Aktien bleiben die klaren Favoriten

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Historisch tiefe Zinsen, gepaart mit einem bescheidenen Weltwirtschaftswachstum begünstigen auch im nächsten Jahr ein Aktieninvestment. Rohstoffe könnten vor einer Trendwende stehen.

Wien. Noch zu Jahresbeginn hatte es nach einem guten Start in das Börsenjahr 2015 ausgesehen. Dann kam der Crash in China, dem von den herbstlichen Turbulenzen noch eins draufgesetzt wurde: Der Großteil der Gewinne war wieder weg. Da kommt die aktuelle Erholung wohl mehr als gelegen. Und Analysten sind überzeugt: Der Aufwärtstrend dürfte im kommenden Jahr anhalten.

Experten empfehlen deshalb, auch 2016 Aktien gegenüber Anleihen zu bevorzugen. Grund sind die anhaltend tiefen Zinsen, auch wenn die US-Notenbank demnächst einen kleinen Schritt nach oben machen dürfte. Zugleich werde das globale Wirtschaftswachstum zulegen, bei der LBBW geht man von 3,6 Prozent aus. Thomas Steinberger, Chefanlagestratege bei der Spängler IQAM Invest, präzisiert: „In Europa und in den USA erwarten wir für 2016 ein moderates Wachstum mit leichtem Anstieg der Beschäftigung und einer guten Konsumentenstimmung.“

Das hat auch Auswirkungen auf die Veranlagungsstrategien. Grundsätzlich präferiert Gérard Piasko, Chief Investment Strategist bei der Deutschen Bank, 2016 Aktien aus den entwickelten Ländern gegenüber jenen aus Schwellenländern. Wobei Piasko mittelfristig „vorsichtig konstruktiv auf Aktien ist“. Dies begründet der Deutsche-Bank-Experte mit den leicht wachsenden Unternehmensgewinnen sowie den attraktiven Dividendenrenditen. Dominic Rossi, Aktienstratege bei Fidelity International, verweist zudem auf den Konsum in den Industrieländern als wichtigen Treiber von Aktienkursen, „vor allem in den USA“. Bei Pictet Asset Management wagt man zudem eine Jahresendprognose für den S&P 500: Sie liegt bei 2250 Punkten.

Schwacher Euro hilft Export

Doch auch für europäische Aktien gebe es gute Argumente, unterstreichen die Citigroup-Analysten, sie erwarten für 2016 eine Gesamtrendite von gut 20 Prozent. Die unterschiedliche Zinspolitik im Euro-Raum und in den USA sei ein wichtiger Punkt. Gerade hat die EZB die lockere Geldpolitik verlängert. Deshalb dürften laut Citigroup vor allem exportorientierte Unternehmen vom schwachen Euro profitieren. Bei Pictet Asset Management verweist man zudem auf günstige Chancen bei europäischen Banken und Versicherungen. Allein, der DAX könnte laut Berndt Fernow von der LBBW Ende 2016 gut 12.000 Punkte erreichen.

Juan Nevado, Fondsmanager bei M&G, hat indes gute Argumente für ein Investment in Japan (siehe Bericht auf Seite 9). Immer öfter werde der Cashflow genutzt, um Aktionären höhere Renditen zu bieten, in Form von Aktienrückkäufen oder Dividenden, ergänzt Akira Fuse von der Capital Group. Diese Vorhaben könnten laut Fuse 2016 mit gut 120 Milliarden Euro sogar ein Rekordhoch erreichen.

Dennoch – ganz abschreiben sollte man die Schwellenländer laut Barings Asset Management nicht, auch wenn ein Großteil der Regionen unter dem starken Dollar und tiefen Rohstoffpreisen leidet. Chief Investment Officer Ken Lambden hebt die Entwicklung wichtiger Volkswirtschaften in Asien hervor, die teilweise durch China Auftrieb erhielten, wo James Butterfill, Chefanalyst bei ETF Securities, mit einem Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent rechnet. Konkret verweist man bei Pictet auf Chancen bei koreanischen – allerdings auch bei russischen Aktien. Chefstratege Luca Paolini: „In beiden Ländern stabilisiert sich die Wirtschaft. Indien ist hingegen schon sehr teuer, obwohl dort die Konjunktur ebenfalls anzieht.“

Negativrenditen bei Bonds

Weniger optimistisch ist der Ausblick für Anleihen. Steinberger von der Spänger Iqam: „Für risikoarme Veranlagungen werden auch 2016 negative Realrenditen prognostiziert.“ Bei Spängler verweist man deshalb auf Unternehmensanleihen, die zumindest ein wenig mehr Zinsen bieten. Selektive Chancen wittert Paolini von Pictet etwa bei Anleihen aus Brasilien: „Inzwischen liegen die Renditen bei mehr als 15 Prozent, ein interessantes Einstiegsniveau.“

Eine Bodenbildung sieht ETF-Securities-Experte Butterfill auch bei Rohstoffen: „Die Minengesellschaften haben die Förderungen und Investitionen seit der Finanzkrise gekürzt.“ Schließlich liege die Gewinnspanne der Unternehmen auf historisch niedrigen vier Prozent. „Die anziehende Weltkonjunktur sollte die Nachfrage ankurbeln.“ Bevorzugt würden deshalb Industriemetalle. Der Ölpreis bleibe hingegen dem politischen Einfluss ausgesetzt, könnte aber 2016 zumindest auf 75 Dollar klettern.“

Dennoch: Piasko mahnt, die Risken nicht zu unterschätzen, etwa auf geopolitischer Ebene. Eine unerwartet kräftige Verlangsamung von Chinas Wirtschaft könnte die Märkte einknicken lassen. Umso mehr sollten Anleger breit gestreut in Fonds investieren, um Schwankungen zumindest ein wenig zu glätten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2015)

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