Aktienanleihen: Von allem ein bisschen

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Für Aktienanleihen erhält man bessere Zinsen als für herkömmliche Anleihen, im ungünstigsten Fall bekommt man aber statt Geld Aktien zurück.

Wien.Niedrigzinsphasen – wie wir sie erleben– stellen Anleger vor zwei Herausforderungen: Einerseits bieten Anleihen nur magere Renditen – Ende vergangener Woche rentierten zehnjährige Deutsche Bundesanleihen bei rund 0,7 Prozent. Auf der anderen Seite sind Aktieninvestments mit hohen Risken verbunden. Eine Möglichkeit, um mit diesem Dilemma umzugehen, stellen Aktienanleihen dar. „Diese Zertifikatart richtet sich an Anleger, die sich mit Aktien auseinandersetzen, aber ein Direktinvestment scheuen“, erklärt Markus Kaller, Leiter Retail Sales & Sparkassen bei der Erste Group.

Wie funktionieren Aktienanleihen? Hier sind zwei Arten zu unterscheiden. Klassische Aktienanleihen beziehen sich auf einen Basiswert, der in der Regel eine Aktie ist, und bieten dafür einen Coupon (Zinsen). Für Philipp Arnold, Head of Sales Western Europe bei der Raiffeisen Centrobank, ist der vergleichsweise hohe Coupon die entscheidende Komponente. „Die konkrete Höhe ist unter anderem von der Länge der Laufzeit und der zugrunde liegenden Aktie abhängig – vor allem deren Schwankungsfreudigkeit und Dividendenrendite“, sagt er.

Kauft nun ein Anleger eine klassische Aktienanleihe für einen gewissen Nennbetrag, so wird er – unabhängig von der Kursentwicklung der Aktie – am Laufzeitende den Coupon erhalten. Ob die Tilgung nun in Geld oder Aktien erfolgt, hängt von der Entwicklung des Aktienkurses ab.

Ist Letzterer gegenüber dem Basispreis gestiegen, so wird neben dem Coupon – der gleichzeitig der Gewinn ist – auch der Nennbetrag ausbezahlt. Falls der Kurs allerdings unter den Basispreis gefallen ist, bekommt der Anleger die zu Beginn der Laufzeit definierte Anzahl an Aktien in sein Wertpapierdepot geliefert.

Geld oder Aktien zurück

„Im ungünstigsten Fall wird der Anleger am Ende des Tages Aktionär“, sagt Arnold. Der Fix-Coupon stelle aber einen Risikopuffer dar. Solange die Differenz zwischen dem Basispreis und dem Aktienkurs am Ende der Laufzeit den Kupon nicht übersteige, werde immer noch ein Gewinn erzielt. „Selbst wenn der Kursverlust höher als der Kupon ist, hat der Anleger mit der Aktie immer noch die Chance auf einen Gewinn – vorausgesetzt, der Kurs entwickelt sich in weiterer Folge gegenüber dem Anfangswert positiv“, erklärt Erste-Group-Experte Kaller.

Eine Weiterentwicklung klassischer Aktienanleihen sind sogenannte Protect-Aktienanleihen. Der Basiswert kann hier eine Aktie, ein Aktienkorb oder auch ein Index sein. Der wesentliche Unterschied ist, dass sie mit einer Barriere ausgestattet sind, die unter dem Basiswert angesetzt ist, was einen zusätzlichen Sicherheitspuffer darstellt. Daher ist der Kupon auch etwas niedriger bemessen als bei klassischen Aktienanleihen.

Eine Barriere von 60 Prozent des Basispreises bedeutet beispielsweise einen Sicherheitspuffer von 40 Prozent. Wird die Barriere nicht berührt oder durchbrochen, bekommt der Anleger am Ende der Laufzeit den Nennbetrag und den Coupon. Wird sie hingegen durchbrochen, so wird – je nach Anbieter und Produkt – der Gegenwert des Basiswertes in bar oder Aktien ausbezahlt. Arnold empfiehlt Anlegern, darauf zu achten, dass der Abstand zur Barriere ausreichend hoch ist. „Man darf nicht vergessen, dass eine Aktie in einer turbulenten Marktphase auch schnell Kursverluste von zehn bis 15Prozent verzeichnen kann“, sagt er. Anleger, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, würden eher zu klassischen Aktienanleihen greifen, da diese mit einem höheren Fix-Coupon ausgestattet seien.

Egal, für welche Variante man sich letztlich entscheidet, der größte Vorteil dieser Zertifikatsart ist, dass Anleger damit auch auf Seitwärtsmärkten schöne Renditen erzielen könnten. „In stark boomenden Märkten sind Aktienanleihen gegenüber einem Direktinvestment in Aktien im Nachteil, da der Coupon den Ertrag limitiert“, so Kaller.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2015)

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