"Schnallen Sie sich fest an": Es bleibt stürmisch

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Der Jänner hatte für Investoren bereits genügend Höhen und Tiefen parat. Viel dürfte sich an dieser Volatilität im restlichen Jahr nicht ändern.

Es waren zwar nur etwas mehr als vier Wochen. Die börsenrelevanten Nachrichten hätten manchen Investoren aber auch für ein halbes Jahr gereicht. Der Jänner hielt die Anleger im Wochenrythmus mit guten wie schlechten Meldungen auf Trab, die da waren: Franken-Freigabe, EZB-Politik, Ölpreisverfall und der Polit-Wechsel in Griechenland.

Die völlig überraschende Freigabe des Mindestkurses des Schweizer Frankens durch die Schweizer Nationalbank führte zu einem kräftigen Kursrutsch an der Züricher Börse. Für Euroanleger wurde dieser aufgrund der Kursgewinne zwar mehr als ausgeglichen. Auf dem falschen Fuß erwischt wurden jedoch Aktionäre von Banken mit hohem Anteil von Frankenkrediten – etwa den heimischen Instituten. Die Sorge von ausfallenden Krediten oder staatlich erzwungenen Umtauschmaßnahmen á la Ungarn drückten die Kurse vieler Institute.

EZB treibt Kurse an

Wesentlich erfreulicher waren die Nachrichten aus Frankfurt nur wenige Tage später. Die EZB warf die Druckerpresse stärker als erwartet an, was zu einer Euphorie an den Märkten führte. Der DAX schwang sich seither von einem Höchststand zum nächsten. Dem tat auch die griechische Wahl (fast) keinen Abbruch. Die Machtübernahme durch die Linkspopulisten sorgte zwar für erhöhte Aufmerksamkeit in Mitteleuropa – ein wirkliches Kursgemetzel gab es jedoch kurzfristig nur in Athen.

Anders die Auswirkungen des andauernden Ölpreisverfalls. Dieser freut zwar die Autofahrer, bei den Aktien der Ölkonzerne und der vorgelagerten Dienstleister wie der Bohrindustrie sowie Rohstoffen sorgt er jedoch schon seit Monaten für ein stetiges Bergab. Dieser Abwärtstrend wurde zwar im Jänner bei den meisten kurzfristig durchbrochen, das Ende der Fahnenstange dürfte aber noch nicht erreicht sein.

"Schnallen Sie sich fest an", lautet daher der Ratschlag der Experten in Investmentgesellschaften und Banken. "Das ganze Jahr wird definitiv volatil bleiben", meint Thomas Neuhold von Kepler Chevreux. Denn es gäbe weiterhin viele Unsicherheitsfaktoren (zusätzlich zu den aufgezählten seien der Russland-Ukraine-Konflikt, die Krise im Nahen Osten und die im Juni ins Finale gehenden Atomgespräche mit dem Iran genannt).

Alle sieben Jahre besonders starke Ausschläge

Für Gerard Piasko, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, ist die Nervosität der Märkte das Thema des Jahres schlechthin. Auf jede Nachricht, sei es aus Politik oder Wirtschaft, reagierten die Indizes äußerst sensibel. Dass es heuer so weitergeht, dafür sprächen auch langjährige Erfahrungen: Alle sieben Jahre würden die Märkte besonders starke Ausschläge vollziehen – so sei es zuletzt im Jahr 2001 (Dotcom-Blase) und dann 2008 bei der Finanzkrise gewesen.

Neuhold glaubt aber dennoch, dass Aktien neben Immobilien weiterhin die beste Performance versprechen. Grund dafür ist nicht zuletzt die Schwäche am Anleihensektor, wo „eigentlich nirgendwo mehr Zinsen abgeworfen werden“, und die Geldschwemme der EZB. Eine wirkliche Unterstützung von der Realwirtschaft im Sinne einer merklichen Konjunkturerholung erwartet er indes nicht. Hierfür bräuchte es echte strukturelle Reformen, die aber nirgendwo zu sehen seien.

Piasko erwartet bei Aktien ein Wachstum von sechs bis zwölf Prozent. Das sei weniger als in früheren Jahren, weshalb Anleger auch ihre Ertragserwartungen zurückschrauben sollten. Aber angesichts der niedrigen Anleihenrenditen sollte man sich heuer auf Aktien konzentrieren. Schließlich winkten auch gute Dividendenrenditen, vor allem bei europäischen Papieren – im Schnitt 3,5 Prozent, räumt Piasko ein. „In Europa stammen 80 Prozent der Erträge aus wiederinvestierten Dividenden.“ Wer an Bonds festhält, der sollte zumindest die Hände von Anleihen in Schwellenländerwährungen lassen.

Doch wo sollen Anleger in einem solchen Umfeld ihr Geld am besten investieren? Anders als in den Vorjahren sieht man bei Kepler Chevreux heuer Europa in der Poleposition. „Die USA haben schon sehr lange outperformed. Nun hat der Euro jedoch deutlich gegenüber dem Dollar abgewertet.“ Dies und der gesunkene Ölpreis, der sich im stärker auf Energie-Importe angewiesenen Europa merklicher auswirken werde, seien dafür die Hauptgründe.

"Eier in verschiedene Körbe legen"

Piasko würde die USA nicht ganz ausschließen, zumal dort stark wachsende Technologiekonzerne wie Apple sitzen. Ansonsten ist er aber mit Neuhold einer Meinung: Anleger sollten den Fokus auf Aktien von Konsumgüterherstellern, die vom billigen Öl profitieren sowie von Immobilienfirmen legen. Es müssen ja nicht unbedingt jene mit dem größten Osteuropa-Exposure sein. Wobei sich Piasko auch alternative Investments in Infrastruktur (Brücken, Häfen) ansehen würde. „Wichtig ist: die Eier in verschiedene Körbe legen.“ So übersteht man auch stürmische Zeiten gut.

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