Kostbarer Rohstoff: Wasser als wertvolle Ware

(c) FABRY Clemens
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Schwindende Trinkwasservorräte werden weltweit zur Herausforderung. Kein Wunder, dass vor allem Aufbereitungs- und Versorgungsunternehmen ein gefragtes Investment sind.

Wien. Zumindest eines kann man dem „Sunshine State“ Kalifornien nicht absprechen: Dort wird gern auch einmal improvisiert, ganz à la Hollywood eben. Weil dem Bundesstaat derzeit eine Jahrhundertdürre zusetzt, werden Bürger zu stringenten Wassersparmaßnahmen angehalten. Damit zumindest der Schein in den unzähligen Vorstädten gewahrt bleibt, hat man sich kurzerhand entschlossen, die Rasen mit grüner Farbe zu besprühen.

Doch eigentlich ist die Lage bitter ernst, und das nicht nur im Südwesten der USA. Laut Berechnungen von Swisscanto werden weltweit rund 4000 Milliarden Kubikmeter Wasser jährlich verbraucht, Tendenz steigend. Anfang der 1970er war der Verbrauch nicht einmal halb so groß. Allein, rund 70 Prozent des Trinkwassers landen in der Landwirtschaft, sie muss immer mehr Menschen ernähren.

Chance Schwellenländer

Zudem schrumpfen die weltweiten Vorräte an Trinkwasser. Die Gründe sind zahlreich, etwa der voranschreitende Klimawandel sowie die zunehmende Umweltverschmutzung.

Hans Peter Portner, Fondsmanager des Pictet Water Fund, verdeutlicht die Dramatik: „In China gibt es erhebliche Investitionen, vor allem in den Abwasserbereich, da sonst das hohe Wirtschaftswachstum bzw. die voranschreitende Urbanisierung nicht haltbar wären.“ Insgesamt finde gerade in den Schwellenländern ein großer Zuzug in die boomenden Megacitys statt.

Doch gerade daraus würden sich auch reichlich Chancen für private Unternehmen im Bereich der Wasserinfrastruktur ergeben. In den USA sei wiederum der Bedarf an der Erneuerung der bestehenden Infrastruktur groß. Davon können neben den Technologieausrüstern auch Versorger wie etwa American Waterworks profitieren. Allein, derzeit werden 15 Prozent der Weltbevölkerung durch den Privatsektor mit Wasser versorgt. „Bis 2025 dürfte der Anteil auf mehr als 20 Prozent ansteigen“, rechnet Portner vor.

Auch im Swisscanto Equity Fund Water sind Versorger gewichtet, und zwar mit rund 25 Prozent. „Das ist grundsätzlich ein defensives Investment mit höheren Dividenden“, sagt Fondsmanager Gerhard Wagner. Was aber nicht bedeute, dass es an Wachstumschancen mangle.

Erst kürzlich stockte der Experte kräftig beim französischen Versorger Suez auf. „Der Konzern ist weltweit tätig, Dollareinnahmen gewinnen angesichts des sinkenden Euro an Wert.“ In Europa, vor allem in Deutschland, springe die Konjunktur wieder an. Wagner: „Damit wird mehr Abfall erzeugt, der Bedarf an der Entsorgung steigt. Davon profitiert Suez.“

Nein zu Trinkwasserabfüllern

Den weit größeren Bereich im Swisscanto-Fonds machen Industriegüter sowie die IT-Branche aus. Wobei laut Wagner in Unternehmen investiert werde, die ein hohes Wachstum aufwiesen. Auch müssten in dem jeweiligen Geschäftsbereich hohe Eintrittsbarrieren vorhanden sein. Interessante Beispiele gibt es allein unter den Toppositionen im Fonds genügend, etwa die französische Laborkette Eurofins, die Verunreinigungen im Wasser nachweist. Aus der Baubranche mischt beispielsweise A. O. Smith erfolgreich im Wassersektor mit, der Konzern verkauft Wasserboiler und -filter in den USA sowie in China.

Allerdings wird nicht mit allen Wassern gewaschen. Für Portner von Pictet sind etwa Trinkwasserabfüller wie der Schweizer Nestlé-Konzern kein Thema im Fonds. „Die Versorgung von Regionen, in denen es keine Wasserleitungen gibt, mit Behältern vorzunehmen, hat durchaus Sinn. Es ist hingegen wenig nachhaltig, Trinkwasser in kleinen Flaschen– quasi als Luxusartikel– durch die Welt zu verschiffen.“

Dass zuletzt die Fondsperformance insgesamt derart kräftig nach oben geschnellt ist, führt Portner allerdings nicht nur auf das Wachstum innerhalb der Branche zurück. „Derzeit wird relativ undifferenziert in Aktien investiert.“ Davon profitierten auch Wasseraktien. Doch langfristig könnten Anleger im Wasserthema mit einem durchschnittlichen Wachstum von rund acht Prozent p. a. rechnen, ist der Pictet-Profi überzeugt.

AUF EINEN BLICK

Zahlreiche Fonds haben sich auf das Thema Wasser spezialisiert und stecken die Gelder ihrer Anleger in Wasserversorger, Abwasserentsorger, Wasserreiniger und Industriezulieferer. Während manche Menschen Bedenken gegen die Privatisierung von Wasserversorgung hegen, tragen viele Fonds das Etikett „nachhaltig“, investieren also nach Kriterien, die etwa vorsehen, dass die Firmen zu einem sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser beitragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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