Asien: Megatrends intakt

(c) REUTERS (CHINA DAILY)
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Die asiatischen Aktienmärkte haben sich in den vergangenen Monaten nicht besonders gut entwickelt. Langfristig könnte sich ein Einstieg in die Region aber rechnen.

Wien. Aktien der Region Asien-Pazifik (ohne Japan) sind derzeit nicht gerade heiß begehrt. Wie schon im Vorjahr ziehen Investoren ihre Gelder weiterhin aus der Region ab. Dass das Anlegersentiment im weiteren Jahresverlauf umschlagen wird, zeichnet sich – angesichts der Vielzahl an Sorgen, die auf den Märkten lasten – nicht ab. „2016 dürfte ein turbulentes Jahr an den Börsen im Raum Asien-Pazifik werden, Anleger werden starke Nerven brauchen“, meint etwa Gabriela Tinti, Fondsmanagerin bei der Erste-Sparinvest.

Trotz des aktuell schwierigen Umfelds glaubt Tinti aber, dass sich ein Engagement in der Region mittel- bis langfristig lohnen könnte. Sie verweist auf den Bewertungsabstand gegenüber den entwickelten Ländern: Während das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis in den asiatischen Schwellenländern bei zehn bis zwölf liege, belaufe es sich in den Industrienationen auf 17. „Themen wie Demografie, Urbanisierung oder die wachsende Mittelklasse werden in Asien nämlich auch in Zukunft zu den Treibern gehören“, sagt die Expertin.

Auch Claus Born, Institutional-Portfolio-Manager bei Franklin Templeton Investments, findet, dass es angesichts des aktuellen Bewertungsniveaus und der intakten Megatrends ein guter Zeitpunkt sein könnte, um sich die Region näher anzuschauen. Anlegern empfiehlt er, einen bestimmten Betrag im Verlauf der nächsten zehn Monate stückweise zu investieren. „Bereits in den vergangenen vier bis fünf Jahren hat Asien gegenüber den entwickelten Ländern stark underperformed“, hält Born fest.

Viel Wachstumspotenzial sieht der Experte von Franklin Templeton Investments – trotz der aktuellen Schwierigkeiten – in China. Das Land werde auch in Zukunft in den großen globalen Aktienindizes an Bedeutung gewinnen. „Der aktuelle Anteil von zwei bis drei Prozent wird der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nicht gerecht“, so Born. Mit der zunehmenden Gewichtung in den Indizes werde auch die Nachfrage nach chinesischen Aktien steigen.

Wachstumsstory Indonesien

„Obwohl sich eine weitere Volatilitätsphase nicht ausschließen lässt, ist die Marktschwäche in China unserer Einschätzung nach hauptsächlich auf die Anlegerstimmung zurückzuführen und basiert nicht auf Fundamentaldaten“, so William Fong, Investment-Manager bei Baring Asset Management, Hongkong. Gern werde nämlich die Tatsache übersehen, dass das Milliardenreich nach wie vor einen großen Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum leiste. „Auch das umfangreiche Reformprogramm der Regierung, einschließlich der Abschaffung der Ein-Kind-Politik, erlangte bislang noch nicht die Glaubwürdigkeit, die es unserer Ansicht nach verdient.“

Bei der Erste-Sparinvest erwartet man, dass sich heuer kleinere Märkte wie Thailand und Malaysia, die 2015 schlechter abgeschnitten haben, besser entwickeln werden. Die Tatsache, dass Indonesien zuletzt das einzige Land in der Region mit einer positiven Börsenentwicklung gewesen sei, gehe völlig unter – seit Jahresbeginn gibt es dort ein Plus von drei Prozent. Laut Tinti wird in den nächsten Wochen eine Zinssenkung erwartet. „Davon sollte der Konsum profitieren und damit der Sektor mit dem größten Wachstumspotenzial“, sagt sie.

„In fundamentaler Hinsicht ist Indonesien eine sehr interessante Wachstumsstory: Das Pro-Kopf-Einkommen ist gering, die Bevölkerung jung und die Verschuldung – die staatliche wie auch die private – auf einem sehr niedrigen Niveau“, so Born. Zudem sollten sich Reformen positiv auf das Geschäfts- und Investitionsklima auswirken.

Pakistan, ein Anwärter auf den Emerging-Markets-Status, profitiere dagegen von chinesischen Investitionen – Stichwort: neue Seidenstraße – sowie von Entwicklungen, die der Internationale Währungsfonds in Gang gesetzt habe. Eine interessante wirtschaftliche Dynamik macht Born auch in Vietnam aus, das aus seiner Sicht einer der größten Profiteure der Transpazifischen Partnerschaft (TPP) ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2016)

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