Ethische Fonds ohne Fondsmanager

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Symbolbild BlumenwieseClemens Fabry
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Ethisch veranlagen und sich trotzdem die Kosten für das Fondsmanagement sparen – das erhoffen sich Anleger von nachhaltigen Indexfonds. Die Anbieter springen zunehmend auf den Zug auf.

Wien. Unter institutionellen Investoren zeichnet sich seit geraumer Zeit ein nicht von der Hand zu weisender Trend ab: Es wird verstärkt auf nachhaltige Anlageprodukte gesetzt. Auch wenn der Fokus noch überwiegend auf aktiv gemanagten Strategien (Fonds mit Fondsmanagement) liegt, so findet zunehmend eine interessante Nische im passiv gemanagten Anlageuniversum (Fonds ohne Fondsmanagement, die etwa einen Index nachbilden) Beachtung: nachhaltige Indexfonds – sprich Exchange Traded Funds (ETFs). Stark sei die Nachfrage vor allem unter institutionellen Investoren in Westeuropa und Skandinavien, bestätigt Bahram Sadighian, Head of iShares Austria & Eastern Europe.

Gängige Indizes als Basis

Bei iShares will man dieser Entwicklung Rechnung tragen und hat das hauseigene nachhaltige Investmentuniversum in den vergangenen Jahren sukzessive erweitert. Erst heuer wurden fünf neue einschlägige ETFs aufgelegt. Wie stark das Investoreninteresse tatsächlich ist, zeigt sich am Beispiel des iShares Euro Corporate Bond Sustainability – im Übrigen der erste nachhaltige Unternehmensanleihen-ETF der Asset-Managementgesellschaft –, der im Jänner an den Start ging und dessen Volumen seither auf 300 Mio. Euro angestiegen ist.

Wie läuft die Entwicklung grüner ETFs ab? Laut Sadighian wird mit fertigen Aktienindizes gearbeitet. „Die meisten unserer nachhaltigen ETFs wurden auf Basis der MSCI-Indizes konstruiert“, erklärt er. MSCI ist ein Anbieter von Aktienindizes. Begonnen habe man allerdings mit Dow-Jones-Indizes.

Waffen und Alkohol fallen raus

Die fertigen Indizes werden einem Screening für Umwelt, Soziales, und Unternehmensführung (ESG-Kriterien) unterzogen. Dabei werden Unternehmensdaten untersucht, und auf Basis dieser Kriterien wird eine Matrix erstellt. „In weiterer Folge wird mit unserem Risikomanagementsystem ein Ranking verfasst.“

Konkret werden die drei Säulen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung in zehn Themen – darunter Klimawandel, ökologische Chancen, Humankapital, Corporate Governance und Produkthaftung – sowie 37 Schlüsselbereiche heruntergebrochen, die auf einer Skala von null bis zehn Punkten bewertet werden. Fonds, die dabei schlecht abschneiden, fallen aus dem Raster.

Wie Sadighian erklärt, werden auch Unternehmen ausgeschlossen, die mit umstrittenen Waffen zu tun haben, mehr als zehn Prozent ihrer Umsätze mit Tabak und Alkohol generieren sowie schädigende Kreditvergabepraktiken verfolgen.

Auch wenn es sich bei grünen ETFs noch um ein Nischenthema handelt – im Übrigen auch im ETF-Universum –, so erscheint eine ähnlich positive Entwicklung wie jene von herkömmlichen Indexfonds, die aktiv gemanagten Produkten zunehmend das Wasser abgraben, durchaus möglich. Erst Ende des ersten Quartals 2016 überschritt das weltweite ETF-Anlageuniversum die Drei-Billionen-Dollar-Schwelle. EinAbschwächen dieser Entwicklung ist für Experten nicht absehbar.

Noch ist der Markt für grüne Indexfonds jedenfalls überschaubar. Das Angebot wächst allerdings sukzessive. Eine interessante Entwicklung ist, dass zunehmend auch nachhaltige Anleihe-Indexfonds auf den Markt kommen – beide Marktführer iShares und UBS haben dazu Produkte im Angebot. Bei der Schweizer Großbank UBS erklärte man zuletzt, die Palette auf der Anleiheseite gezielt ergänzen zu wollen.

Etwas teurer

Transparent, liquide und kostengünstig: Was für herkömmliche ETFs gilt, die sich vor allem wegen dieser Gründe in den vergangenen Jahren zunehmender Beliebtheit erfreuten und immense Zuflüsse verzeichneten, gilt jedenfalls auch für nachhaltige Indexfonds.

Allerdings müssen Anleger, die sich für die Assetklasse interessieren, doch etwas tiefer in die Tasche greifen als für herkömmliche ETFs. „Mit der Indexzusammenstellung ist ein hoher Aufwand verbunden, daher fallen für die Kunden auch höhere Kosten – konkret zwischen 25 und 60 Basispunkten – an als bei herkömmlichen ETFs“, erklärt Sadighian. [ iStockphoto ]

Was Sie beachten sollten bei ... passiv gemanagten Fonds

Tipp 1

Aktiv versus passiv. Aktiv gemanagte Fonds haben einen oder mehrere Fondsmanager, die regelmäßig Aktien verkaufen und durch neue ersetzen. So versuchen sie, besser abzuschneiden als der Gesamtmarkt. Passiv gemanagte Fonds bilden den Gesamtmarkt nach und können daher nicht besser abschneiden als dieser – aber auch nicht schlechter.

Tipp 2

Nachhaltigkeit. Bei aktiv gemanagten nachhaltigen Fonds prüft das Fondsmanagement (oder lässt prüfen), welche Aktien für den Fonds infrage kommen. Auch bei passiv gemanagten nachhaltigen Fonds müssen die Firmen eine Mindestpunktezahl bei ESG-Kriterien (das Kürzel steht für Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) erreichen, um in den Fonds zu kommen.

Tipp 3

Kosten. Für passiv gemanagte Indexfonds spricht, dass die Kosten geringer sind als bei aktiv gemanagten Fonds. Grüne ETFs kosten allerdings etwas mehr als herkömmliche Indexfonds. Dahinter steht der hohe Aufwand, der mit der Indexzusammenstellung verbunden ist. Die fertigen Indizes müssen schließlich dem ESG-Screening unterzogen werden.

Tipp 4

Ausschlusskriterien. Auch bei passiv gemanagten nachhaltigen Fonds kommen bestimmte Unternehmen gar nicht infrage, brauchen also nicht einmal das ESG-Screening zu passieren: Ausgeschlossen werden in der Regel Unternehmen, die unter anderem mit umstrittenen Waffen zu tun haben oder einen gewissen Teil ihrer Umsätze mit Tabak und Alkohol generieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2016)

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