Dividenden: Nicht nur die Höhe zählt

The German share prize index board and the trading room of Frankfurt´s stock exchange are photographed during afternoon trading session in Frankfurt
The German share prize index board and the trading room of Frankfurt´s stock exchange are photographed during afternoon trading session in Frankfurt(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Wer dividendenstarke Papiere für das Depot sucht, sollte nicht nur auf die Höhe achten. Ein sehr hoher Wert kann bedeuten, dass der Markt mit einer Dividendenkürzung rechnet.

Wien. Die niedrigen Anleihenrenditen stellen Anleger vor ein Dilemma: Wie lassen sich noch – mit überschaubarem Risiko – halbwegs ansehnliche Renditen verdienen? Für nicht wenige Experten stellen Aktien von Unternehmen eine Lösung dar, die über einen längeren Zeitraum nicht nur Dividenden ausgeschüttet, sondern diese auch sukzessive erhöht haben.

Die Idee ist einfach: Unternehmen, die nachhaltig Dividenden zahlen und erhöhen, müssen einiges an Kapitaldisziplin an den Tag legen und sind mehr oder weniger zu Wachstum verdammt. Der Nebeneffekt: Anleger können nicht nur auf ein nettes Zubrot hoffen, sondern auch auf Kursanstiege.

Ausschüttung aus Cashflow

„Grundsätzlich sehen wir bei der Analyse eines Unternehmens die Dividende als Spitze des Eisbergs“, sagt Christoph Olbrich, Leiter Aktienfonds bei der Bank Gutmann. Von größerer Bedeutung sei, was unter der Wasseroberfläche schlummere. Schließlich seien Dividenden ein Ausdruck der Qualität eines Unternehmens bzw. Geschäftsmodells. Daher richte man mit dem 2008 aufgelegten Gutmann Global Dividends den Fokus auch auf Letzteres. „Eine wichtige Frage ist, ob ein Unternehmen die Ausschüttungen auch aus dem operativen Cashflow zahlen kann und nicht Fremdkapital aufnehmen muss oder die Substanz mindert“, so der Experte.

Im Rahmen der Titelselektion für den DWS Top Dividende soll sichergestellt werden, dass die Dividende aus den freien Cashflows und nicht aus der Substanz bedient wird. „Ein Unternehmen sollte sinnvoll und nachhaltig mit seinem Kapital arbeiten und einen Teil der Einnahmen ausschütten und einen Teil in künftiges Wachstum reinvestieren“, sagt Denise Kißner, Senior Investment Specialist bei Deutsche Asset Management. Mit einem Volumen von 14,6 Mrd. Euro gehört der DWS Top Dividende zu den größten Fonds Europas. Im aktuellen Marktumfeld sei eine Dividendenrendite jenseits der sieben bzw. acht Prozent nicht nachhaltig, meint Kißner. „Hier preist der Markt eine Dividendenkürzung ein.“ Was die Nachhaltigkeit der Ausschüttungsquote betrifft, müsse von Sektor zu Sektor differenziert werden. So könnten bei einem Tabakunternehmen – aufgrund des vergleichsweise reiferen Geschäftsmodells – 70 bis 80 Prozent durchaus nachhaltig sein. Bei zyklischen Sektoren sollte die Ausschüttungsquote hingegen mit rund 30 Prozent deutlich niedriger sein.

Auch Olbrich legt Wert auf die Feststellung, dass sich das Ausschüttungspotenzial von Sektor zu Sektor unterscheide. „Manche Unternehmen müssen weniger stark in künftiges Wachstum investieren als andere“, erklärt er. Insgesamt sei es schwer, die Dividendenrendite auf eine Zahl festzumachen. Je nach Bewertung könne eine vernünftige Höhe zwischen 2,5 und 3,5 Prozent liegen. Im Gutmann Global Dividends liegt die durchschnittliche Dividendenrendite zwischen drei und vier Prozent, im – laut Kißner derzeit „sehr konservativ ausgerichteten“ – DWS Top Dividende bei 3,7 Prozent.

Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken Generali Invest, glaubt, dass Dividenden in Zukunft wichtiger werden. „Grundgedanke dahinter ist, dass die Märkte in den kommenden Jahren nicht dieselbe Performance liefern werden wie in der Vergangenheit.“

Nachhaltigkeit entscheidend

Wer auf der Suche nach attraktiven Renditen auf Dividendentitel setzen möchte, sich aber die Anlageentscheidung nicht von einem Fondsmanager abnehmen lassen, sondern selbst aktiv werden möchte, kann auf eine Reihe von Orientierungshilfen zurückgreifen. Dazu gehört etwa das von Mergent veröffentlichte „Handbook of Dividend Achievers“, das Unternehmen mit einem starken historischen Track-Rekord an Dividendenerhöhungen anführt. Auch einschlägige Indizes – wie die Nasdaq-Dividend-Achievers-Indexfamilie oder der DivDAX, der jene 15 Unternehmen mit den höchsten Dividendenrenditen im deutschen Leitindex enthält – können als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden. Wie auch immer man vorgeht: Nicht die Höhe der Dividendenrendite ist entscheidend, sondern deren Nachhaltigkeit. [ iStockphoto ]

AUF EINEN BLICK

Die Dividende ist jener Teil des Gewinns, der an Anleger ausgeschüttet wird. Die Dividendenrendite spiegelt die Höhe der Dividende gemessen am gegenwärtigen Kurs wider. Die Ausschüttungsquote zeigt, wie hoch der Anteil des Gewinns ist, der ausgeschüttet wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2016)

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