"Traden kann man lernen"

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Die Diskussion anlässlich der Preisverleihung des "Presse"-Börsenspiels zeigt: Traden ist harte Arbeit, aber lernbar. Leicht hätten es Trader in Österreich aber nicht.

Wien. Sein eigenes Geld hätte Helmut Hametner wahrscheinlich etwas anders angelegt. Aber beim Börsenspiel habe er sich etwas getraut. Von Anfang Oktober bis Ende November spielten über 6900 Teilnehmer um den Gesamtsieg im „Presse“-Börsenspiel 2014. Nun wurden in der Wiener Börse die Sieger geehrt.

Helmut Hametner vermehrte sein virtuelles Startkapital von 25.000 auf 38.165,04 Euro und ist damit klarer Gewinner. Um 52,66 Prozent hat er damit zugelegt. Der Pensionist aus Krems setzte vor allem auf Gold und Silber: „Da war Bewegung drinnen.“

Insgesamt wurden im Börsenspiel 90.630 Orders getätigt. Das Ordervolumen bei den Käufen betrug 102.004.348,27 Euro, bei den Verkäufen 41.776.720 Euro. „Open End Turbo Long auf DAX Performance Index“ war die meistgehandelte WKN. Bei den Aktien lag Apple an der Spitze. Zu Recht: Die Aktie hat von Anfang Oktober bis Ende November um mehr als 20Prozent zugelegt.

Anlässlich der Preisverleihung diskutierten Experten unter Moderation von „Presse“-Wirtschaftsressortleiter Gerhard Hofer über aktuelle Entwicklungen im Trading. Helmut Zotter vom Online-Broker Brokerjet ist sich sicher: „Traden kann man lernen. Ich selbst habe immer darauf geschaut, was die Leute neben mir machen.“

Weltklasse mit 55 Prozent

Traden zu lernen sei allerdings harte Arbeit und erfordere viel Disziplin. Zotter, der selbst sieben Jahre lang hauptberuflich als Trader tätig war, zieht Vergleiche mit dem Spitzensport. Seine Arbeitswochen hätten Samstagmittag begonnen und Freitagnacht geendet. Inzwischen gebe es sogar Psychiater, die sich um Trader kümmern. Schließlich müssen Händler damit leben, in etwa der Hälfte aller Fälle danebenzuliegen. Eine Erfolgsquote von 55Prozent sei Weltklasse, sagt Zotter.

Im Endeffekt sei Traden eine Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse. „Deswegen werden eher Tüftler und analytisch denkende Menschen angezogen, während Visionäre besser bei Start-ups aufgehoben sind“, meint Zotter.

Nur drei bis vier Prozent der Österreicher betreiben direktes Aktieninvestment. Im internationalen Vergleich ist das wenig, in Skandinavien beispielsweise halten bis zu 30 Prozent der Bevölkerung Aktien. Martin Wenzl, Abteilungsleiter an der Wiener Börse, macht die „kapitalmarktfeindliche Regierung“ dafür verantwortlich. Es sei daher durchaus Aufgabe der Wiener Börse, Lobbying zu betreiben. Der Chefanalyst der Erste Group, Friedrich Mostböck, argumentiert ähnlich: „Traden und Investment sind in Österreich negativ behaftet.“ Die Politik unternehme alles, um den Kapitalmärkten „Knüppel zwischen die Beine zu werfen“.

Für Sieger Helmut Hametner hat sich auch außerhalb des Börsenspiels der Aktienmarkt als einträglicher als sein Sparbuch erwiesen. „Man muss aber auch etwas aussitzen können.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2015)

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