Euroschwäche sorgt für Aktienhausse

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Die Europäische Zentralbank und die Schweizer Nationalbank haben den Euro nach unten gedrückt und den Aktienkursen einen Schub verliehen. So richtig eindrucksvoll ist der Börsenanstieg aber nur aus Sicht eines Euroanlegers.

Wien. Für Aktionäre aus der Eurozone lief der Jänner erfreulich an: Zuerst drückte die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, den Franken vom Euro zu entkoppeln, die europäische Gemeinschaftswährung nach unten, dann setzte die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Ankündigung, über eine Billion Euro per Anleihenkauf in die Märkte zu pumpen, noch eines drauf.

Seit Jahresbeginn ist der Dollar zum Euro um acht Prozent gestiegen, der Franken um 22, Gold um 18 Prozent. Auch Aktien haben sich in Relation zum schwächelnden Euro verteuert. Der Frankfurter DAX schwang sich in der Vorwoche von einem Allzeithoch zum anderen, seit Jahresbeginn beträgt das Plus acht Prozent. Da konnte der Wiener ATX nicht mithalten, doch auch er schaffte ein Plus von 3,5 Prozent. Gewonnen haben auch jene Euroanleger, die sich zu Jahresbeginn mit Schweizer oder US-Aktien eingedeckt haben. So rutschte der Schweizer Aktienindex SMI aus Sicht eines Schweizer Anlegers zwar um neun Prozent ab, Aktionäre aus der Eurozone fuhren mit den gleichen Papieren jedoch ein Plus von elf Prozent ein.

Dow Jones dümpelt dahin

Der US-amerikanische Dow Jones dümpelte auf Dollarbasis seitwärts, aus Sicht eines Euroanlegers ging er um sechs Prozent nach oben. Ein Gutteil der fetten Buchgewinne, die Aktionäre aus der Eurozone im Jänner einfahren konnten, ist also nichts anderes als die Schwäche ihrer eigenen Währung. Ob der Schritt der EZB langfristig auch positive Auswirkungen auf die Konjunktur haben wird, ist umstritten, Kritiker meinen, er könnte notwendige Reformen in den Peripheriestaaten hinauszögern.

Die Fondsmanager von Threadneedle haben dennoch beschlossen, das Gewicht europäischer Aktien in ihren Multi-Asset-Portfolios zu erhöhen. „Der schwächere Euro, der niedrigere Ölpreis und die relativ geringe Bewertung des Marktes dürften dem Markt zugutekommen“, meint Mark Burgess, Chief Investment Officer bei Threadneedle, in einem Marktausblick. Er gibt zudem zu bedenken, dass der europäische Aktienmarkt und die europäische Konjunktur nicht ein und dasselbe seien. „In Europa sind viele Weltmarktführer zu Hause. Viele dieser Unternehmen besetzen starke Positionen innerhalb ihrer Branche.“

Generell dürften angesichts der höheren Liquidität die Kurse von riskanteren Anlageklassen steigen, meint Peter Szopo, Experte für zentral- und osteuropäische Aktien bei Erste Asset Management, in einer Aussendung. Aktienkurse in der Eurozone sowie Aktien und Lokalwährungsanleihen in Schwellenländern sollten davon profitieren.

Trübe Aussichten für Rohstoffe

Indes legte in den vergangenen Tagen der Goldpreis zu, der Ölpreis scheint sich auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Zuvor waren die Rohstoffpreise auf ein Zwölfjahrestief gefallen. Grundsätzlich sollten auch Rohstoffe als reale Werte von der massiven Euroabwertung profitieren, wie das im Zuge des Quantitative Easing (Anleihenkauf) der US-Notenbank Fed zwischen 2009 und 2011 passierte.

Eine Wiederholung sei aber aus drei Gründen nicht zu erwarten, meint Szopo. Erstens sei der Boom von 2009 bis zum ersten Quartal 2011 lediglich die Reaktion auf den starken Einbruch im Zuge der vorherigen Finanzkrise gewesen. Zweitens falle einer der damals wichtigsten Treiber der Rohstoffpreise – eine boomende chinesische Nachfrage – weg. Drittens gehe ein stärkerer Dollar üblicherweise mit einem Druck auf die Rohstoffpreise einher. Für Anlagen in Osteuropa sind die Aussichten nach Szopos Ansicht gleich geblieben, der Nettoeffekt aus positiven Effekten (mehr Nachfrage aus der Eurozone, wenn dort die Wirtschaft wächst) und negativen Effekten (schlechtere Exportbedingungen wegen der stärkeren Lokalwährungen in osteuropäischen Ländern) sei schwer abzuschätzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2015)

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