Aktien: Schwankungen kehren zurück

Traders are pictured at their desks in front of DAX board at Frankfurt stock exchange
Traders are pictured at their desks in front of DAX board at Frankfurt stock exchangeREUTERS
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Die Aussicht auf steigende Zinsen werde die Volatilität an den Aktienmärkten hochschnellen lassen, glauben Experten. Mit einem Ende der Rallye rechnen sie vorerst nicht.

„Hello again, Volatility“, die Volatilität ist zurück. Zu diesem Schluss kam Blackrock-Investmentstratege Russ Koesterich in seinem jüngsten Marktausblick. Zwar liegen die Schwankungen noch immer weit unter dem historischen Durchschnitt, doch haben sie sich deutlich von ihrem im vergangenen Sommer eingestellten Allzeittief entfernt. Ursachen sieht der Experte viele: das zuletzt langsamere Wirtschaftswachstum, enttäuschende Unternehmensgewinne, die Sorgen um Griechenland – und die Vorwegnahme einer möglichen Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed.

Eine solche könnte dazu führen, dass US-Investoren wieder attraktive Anlagemöglichkeiten abseits des Aktienmarkts vorfinden. Und das könnte die Börsen weltweit schwächen. Allerdings nur dann, wenn der Zinsschritt entsprechend hoch ausfällt. Und damit rechnen nur die wenigsten. Die Analysten von Goldman Sachs erwarten, dass die Fed die Zinsen im September um 0,25 Prozentpunkte anhebt. Derzeit liegen sie bei null bis 0,25 Prozent.


Ausschläge nach unten. Die Experten geben unter den Anlageformen daher weiterhin den Aktien den Vorzug, und zwar sowohl auf Drei- wie auch auf Zwölfmonatssicht, betont Sandra Grabenweger-Straka von Goldman Sachs Asset Management. Doch dürften die Schwankungen zunehmen: Wenn die US-Notenbank in der Vergangenheit eine Zinsanhebungsphase eingeläutet hatte, stiegen die Aktien davor und danach zwar weiter, schwankten aber stärker.

Sollte sich das wiederholen, drohen zwischenzeitliche Kursverluste von sieben bis elf Prozent. Mittel- und langfristig sollte die Rallye aber noch anhalten. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Höchststände noch nicht gesehen haben, ist hoch“, sagt Grabenweger-Straka. Die Goldman-Sachs-Experten bevorzugen derzeit aber europäische und japanische Unternehmen gegenüber dem US-Markt. Zudem gewinne die Einzeltitelauswahl an Bedeutung, da einzelne Aktien schon sehr teuer geworden seien. Unter den Schwellenländern halten sie Indien für attraktiv– auch wenn der Markt zuletzt ein wenig korrigiert habe. Vor allem unter den Small und Mid Caps (also Firmen mit geringerer Marktkapitalisierung) finde man noch attraktive Werte.

In China, wo sich das Wachstum derzeit abschwäche, sei die richtige Auswahl der Titel eine Herausforderung. Von staatsnahen Betrieben lasse man die Finger. Brasilien biete Aufwärtspotenzial, bei Russland ist man noch vorsichtig. Nicht nur wegen des politischen Risikos, sondern weil man auch sonst wenige attraktive Anlagemöglichkeiten sehe.

Auch beim Ölpreis sei der Tiefpunkt wohl noch nicht erreicht, weswegen man Rohstoffaktien auf Dreimonatssicht noch keine guten Aussichten zugesteht. Auf Einjahressicht dürfte die Sache schon anders aussehen. Der WTI-Ölpreis, der derzeit bei 49 Dollar herumgrundelt, soll dann nach Einschätzung von Goldman Sachs bei 65 Dollar liegen. Dazwischen kann es aber noch auf 41 Dollar nach unten gehen.

Biotech anfällig. Auch Koesterich rechnet vorerst mit keinem Ende des Bullenmarkts. Bei den jüngsten Korrekturen seien vor allem jene Aktien stark abgerutscht, die zuvor stark angestiegen waren. Etwa jene im Nasdaq Biotech Index. Biotech-Aktien wären besonders anfällig, sollte die Volatilität von ihrem– noch– tiefen Niveau in die Höhe schnellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2015)

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