Linde: Nur heiße Luft?

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Der deutsche Großkonzern kappt zum zweiten Mal binnen eines Jahres die Prognose und verunsichert die Anleger.

München/Wien. Wer im Jänner oder Februar beim Industriegasekonzern Linde eingestiegen ist, war bis April auf der Gewinnerseite. Aus heutiger Sicht hat er aber auf heiße Luft gesetzt und muss abwarten. Die Linde-Aktie ist mit rund 150 Euro ins heurige Jahr gestartet und hat dann ein fulminantes Kursfeuerwerk bis auf 193 Euro hingelegt. Dann war aber die Luft draußen. Der allgemeine Kursverfall im Sog des VW-Skandals und ein schwerer Betriebsunfall, bei dem in einem Gebäude auf dem Werksgelände in Burghausen ein Millionenschaden entstand, setzten dem Papier zu.

Die vorsichtige Erholung wurde dann jäh am vergangenen Dienstag gestoppt: Da kippte Konzernchef Wolfgang Büchele zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres die mittelfristige Prognose. Er rechnet nun für 2017 mit einem operativen Ergebnis von 4,2 bis 4,5 Mrd. Euro. Für 2016 blieb Büchele überhaupt die Einschätzung schuldig. Und heuer dürfte Linde nur das untere Ende der Ebitda-Prognose von 4,1 Mrd. Euro schaffen.

Die Anleger warfen daraufhin ihre Papiere in hohem Bogen aus ihren Depots, die Aktie sackte in der Spitze um 14,6 Prozent auf 141,15 Euro ab – das war der größte Kurssturz seit gut 14 Jahren.

Ebenso enttäuscht reagierten die Analysten. Dafür habe es keine Anzeichen gegeben, erläuterte Martin Roediger, Analyst bei Kepler Cheuvreux. 15 der 33 von Bloomberg angeführten Analysten haben die Aktie auf „Hold“ gestellt, 14 raten zum Kauf.

Die weltweit lahmende Industriekonjunktur, die schlechteren Preise im Medizingeschäft und die Folgen des niedrigen Ölpreises machen es dem Konzern, der sich mit der französischen Air Liquide um die Weltspitze matcht, schwer.

Für 2016 rechnet Büchele zwar mit einer besseren Auftragslage, allerdings dürfte sie nicht auf das Niveau der Vergangenheit zurückkehren. Sollte es keine Verbesserung geben, schließt der Linde-Chef auch einen Stellenabbau nicht aus. Tiefgreifende Einschnitte werde es aber nicht geben. Linde beschäftigt weltweit 60.000 Mitarbeiter und gehört zu den Schwergewichten der deutschen Wirtschaft. Der Konzern produziert Gase, die unter anderem in der Stahlindustrie, beim Schweißen, in der Lebensmittelverarbeitung und in der Medizin zum Einsatz kommen. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2015)

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