Talfahrt mit Lichtblicken in der Schweiz

Schweiz, Zuerich - Schweizer Boerse, Aussenaufnahme
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Der Blick Richtung USA lähmt auch die Anleger in der Schweiz. Nur vereinzelt hoben sich am Freitag Titel vom Trend ab. Syngenta wurde von Übernahmefantasien beflügelt, Datacolor von der Aussicht auf eine konstante Dividende.

Zürich. Die Schweizer Börse hat ihre Talfahrt in der vergangenen Woche fortgesetzt. Wegen der andauernden Unsicherheit über den Zeitpunkt der seit Monaten erwarteten Zinswende in den USA machten viele Anleger vor dem Wochenende Kasse und trennten sich von Beteiligungspapieren. Der Leitindex SMI rutschte 1,2 Prozent auf 8712 Punkte ab. „Das sind Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende“, sagte ein Händler.

Gespannt blickten Börsianer noch am Freitag auf die erwarteten Konjunkturdaten aus den USA – darunter die Lagerbestände und das vorläufige Verbrauchervertrauen von der Uni Michigan. Davon erhoffen sie sich weitere Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der erwarteten US-Zinserhöhung. Das Gros der Marktteilnehmer rechne derzeit mit einem Zinsschritt im Dezember, sagte ein Händler.

Gestützt wurde diese Erwartung von Äußerungen des Vizepräsidenten der US-Notenbank, Stanley Fischer. Er betonte, ein solcher Schritt sei im Dezember durchaus möglich. Fast wortgleich hatte seine Chefin, Janet Yellen, die Märkte jüngst auf eine Abkehr von der börsenfreundlichen Nullzinspolitik noch vor Jahresende eingestimmt. Allerdings rät der Internationale Währungsfonds der einflussreichsten Notenbank der Welt in einem Arbeitspapier von diesem Schritt ab, da die Inflation noch zu weit von dem angestrebten Ziel einer jährlichen Teuerung von zwei Prozent entfernt sei.

Syngenta hebt ab

Im Mittelpunkt des Interesses an der Schweizer Börse stand Syngenta. Die Aktie des Agrochemiekonzerns legte nach einem Medienbericht über ein knapp 42 Mrd. Franken (38,9 Mrd. Euro) schweres Übernahmeangebot des chinesischen Konkurrenten Chem-China gut sieben Prozent auf 371 Franken zu. Die Agentur Bloomberg hatte berichtet, Syngenta habe das Angebot von rund 449 Franken je Aktie zwar unter Verweis auf Wettbewerbsbedenken zurückgewiesen. Die beiden Unternehmen seien aber weiter im Gespräch, und eine Einigung sei in den nächsten Wochen möglich. Weder Chem-China noch Syngenta wollten sich zu dem Bericht äußern.

Neben den Syngenta-Titeln gab es freilich keine Gewinner. Auf der anderen Seite standen ganz oben auf der Verkaufsliste die Luxusgüterkonzerne Swatch und Richemont mit einem Abschlag von jeweils rund zwei Prozent. Die RBC-Analysten hatten das Kursziel für Swatch von 470 auf 450 Franken gestutzt.

Darüber hinaus trennten sich die Anleger von den Indexschwergewichten Novartis und Roche, deren Titel 1,7 und ein Prozent verloren. Roche trennt sich von vier Produktionsstandorten mit insgesamt 1200 Arbeitsplätzen. Das Unternehmen will sich künftig auf eine neue Generation von sogenannten kleinmolekularen Medikamenten konzentrieren, die zumeist in Tablettenform verabreicht werden. Der geplante Umbau kostet nach Konzernangaben bis 2021 rund 1,6 Mrd. Franken. Die Experten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sehen den Umbau als notwendigen Schritt, den der Pharmakonzern ohne Probleme finanzieren könne.

Zyklische Werte sacken ab

Die ebenfalls schwergewichteten Nestlé -Aktien gaben 1,7 Prozent nach. Zu den größten Verlierern zählten darüber hinaus zyklische Werte wie der Personalvermittler Adecco und der Zementkonzern Lafarge-Holcim.

Auf dem breiten Markt gewannen die Aktien von Datacolor knapp sieben Prozent. Der auf die Kontrolle von Farben in der Textil- und Druckindustrie spezialisierte Konzern will trotz eines Gewinnrückgangs im Geschäftsjahr 2014/15 eine konstante Dividende von elf Franken je Aktie vorschlagen.(ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2015)

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