Hedgefonds-Roboter schlägt Mensch

June 24 2016 Tokyo Japan Japanese shares tumble with the 225 issue Nikkei Stock Average falling
June 24 2016 Tokyo Japan Japanese shares tumble with the 225 issue Nikkei Stock Average fallingimago/AFLO
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Der Roboter erzielte am Tag nach dem Brexit-Votum, als alle Aktienmärkte der Welt hohe Verluste einfuhren, ein Plus von 3,4 Prozent.

Yoshinori Nomura war zum Weinen zumute. Es war der Morgen des 24. Juni, der Tag nach dem Brexit-Votum, und die Märkte bewegten sich gegen ihn. Nicht exakt gegen ihn. Denn, es war das selbstlernende Computerprogramm des Hedgefonds-Managers, welches die Wette platziert hatte. Es ging um den Verkauf japanischer Aktienindex- Futures - bevor eine deutliche Aufwärtsbewegung am Markt einsetzte. Nomura hatte zwar selbst mit einer Rally gerechnet, sich aber dazu entschieden, dem Rat des Computerprogramms zu folgen. Und sein Fonds zahlte den Preis dafür.

Doch dann ändert sich alles ganz schnell. Als neue Ergebnisse des britischen Referendums eintrafen, die einen Austritt des Landes aus der Europäischen Union (EU) signalisierten, setzte eine Ausverkaufswelle bei japanischen Aktien ein. Es kam zum größten Einbruch in fünf Jahren. Nomuras Simplex Equity Futures Strategy Fund beendete den Tag mit einem Plus von 3,4 Prozent. Das war eines der besten Resultate in drei Handelsmonaten.

"Die Maschine hatte letztlich doch recht", sagt Nomura. Er verbrachte drei Jahre damit, das Handelsprogramm zu verfeinern und verwaltet mit seinem Fonds nun rund 3,5 Mrd. Yen (30 Millionen Euro). Es ist einer der ersten Fonds in Japan, der sich Technologien aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz (AI) bedient.

Japan als Testmarkt

Das alles ist ein fesselnder Testfall für die Zukunft der Vermögensverwaltung. Wenn Nomura in Japan erfolgreich sein kann - wo Anreize der Zentralbank die Märkte auf den Kopf gestellt haben, Hedgefonds ihren Branchenkonkurrenten weltweit hinterherhinken und institutionelle Investoren bekanntermaßen Risiken gegenüber abgeneigt sind - dann wäre das Hoffnung für frischgebackene AI-Händler in aller Welt.

Der 43-jährige Vermögensverwalter nutzt seine Software auf einem der turbulentesten Märkte der Welt. Die Aktienkursausschläge in Japan sind unter den 15 größten Börsenplätzen der Welt am stärksten. Die Volatilität hier ist fast viermal so groß wie in den USA. Der Leitindex Topix ist bislang in diesem Jahr um 16,1% Prozent eingebrochen, nachdem er 2015 fast 10 Prozent gestiegen war.

Die Marktturbulenzen sind eine Belastung für klassische Hedgefonds. Ein Barometer von Eurekahedge Pte, das Hedgefonds mit Japan-Fokus abgebildet, liegt im bisherigen Jahresverlauf rund 3,5 Prozent im Minus. Das ist die schlechteste Entwicklung seit der globalen Finanzkrise. Zum Vergleich: Der Index für Hedgefonds weltweit erreichte ein Plus 2,6 Prozent.

"Bislang gibt es weltweit nur sehr wenige AI-Fonds", sagt Analyst Mohammad Hassan von Eurekahedge in Singapur. "Die frühen Anwender von maschinenlernender Technologie werden eine gute Erfolgsbilanz aufbauen müssen, bevor Investoren ihnen ernsthaft Beachtung schenken."

AI-Technologie im Trend

Einige der bekanntesten Namen in der Investmentwelt wenden inzwischen ebenfalls AI-Technologie an, weil sie sich angesichts enttäuschender branchenweiter Erträge einen Vorteil verschaffen wollen und die Management-Gebühren immer stärker in den Fokus rücken. Die Firma Point72 Asset Management, die das Vermögen von Milliardär Steven Cohen verwaltet, gründete im März eine Sparte, die AI-Startups finanzieren soll. Bridgewater Associates von Ray Dalio investierte im vergangenen Jahr Ressourcen auf dem Gebiet.

Zwar ist der Fonds von Nomura relativ klein. Aber seine Firma ist kein Leichtgewicht in der Branche. Simplex Asset Management gilt als einer der am schnellsten wachsenden Vermögensverwalter in Japan. Er kümmert sich um 560 Mrd. Yen an Kundengeldern.

Nomura war im Jahr 2007 zu dem Vermögensverwalter gestoßen. Zuvor war er für Accenture Plc und Citigroup Global Markets tätig. Er hat einen Master-Abschluss in Physik von der Waseda University in Tokio. Drei Patente laufen auf seinen Namen. Darunter befindet sich ein Algorithmus, mit dem Hits im Pop- besessenen Japan richtig vorhergesagt werden sollen.

(Bloomberg)

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