Talfahrt an den Börsen findet kein Ende

WIRTSCHAFT Haendler in New Yorker Boerse A trader works on the floor of the NYSE with the Dow Jones In
WIRTSCHAFT Haendler in New Yorker Boerse A trader works on the floor of the NYSE with the Dow Jones Inimago/UPI Photo
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Aktien. Der DAX hat seit seinem Allzeithoch im März fast ein Fünftel verloren. Doch auch die Wallstreet oder die Wiener Börse können sich der Angst vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft nicht entziehen.

Wien. Von einem Bärenmarkt spricht man, wenn sich ein Index mehr als 20 Prozent von seinem Höchststand wegbewegt. Der Frankfurter DAX ist in der vergangenen Woche nur knapp an einem solchen Bärenmarkt vorbeigeschrammt: Seit seinem Allzeithoch im vergangenen März hat er 18 Prozent verloren. Besonders schlimm erwischte es neben den angeschlagenen Versorgern RWE und E.On auch die Stars des ersten Quartals: die Autofirmen.

Den stark im Export tätigen Unternehmen Volkswagen, Daimler und BMW macht die Sorge um Chinas Wirtschaft schwer zu schaffen. Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass die Stimmung in der chinesischen Industrie im August auf ihren Tiefststand seit 2009 gesunken ist. Auch der Stahlkonzern ThyssenKrupp, der Chemiekonzern BASF sowie das Technologieunternehmen Infineon zählen zu jenen DAX-Werten, die in den vergangenen drei Monaten mehr als 20 Prozent verloren haben.

DAX unter 200-Tage-Linie

Was die Besorgnis verstärkt, dass der Boden noch nicht erreicht ist, ist die Tatsache, dass der DAX erstmals in diesem Jahr – und zwar ziemlich deutlich – seine 200-Tage-Linie von oben durchschlagen hat. Dabei handelt es sich um den gleitenden Schlusskurs der jeweils 200 zurückliegenden Tage. Für jeden Tag wird ein neuer Wert (für die 200 Tage, die diesem Tag vorangingen) ermittelt und aus den Werten eine Linie gebildet. In guten Zeiten liegt der Index über dieser Trendlinie. Durchkreuzt er sie von oben, gilt das als Zeichen für einen Abwärtstrend. Dieses ist nun eingetreten.

Einen noch schlimmeren Rückgang gab es zuletzt 2011, als die Angst vor einem Zerbrechen der Eurozone den Frankfurter Leitindex innerhalb weniger Monate um mehr als 30 Prozent abrutschen ließ.

Dem Wiener ATX scheint es diesmal relativ besser zu gehen. Seit seinem Zwischenhoch im Mai hat er „nur“ um 14 Prozent korrigiert. Allerdings befindet er sich seit Jahren in einem Bärenmarkt. Um sein 2007 erreichtes Allzeithoch wieder zu erklimmen, müsste sich das österreichische Börsenbarometer mehr als verdoppeln. (Streng genommen hat es auch der DAX nur deswegen geschafft, über seinen Stand aus dem Jahr 2000 zu klettern, weil bei ihm – anders als beim ATX oder beim Dow Jones – die Dividenden mit einberechnet werden.)

Der US-amerikanische Dow Jones hat sich von seinem Rekordhoch im Mai um zehn Prozent entfernt. Auch er ist deutlich unter seine 200-Tage-Linie gefallen. Die größten Verlierer der vergangenen drei Monate waren der Ölkonzern Chevron, der Chemiekonzern DuPont sowie die Technologieunternehmen United Technologies und Intel. Auch Börsenstar Apple hat fast 20 Prozent verloren.

Die Ursache dürfte keineswegs nur in der Sorge um China liegen. Denn auch die US-Wirtschaft zeigte zuletzt Anzeichen von Schwäche: Im August ist der Einkaufsmanagerindex für die Industrie unter den Erwartungen geblieben.

Immerhin halten es Analysten jetzt für weniger wahrscheinlich, dass die US-Notenbank Fed im September die Zinsen anheben wird.(b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2015)

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