Aktien: Absicherung stößt an ihre Grenzen

A trader reacts in front of the German DAX Index board at the Frankfurt stock exchange
A trader reacts in front of the German DAX Index board at the Frankfurt stock exchangeREUTERS
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An den Börsen wird es turbulenter. Automatische Verlustbegrenzungen helfen, haben aber ihre Tücken. Streuung über mehrere Assetklassen schützt ebenfalls nicht immer.

Wien. Viel falsch machen konnte man mit einem breiten Aktieninvestment heuer bis dato nicht. Dank der Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) kannten die Börsen in den ersten Wochen nur einen Weg: nach oben. Nähert sich die Rallye nun langsam ihrem Ende?

Helmut Praniess von der Privat Bank der Raiffeisenlandesbank OÖ glaubt das nicht. Durch die EZB-Maßnahmenpakete sei noch Luft nach oben. Zum Jahresende sollte es höhere Indexstände geben als jetzt. Doch sei wegen der geopolitischen Spannungen mit mehr Volatilität zu rechnen.

Kurzfristig sei die Situation auf den Aktienmärkten „überkauft“, meint auch Monika Jung von der Valartis Bank. Eine gesunde Korrektur sei überfällig. Gegen ein Ende der Rallye spreche, dass viele Kunden noch auf relativ hohen Barbeständen säßen. „Spätestens, wenn Negativzinsen kommen, wird man sich davon lösen“, meint Jung. Dieses Geld werde in die Aktienmärkte fließen.

Keine guten Aussichten für Anleger mit schwachen Nerven: An Aktien führt kein Weg vorbei, doch muss man sich auf noch stärkere Schwankungen einstellen. Zum Glück gibt es Absicherungsstrategien, die allerdings allesamt ihre Tücken haben: Eine davon ist das Platzieren von Stop-Loss-Orders. Das sind automatische Verlustbegrenzungen, die einen Verkaufsbefehl auslösen, sobald der Kurs unter eine bestimmte Schwelle fällt. Sie haben den Vorteil, dass man die schlimmsten Abstürze nur als Zuschauer erlebt. Einen Nachteil bekamen Franken-Kreditnehmer kürzlich zu spüren: Verändert sich ein Kurs ruckartig, kann es passieren, dass man zu einem besonders schlechten Kurs ausgestoppt wird: eben zum nächstbesten, und dieser kann von der angepeilten Schwelle weit entfernt sein. „Wenn es zu großen Verwerfungen kommt, helfen Stop-Loss-Orders wenig“, stellt Praniess fest. Sich gegen große Verwerfungen zu schützen sei aber generell schwierig.

Grund von Kursrutsch hinterfragen

Auch Jung hält wenig von Stop-Loss-Orders. So etwas sei nur dann ratsam, wenn man auf Urlaub fahre und sich nicht um das Depot kümmern könne. Eine etwas bessere Alternative stellten Limit-Orders dar. Dabei wird ebenfalls verkauft, sobald der Kurs unter eine bestimmte Schwelle fällt, allerdings nicht unter einem bestimmten Preis. Der Nachteil liegt ebenfalls auf der Hand: Geht es steil nach unten, bleibt man auf seiner Aktie sitzen. Generell sei es besser, die Aktie selbst zu beobachten, bei einem Kursrückgang nach der Ursache zu fragen und dann eine Entscheidung zu treffen, meint Jung.

Denn selbst wenn eine Stop-Loss-Order perfekt ausgeführt wird, bleibt einem eine Frage nicht erspart, wenn man sich nicht endgültig aus dem Aktienmarkt verabschieden will: Wann steigt man wieder ein? Da hilft es nur, die Charts genau zu beobachten, ob sich eine Erholung abzeichnet.

Profianleger können sich außerdem mit dem Kauf von Put-Optionen bzw. dem Verkauf von Call-Optionen absichern. „Besser ist es, auch für Kunden mit konservativem Anlageprofil die richtige Streuung zu finden“, meint Praniess. Sprich: Wer so große Angst vor Kursverlusten hat, für den ist es dann doch besser, eine geringere Aktienquote zu wählen. Mit Staatsanleihen lässt sich derzeit zwar kaum Geld verdienen, sie haben aber die angenehme Eigenschaft, in Zeiten großer Unsicherheit (das sind solche Phasen, in denen Aktienkurse für gewöhnlich fallen), zu steigen. Somit kann es sich auszahlen, Anleihen als Sicherheit im Depot zu haben. Als Renditebringer eignen sie sich weniger. Für zehnjährige deutsche Staatsanleihen erhält man eine Rendite von 0,33 Prozent.

Ähnliches gilt für Gold. Seit Jahresbeginn ist der Preis des glänzenden Edelmetalls auf Dollarbasis leicht und auf Eurobasis deutlich gestiegen. Auch Gold profitiert von der EZB-Politik, steigt jedoch gewöhnlich auch bei politischer Unsicherheit. Die Aussicht auf Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed ist hingegen keine gute Voraussetzung. Zu mehr als zur Absicherung gegen Kursverluste ist Gold derzeit kaum geeignet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2015)

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