Die Dividende schlägt die Inflation. Der Kunde muss freilich hoffen, dass fallende Aktienkurse sein Ergebnis nicht verhageln. (ker)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2015)

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