Ausländische Investoren bauen Engagement in Wien massiv aus

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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ATX-Aktien. Amerikanische und deutsche Fonds sind an der Wiener Börse höchst aktiv, gefragt sind Aktien heimischer Weltmarktführer.

Wien. Die Wiener Börse gilt im globalen Maßstab zwar als kleinere Regionalbörse, sie rückt aber zunehmend in den Fokus internationaler Anleger. Laut der jüngsten Ausgabe der Studie „Institutional Ownership of the ATX prime“ (Stichtag 31. 12. 2014), die der Informationsdienstleister Ipreo im Auftrag der Wiener Börse regelmäßig erstellt, haben zuletzt vor allem institutionelle amerikanische Investoren starkes Interesse an börsenotierten österreichischen Unternehmen gezeigt. Sie führen die Länderreihung klar vor österreichischen und britischen Investoren an (siehe Grafik).

Hedgefonds zeigen Interesse

Besonders erfreulich: Obwohl die Schuldenkrise in der Eurozone und die instabilen Verhältnisse in Osteuropa das Risikobewusstsein der institutionellen Anleger deutlich geschärft haben, ist das Interesse an österreichischen Aktien im Vorjahr international deutlich gewachsen. Das hat dazu geführt, dass der Anteil internationaler Investoren auf dem österreichischen Markt zuletzt sogar zugenommen hat. Besonders auffallend: Das Engagement von Hedgefonds und anderen institutionellen Investoren ist in Wien im Vorjahr besonders deutlich gestiegen.

Ipreo hat den Markt ziemlich intensiv analysiert und nach Eigenangaben 90 Prozent des österreichischen Streubesitzes „identifiziert und detailliert zugeordnet“. Große Zukäufe haben demnach vor allem große, global agierende Investmentfirmen wie The Capital Group, Fidelity, Threadneedle, Delta Lloyd und Vanguard getätigt. Aber auch sektorspezifisch agierende Investoren haben im Vorjahr in größerem Stil zugeschlagen. Denen haben es, so die Studie, hauptsächlich spezifische Investmentstorys geringer kapitalisierter Emittenten wie etwa etwa SBO, Polytec, Semperit und Wienerberger angetan.

Bei den institutionellen Investoren haben zwar die Amerikaner die Nase vorn, insgesamt blieben aber österreichische Anleger (Institutionelle, nicht finanzielle Unternehmen und Private) die größte Anlegergruppe im ATX-Prime. Und das, obwohl der Anteil des direkten Aktienbesitzes von Privatpersonen im internationalen Vergleich weiterhin eher gering ist.

Großanleger aus Norwegen

Was die regionale Verteilung der Streubesitzeigner betrifft, hat es 2014 einige signifikante Änderungen gegeben. Amerikanische, britische und deutsche Investoren haben ihre Zukäufe, wie gesagt, deutlich erhöht. Auch Chinesen haben aufgestockt. Der Anteil polnischer, japanischer, schwedischer und dänischer Investoren ist dagegen zurückgegangen.

Einen Ausreißer in Skandinavien bildet Norwegen: Der dortige State Pension Funds der Norges Bank ist weiterhin der größte internationale Einzelinvestor in den ATX-Prime. Er hält durchschnittlich zwei Prozent an jedem ATX-Prime-Emittenten. Und er ist verantwortlich dafür, dass der Norwegen-Anteil am heimischen Index von 5,9 auf 6,3 Prozent anstieg.

Und was motiviert internationale Großinvestoren, in den österreichischen Markt zu investieren? Laut Ipreo werden als Hauptgründe allgemeine Umschichtungen in Richtung Europa, der Fokus auf Markt- und Branchenführer, die Möglichkeit, Stock Picking bei unterbewerteten Unternehmen zu betreiben und die relative politische und wirtschaftliche Stabilität Österreichs genannt. Letzteres, merken die Marktforscher kritisch an, soll sich Ende 2014 aber geändert haben.

Interessant ist Wien vor allem für Fondsmanager, die traditionelle Investmentstile wie „growth“ und „value/deep value“ bevorzugen. Ende 2014 enfielen auf diese beiden Investmentstile mehr als 70 Prozent des institutionellen Anlagevolumens in Wien. (ju)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2015)

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