RWE: Massiver Energie-Verlust

Germany´s Operational Nuclear Power Plants Ahead Of 2022 National Shut Down
Germany´s Operational Nuclear Power Plants Ahead Of 2022 National Shut Down(c) Bloomberg (Krisztian Bocsi)
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Der deutsche Versorger kämpft gegen den Ertragsverlust und den Absturz der Aktie. Ein Rezept für die Trendumkehr ist noch nicht in Sicht

Essen/Wien. Wenn einmal der Damm gebrochen ist und eine Aktie in den Sturzflug geht, gibt es kein Halten mehr: Das hat der zweitgrößte deutsche Energieversorger RWE in den vergangenen Tagen schmerzhaft zu spüren bekommen. Da nützte die Ankündigung von Konzernchef Peter Terium, die von den Konkurrenten geplante Abspaltung der konventionellen Energieerzeugung nicht vorzunehmen, nichts. Als vergangene Woche die enttäuschenden Halbjahreszahlen auf den Tisch kamen, fiel das RWE-Papier auf ein 24-Jahres-Tief. Allein binnen fünf Tagen verbilligte sich die Aktie um 15 Prozent.

Dieser Wertverlust dürfte schwer aufzuholen sein. Zumal es skeptische Analystenkommentare hagelte. Die Wertpapierexperten von Berenberg senkten ihr Kursziel für die Papiere von 20 auf 17 Euro, und Société Générale stufte die Aktie sogar von „Hold“ auf „Sell“ (Verkaufen) ab. Das Kursziel senkten die Analysten von 21 auf 15 Euro. Angesichts fehlender Wachstumsperspektiven gebe es keinen Grund, bei dem Dax-Wert einzusteigen. Spanische oder italienische Versorger seien attraktiver. RBC reduzierte die Schätzung von 22 auf 17,50 Euro.

(C) DiePresse

Terium hält an seiner Meinung fest, dass Konzerne, die Strom herstellen, zum Kunden transportieren, vertreiben und an der Börse handeln, Synergievorteile haben. Nicht umsonst sei europaweit kein anderer Konzern dem Konkurrenten E.On gefolgt. Eine Aufspaltung ziehe vorerst einmal Kosten nach sich. Terium will Kosten abbauen.

Kritiker meinen, dass die prekäre Lage eine Folge mehrerer gravierender Managementfehler sei. Zu lange habe die RWE an Atomkraft festgehalten und den Ausbau der erneuerbaren Energien systematisch vernachlässigt. Immerhin greift Terium nun offenbar bei der angeschlagenen britischen Tochter RWE npower durch und tauscht den Chef aus. Was das bringt, wird sich erst zeigen.

Aktionäre müssen sich aber ohnedies warm anziehen: Denn es wird allgemein damit gerechnet, dass der von der Energiewende gebeutelte Versorger für das laufende Jahr seine Dividende kürzt. Nach Daten der Nachrichtenagentur Reuters liegen die Schätzungen der Experten im Schnitt bei 75 bis 85 Cent je Aktie. Einige rechnen sogar nur mit 50 Cent. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2015)

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