RBI stresst ihre Aktionäre

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Vorstände von RBI und RZB „erklärten“ am Montag das schwache Stresstest-Ergebnis. Die Aktie lag trotzdem deutlich im roten Bereich.

Wien. 6,1 Prozent. Auf diesen Wert würde das Eigenkapital der Raiffeisen Landesbanken Holding GmbH im Fall einer deutlichen Verschlechterung der Wirtschaft fallen, wie sie von der EZB im Freitagabend veröffentlichten Stresstest angenommen worden ist („Die Presse“ berichtete). Es handelt sich um das zweitschlechteste Ergebnis aller geprüften Banken. Zwar ist die Raiffeisen Landesbanken Holding GmbH der breiten Öffentlichkeit wohl kaum bekannt. Sie wurde von der EZB jedoch als das De-facto-Spitzeninstitut des heimischen Raiffeisen-Sektors angenommen. Und damit offenbart sich auch das Hauptproblem von Raiffeisen – die viel zu komplexe Struktur.

Eine Erklärung, die auch mehrere Vorstände von Raiffeisen-Zentralbank (RZB) und Raiffeisen Bank International (RBI) am Montag in einer telefonischen Analystenkonferenz brachten. Und dieses Problem solle nun angegangen werden. Die oben genannte Holding wird bereits im September aufgelöst. In diesem Monat soll auch die Entscheidung über die Fusion von RZB und RBI bekannt gegeben werden. Beides soll die Kapitalquote deutlich stärken.

Letztere solle nach einer Fusion bei mindestens zwölf Prozent liegen, hieß es am Montag bei Raiffeisen. Zum Vergleich: Die geprüfte Holding verfügt derzeit lediglich über 10,2 Prozent. Die börsenotierte Tochter RBI hatte indes bereits schon Ende des Vorjahres 11,5 Prozent. Das erklärt unter anderem auch, warum Raiffeisen schlechter abschnitt als beim letzten Test im Herbst 2014. Damals wurde noch direkt die RBI geprüft.

Aktie deutlich im Minus

Den Anlegern dürften diese Raiffeisen-spezifischen Erklärungen für das schlechte Abschneiden aber egal sein. Sie trennten sich am Montag im Zweifel lieber von ihren Papieren – die Aktien lagen mehr als fünf Prozent im Minus.

Denn auch die Strukturbereinigung sorgt für Verunsicherung unter den Aktionären. Im Rahmen einer Fusion werde es nämlich sicher eine Kapitalerhöhung bei RBI geben, damit es genügend Aktien für den Tausch gegen die nicht an der Börse notierten RZB-Anteile gebe, hieß es am Montag. Bei dieser sollen die Bezugsrechte der Altaktionäre ausgeschlossen werden. Das entscheidende Umtauschverhältnis steht zwar noch nicht fest. Dennoch sahen sich Aktionäre in der Vergangenheit bei einer ähnlichen Transaktion von den Kernaktionären aus dem Raiffeisenbereich über den Tisch gezogen. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2016)

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