Es ist nichts faul im Staate Dänemark

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Die Sutor Bank untersuchte die 18 stärksten Märkte für Privatanleger - Dänemark gewinnt, Österreich schafft nur den vorletzten Platz.

Hamburg/New York. Wo konnten sich Anleger in den vergangenen zwölf Monaten am ehesten die Finger verbrennen? Die Antwort ist nicht schwierig: in Griechenland (langwierige Verhandlungen mit Gläubigern), in der Ukraine (Konflikt mit Russland) und in Nigeria (Kampf gegen Islamisten). Der vierte Name im Bloomberg-Ranking der schwächsten Märkte überrascht: Kolumbien. Der Benchmark-Aktienindex des südamerikanischen Landes ist auf Dollar-Basis binnen zwölf Monaten um 46 Prozent eingebrochen. Als noch größere Überraschung entpuppt sich die Aktie mit der besten Entwicklung in dem Kursbarometer: der von der Stadt Bogota kontrollierte Stromversorger EEB mit einem Minus von 26 Prozent.

Warum Kolumbien, zumal die Wirtschaft des Landes, auch wenn sie an Fahrt verliert, heuer nach Meinung von Analysten um 3,2 Prozent wachsen wird? Grund ist vor allem der Ölpreis. Weil die Abhängigkeit des Landes von dem schwarzen Gold in den vergangenen zehn Jahren ständig zugenommen hat, leidet Kolumbien nun sehr. Der Einbruch des Ölpreises führte zum Anstieg des Handelsdefizits, würgte ausländische Investitionen ab und ließ die Landeswährung nachgeben. Zudem wurden die Steuern angehoben. Investoren sehen Lateinamerika mit mehr Skepsis, nachdem ein Korruptions-Skandal in Brasilien die dortigen Aktien- und Anleihemärkte in den Keller geschickt hatte. Ein Drittel der 20 im Colcap-Index abgebildeten Unternehmen haben mindestens die Hälfte ihres Marktwertes eingebüßt.

Investoren aus dem Ausland, die im Vorjahr die größte Gruppe an Aktien-Käufern in Kolumbien stellten, haben ihre Bestände in vier der vergangenen sechs Monate gesenkt. Das geht aus Börsen-Daten hervor. Selbst für die Einheimischen, die den Peso-Einbruch von 32 Prozent ignorieren konnten, liegt der Colcap auf Peso-Basis immer noch 21 Prozent im Minus.

Die Hamburger Sutor Bank hat sich indes die lukrativsten 18 Märkte für Privatanleger angesehen, wobei sie die vergangenen 20 Jahre herangezogen hat. Auch da gibt es Überraschungen. Nicht die Wall Street oder Frankfurt gewann das Rennen, sondern Dänemark. Das Land stand zwar in keinem einzigen Jahr auf Platz eins, aber die Summe der guten Bewertungen habe den Spitzenplatz gebracht, sagt Lutz Neumann, Chef der Vermögensberatung bei Sutor.

Erst auf dem sechsten Platz stehen die USA (nach Schweden, Kanada, Spanien und der Schweiz): Das Land hat 2004 den letzten Platz des Rankings belegt und sich nur mühsam nach vorne gearbeitet. In den vergangenen beiden Jahren eroberte der MSCI-Index für das Land jeweils die Spitzenposition. Und Österreich? Auf 20-Jahressicht schaffte der MSCI Austria Index ein kleines Plus von 1,65 Prozent pro Jahr, was den vorletzten Rang vor Schlusslicht Japan bedeutet. Die Russland-Sanktionen belasten österreichische Banken und Unternehmen, die dort stark engagiert sind, heißt es. (eid/ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2015)

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