Aktienmärkte: Prognosen werden vorsichtiger

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Europas Aktienmärkte haben ihre Schwächephase schon wieder hinter sich gelassen. Doch nun zögern die Analysten damit, ihre Prognosen ebenfalls nach oben zu korrigieren.

Die europäischen Aktien nähern sich nach der schnellsten Rallye in dreieinhalb Jahren zügig dem Limit, wenn man den Strategen glauben darf. Die Aktienkurse sind seit einem Tief im Juli um mehr als acht Prozent geklettert. Damit ist der Stoxx Europe 600 Index nur noch etwa fünf Prozent von der Jahresendprognose entfernt, die zehn Banken in einer Umfrage von Bloomberg abgegeben haben.

Anfang des Monats sah es noch anders aus: Der Aktienmarkt steuerte mit den Sorgen um Griechenland auf eine Korrektur zu. Doch die Kurse erholten sich, nachdem diese Besorgnis abebbte. Investoren strömten in den Markt zurück, angezogen vom Konjunkturausblick und den Gewinnaussichten bei den Unternehmen. Laut Dirk Thiels, Leiter des Investmentmanagements bei KBC Asset Management in Brüssel, spiegelt der derzeitige Stand des Stoxx600 jedoch einen Großteil des Optimismus bereits wider.

„Eine sehr gute Berichtssaison könnte uns ein bisschen höher treiben. Aber ich bin sicher, dass die meisten von uns froh wären, wenn wir das Jahr auf diesem Niveau beenden könnten“, sagte Thiels. „Wir hätten unsere Positionen in der Korrektur ausbauen können, haben aber den Zeitpunkt verpasst, und die Aktien sind nicht mehr billig“, fügte er an. In diesem Jahr hat der Stoxx 600 bereits 18 Prozent zugelegt. Stärkster Wert war die Aktie des spanischen Windanlagenbauers Gamesa mit einem Plus von 118 Prozent.


Analysten werden vorsichtiger. Die Bewertung der europäischen Aktien ist auf das 16,9-Fache der erwarteten Gewinne seiner Mitglieder geklettert, im Vergleich zum 15,7-fachen am 7.Juli. Während die Strategen bei den vorherigen Kursschüben mit der Anpassung ihrer Prognosen nach oben kaum nachgekommen sind, halten sie sich jetzt jedoch zurück. Ein Fünftel der Auguren geht mittlerweile von einem Rücksetzer gegenüber dem derzeitigen Niveau aus. Die Citigroup, die vor einem Monat noch die größte Jahresrallye vorausgesagt hatte, schwächte ihre Prognose ab.

Ramin Nakisa von der UBS zählt zu den zuversichtlicheren Strategen. Er schätzt, dass der Stoxx 600 das Jahr bei 440 Zählern beenden wird, das wäre ein Plus von etwa zehn Prozent zum gegenwärtigen Stand.

Wenn es so käme, wäre es das beste Jahr für europäische Aktien seit 1999. „Die Unternehmensergebnisse werden diese Rallye treiben”, sagte Nakisa, Stratege für globale Anlageallokation bei der UBS in London. „Wir haben einen fantastischen Makrohintergrund, die Margen der Unternehmen verbessern sich, die Wechselkursentwicklung ist sehr vorteilhaft, und die Zentralbanken fahren eine akkommodierende Geldpolitik. Eine optimistische Einschätzung wird sich stark auszahlen. Der Markt hat das alles noch keinesfalls eingepreist.“

Richard Turnill, Chef-Investmentstratege der Alpha Strategies Group von Blackrock, ist vorsichtiger. Er geht davon aus, dass sich die Kursgewinne abflachen, da die Hausse-Märkte weltweit– Europa eingeschlossen– reifer werden. „Das Bullenmarkt-Umfeld hat sich deutlich verändert“, sagte Turnhill bei einer Präsentation in London. „Einstellige Erträge und eine höhere Volatilität werden normaler werden. Wir müssen uns an niedrigere Erträge gewöhnen.“ (Bloomberg/red.)


Josef Urschitz ist auf Urlaub.

LET'S MAKE MONEY erscheint wieder
am 2. August.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2015)

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