Aktien: Steiler Anstieg im Oktober

File photo of the Mercedes-Benz AMG Vision Gran Turismo as presented during the media day at the Frankfurt Motor Show in Frankfurt
File photo of the Mercedes-Benz AMG Vision Gran Turismo as presented during the media day at the Frankfurt Motor Show in Frankfurt(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Sechs Jahre ist es her, dass ein einziger Monat den Anlegern so hohe Gewinne beschert hat. Doch mehren sich schon wieder die Sorgen.

Wien. Aktienanleger brauchen heuer gute Nerven. Auf einen fulminanten Jahresauftakt folgten ein maues zweites und ein katastrophales drittes Quartal: Das Vierteljahr zwischen Juli und September war eines der schlimmsten Börsenvierteljahre seit 2011. Zahlreiche Experten hatten bereits ihre Erwartungen für DAX und Co. heruntergeschraubt – da kam der Oktober: Und dieser war der beste Monat für die europäischen Börsen seit 2009.

Der zuvor schwer gebeutelte DAX verteuerte sich in nur einem Monat um rund zwölf Prozent und näherte sich wieder der 11.000-Punkte-Marke. Von seinem Allzeithoch, das er im April bei 12.300 Zählern markiert hat, ist er zwar noch ein Stück weit entfernt, doch gab es im Oktober nur einen einzigen Verlierer unter den 30 Werten: den Düngemittelkonzern K+S, der unter dem Platzen der Übernahme durch den kanadischen Konkurrenten Potash litt.

Im ATX gab es gar keinen Verlierer, auch der Goldpreis legte wieder leicht zu. Bleibt die Frage: Warum finden die Börsen heuer so überhaupt keine klare Richtung?

Experten sehen den Grund darin, dass die Kurse gegenwärtig mehr von den Notenbanken gemacht werden als von Unternehmensdaten. „Aktien werden zunehmend nicht mehr wegen positiver Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung der Unternehmen gekauft, sondern in Erwartung zusätzlicher Nachfrage wegen fehlender Anlagealternativen“, zitiert Bloomberg den Aktienstrategen Christian Kahler von der DZ Bank.

Ist der DAX überkauft?

Doch nicht nur die Anleger sind unsicher, die US-Notenbank selbst ist in einem Dilemma. Bei einer zu schnellen Zinserhöhung drohe ein Crash, bei einer zu langsamen weitere spekulative Fehlentwicklungen. Solange der Ölpreis und die Zinsen niedrig blieben, drohe kein Crash, meint der Experte. Das Potenzial für die US-amerikanischen S&P-500 sieht er begrenzt. Andere Märkte seien attraktiver.

Auch um den DAX sorgen sich viele: Dieser könnte vor einer Pause stehen. Der Relative-Stärke-Index, ein charttechnischer Indikator, ist vergangene Woche über den Stand von 70 geklettert, was als „überkauft“ gilt. „Mit den Aussagen von EZB-Chef Draghi ist es etwas früher in Richtung einer fairen Bewertung gegangen. Kurzfristig ist der Markt sicher überkauft“, zitiert Bloomberg den Strategen Christian Stocker von der UniCredit-Bank.

Tatsächlich haben im Oktober vor allem jene Werte aufgeholt, die es zuvor stark erwischt hatte. In Wien legte die Raiffeisen Bank International um fast ein Viertel zu, während ausgerechnet die stabile Buwog-Aktie mit einem Plus von „nur“ zwei Prozent ATX-Schlusslicht war.

In Frankfurt schossen die Aktien der angeschlagenen Energiekonzerne RWE und E.On jeweils um mehr als 20 Prozent hoch. Ein Stresstest hatte ergeben, dass die Energieversorger die Abrisskosten für Atomkraftwerke und die Atommülllagerung selbst stemmen können. Zudem schien sich unter den Anlegern die Meinung durchzusetzen, dass der VW-Skandal wohl doch keine so schlimmen Folgen für die deutsche Autoindustrie haben dürfte wie ursprünglich befürchtet. Unter den Top-fünf-Werten im DAX fanden sich daher – neben den Versorgern und SAP – auch die VW-Konkurrenten Daimler und BMW.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2015)

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