Osram: Strategie leuchtet noch nicht

(c) imago/Hannelore F�rster
  • Drucken

Der radikale Konzernumbau hat Analysten und Anleger verschreckt. Aber Konzernchef Olaf Berlien hält an dem Kurs fest.

München. Eine neue Strategie mit Milliardeninvestitionen in eine Zukunftstechnologie? Normalerweise goutieren Anleger solche Vorgangsweisen und zollen Konzernchefs für solche Initiativen Lob. Anders beim Leuchtenhersteller Osram: Nachdem Konzernchef Olaf Berlien vor Kurzem angekündigt hatte, das Geschäft mit herkömmlichen Glühbirnen zu verkaufen und stattdessen drei Mrd. Euro in den Ausbau des LED-Geschäfts und eine LED-Chip-Fabrik in Malaysia zu stecken, gerieten die Anleger in Panik.

Die Aktie verlor binnen Minuten um bis zu 30 Prozent – damit war zumindest auf dem Papier eine Mrd. Euro Marktwert futsch, und ein Großteil des Kursgewinns von immerhin 57 Prozent im Jahresverlauf war wieder vernichtet. Da half auch nicht, dass Berlien schon eine Reihe von Interessenten an der Hand hat und eine Mindestdividende sowie einen Aktienrückkauf ankündigte. Zumal der Nettogewinn im Geschäftsjahr 2014/15 um elf Prozent auf 171 Mio. Euro zurückgegangen ist.

„So eine verwegene Wachstumsstrategie kann nicht im Interesse der Aktionäre sein“, sagte Michael Muders von der Fondsgesellschaft Union Investment, die 1,6 Prozent an Osram hält. „Offenbar geht es dem Management um Wachstum um jeden Preis.“ Einen zusätzlichen Nutzen für die Anteilseigner sieht Muders nicht. „Wir haben das Vertrauen in den Vorstand verloren.“

Die Analysten von JP Morgan bezeichneten die neuen Ziele als „kühn“ und kritisierten, dass der Weg vom gemischten Portfolio hin zum Massengeschäft in der Allgemeinbeleuchtung sehr kostspielig sei.

Osram will die Umsatzeinbußen, die durch die Trennung vom Geschäft mit herkömmlichen Glühbirnen entstehen, weitgehend wettmachen und bis 2020 auf einen Umsatz von bis zu 5,5 Mrd. Euro kommen. Der Betriebsgewinn soll sich bis dahin nahezu verdoppeln.

Künftig soll die einstige Siemens-Tochter, die seit ihrem Börsegang 2013 rund 16.000 Stellen abgebaut hat, drei Säulen haben: Auto- und Spezialleuchten, optische Halbleiter und das (derzeit noch kleine) Geschäft mit technisch anspruchsvollen Leuchten und Lichtmanagement-Systemen. Siemens ist mit 17 Prozent nach wie vor der größte Aktionär. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.