Die Hochschaubahn fährt Vollgas – vorerst steil bergab

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Auch in der zweiten Handelswoche ging es abwärts. Ein Risiko-Cocktail aus geopolitischen Krisen und wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren macht Investoren das Leben schwer.

Wien. Das Jahr des Affen fängt zwar gemäß dem chinesischen Kalender erst im Februar an – das umtriebige Tier soll für positive und negative Überraschungen gleichermaßen sorgen. Die ersten beiden Wochen des Jahres brachten eine schlimme Überraschung. Weltweit sind die Aktienkurse abgestürzt, ein Ende der Talfahrt ist nicht abzusehen. China und seine wirtschaftliche Entwicklung bilden nur einen jener Unsicherheitsfaktoren, die die Finanzmärkte stark beeinflussen werden.

China, der Ölpreis, die US-Zinswende und die Geldpolitik der EZB, aber auch die US-Wahlen, das britische EU-Referendum, der IS-Terror und die Flüchtlingskrise: Der Risiko-Cocktail enthält heuer dermaßen viele gefährliche Substanzen, dass die Gefahr, sich zu vergiften, sehr groß ist. Dennoch wagen Experten Prognosen – auch wenn sie bei ihrer Veröffentlichung schon überholt scheinen. Manche sind durchaus positiv. „Wir glauben, dass nicht nur die US-Wirtschaft ein deutlich stärkeres Wachstum verspricht, wir trauen auch der Eurozone wegen der anziehenden Binnennachfrage eine Erholung zu“, sagt Martin Bruckner, Vorstand der Allianz-Investment.

Auf dieser Welle schwimmt auch die Saxo Bank: „Die Zinserhöhungen der Fed sind nicht etwa ein Zeichen der Schwäche, sondern dafür, dass es wieder aufwärts geht. Im Zuge der Marktanpassung wird das Jahr Investoren, die von der Wachtumsentwicklung profitieren möchten, außerordentlich attraktive Gelegenheiten bieten“, sagt Chefökonom Steen Jakobsen.

Die Allianz rechnet nicht nur in den USA mit (weiteren) Zinsschritten auf ein Niveau von einem Prozent. Auch in Großbritannien sollte es heuer eine Zinswende geben, meint Christian Ramberger von der Allianz Invest KAG. Gleichzeitig dürften die Notenbanken, vor allem in der EU und in Japan, ihre lockere Geldpolitik fortsetzen. Das wiederum, die weiter schwächelnden Schwellenländer sowie niedrigen Rohstoffpreise würden die Märkte in Atem halten. Mit einem Wort also: Es bleibt extrem volatil.

Was bedeutet das für die Anlagestrategie? „Stabiles Wirtschaftswachstum bei niedriger Inflation, weitere Liquiditätsunterstützung sowie Tiefststände bei Anleiherenditen sprechen für die relative Attraktivität von Aktien“, lautet die Empfehlung der Allianz. Die Saxo Bank will sogar ein „gutes Jahr“ für Aktien sehen. Während US-Aktien schon recht teuer sind, empfiehlt Bruckner, sich vor allem europäische und japanische Papiere ins Depot zu legen. Wobei die Performance eher von der (zuletzt schwächeren) Gewinnentwicklung der Unternehmen als vom makroökonomischen Umfeld abhängt.

Das heißt nicht, Anleihen ganz hintanzustellen. Gerade die lockere Geldpolitik der Notenbanken und die niedrige Inflation unterstützen Staatsanleihen. Russ Koesterich, Blackrock-Chefinvestmentstratege, meint, dass die Reaktion auf den aktuellen Kurseinbruch in China überzogen gewesen sei. Generell zeichnet er aber ein negatives Bild. So etwa könnte der starke Dollar für die US-Wirtschaft zur Hürde werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2016)

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