Krisenzeiten als Goldgrube für Hedgefonds

Traders work on the floor of the New York Stock Exchange
Traders work on the floor of the New York Stock Exchange REUTERS
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Lang anhaltende Abwärts- oder Aufwärtstrends sind das Wunschszenario für Managed Futures. Volatile Seitwärtsmärkte gelten hingegen als Gift.

Wien. Während beim durchschnittlichen Anleger allein schon beim Gedanken an eine längere Korrektur an den Finanzmärkten das blanke Entsetzen ausbricht, wird bei jenen, die in Managed Futures investiert sind, wohl das Gegenteil der Fall sein. Mit der Anlageklasse, die den Hedgefonds zugerechnet wird, lassen sich auch in Börsenphasen, die von starken und lang anhaltenden Abwärtstrends geprägt werden, schöne Erträge erzielen. Viele Managed Futures sorgten gerade auf dem Höhepunkt der Finanzkrise für Furore.

Sie arbeiten mit computergesteuerten Handelssystemen, die nicht direkt in traditionelle Anlagen wie Aktien, Anleihen oder Währungen investieren, sondern ausschließlich in Derivate – also in Optionen und Futures – auf diese. Sobald die Programme an den Märkten einen bereits gebildeten Trend ausmachen, hängen sie sich dran. Läuft ein Trend hingegen aus oder stellt sich heraus, dass ein falscher identifiziert wurde, wird die betreffende Position rasch geschlossen. Der Vorteil des systemgesteuerten Zugangs: Irrationale Entscheidungen, zu denen Anleger in Krisen neigen, werden ausgeschlossen.

Die meisten Managed Futures sind an einer Vielzahl an Märkten investiert. Der VBAlpha-Strategien-Futures, der von Kahlenberg Capital für Volksbank Investments gemanagt wird, investiert nicht nur in Aktien, sondern auch in Währungen, Anleihen, Zinsen und Rohstoffe. Dabei wird mit verschiedenen Zeitfenstern gearbeitet – einem einmonatigen und einem dreimonatigen. „Beide agieren unabhängig voneinander – so kann eines auf Long und eines auf Short gehen“, sagt Fondsmanager Wolfgang Hofmeister.

Finanzkrise in bester Erinnerung

Als Ausnahmeperioden für Managed Futures gelten der Zeitraum zwischen 2000 und 2002 und das Jahr 2008. Damals bildete die überwiegende Zahl der Finanz- und Rohstoffmärkte starke Trends aus. „Das liegt daran, dass Anleger in Krisenzeiten aus Aktien, Rohstoffen und Nicht-Dollar-Währungen flüchten und stattdessen in Staatsanleihen höchster Bonität und den US-Dollar drängen“, sagt Wolfgang Schimmel vom Managed-Futures-Spezialisten FTC Capital.

Auch Hofmeister hat das Jahr 2008 in bester Erinnerung. Als es damals zu einem drastischen Einbruch an den Aktienmärkten gekommen ist, hat der VBAlpha-Strategien-Futures – auf das Gesamtjahr gerechnet– eine Performance von plus 64 Prozent erzielt. Auch vom aktuellen Abwärtstrend an den Anleihemärkten profitiere sein Fonds – ebenso wie in den Aufwärtsphasen davor.

Während lang anhaltende Abwärts- oder Aufwärtstrends das Wunschszenario für Managed Futures sind, gelten volatile Seitwärtsmärkte als Gift. „Seit dem Ende der heißen Phase der Finanzkrise (2009, Anm.) war das Marktumfeld für Managed Futures schwierig, da es mehr von Markteingriffen durch Geld- und Fiskalpolitik als von realwirtschaftlichen Entwicklungen geprägt war“, so Schimmel. Das habe die Ausbildung stabiler Trends erschwert. Im Vorjahr habe sich die Lage etwas stabilisiert, was sich auch in einer guten Performance der Assetklasse niedergeschlagen habe. Nachsatz des FTC-Experten: „Man darf nicht vergessen, dass Managed Futures auch von Aufwärtsphasen profitieren – sofern sie trendgerichtet sind.“

Tatsache ist, dass die Systeme nicht nur echte, sondern auch falsche Trends identifizieren. Die damit verbundenen Verluste werden allerdings in Kauf genommen, wie Schimmel erklärt. Insgesamt werde es bei trendfolgenden Handelssystemen immer einen Überhang an Verlust-Trades geben. „Die positive Ertragserwartung basiert darauf, dass der durchschnittliche Gewinn eines erfolgreichen Trades höher ist als der durchschnittliche Verlust eines Verlierer-Trades.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2015)

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