Aktien sind kein Teufelszeug

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Wer der Börse bisher ferngeblieben ist, sollte das ändern. Die Zinsen auf dem Sparbuch sind Geschichte - und Wertpapiere nicht nur Spekulanten vorbehalten.

Wien. Die Zinsen sind im Keller, doch ihren Bausparvertrag kann und will die Bevölkerung in diesem Land nicht zu Grabe tragen. 32 Prozent der Österreicher halten einer Gfk-Umfrage zufolge nach wie vor an diesem Produkt als attraktiver Anlageform fest. Zwar sind Immobilien inzwischen beliebter geworden, doch der Bausparer hat seinen festen Platz. Und das, obwohl die Zinsen seit der Finanzkrise im Keller sind. Denn das Produkt bietet etwas, mit dem andere kaum konkurrieren können. Es hat den Staat in Form der Einlagensicherung auf seiner Seite.

Die Popularität von Aktien ist indes unter ferner liefen. Die Anlageklasse hat es nicht nur ungleich schwerer, weil die beiden großen Börsenkrisen der vergangenen 20 Jahre so manch einen in den finanziellen Ruin getrieben haben. Sondern auch, weil Börsen in Mitteleuropa nicht gerade den besten Ruf genießen. Aktionäre und Spekulanten, das wird oft synonym verwendet– vor allem Politiker schwingen diese Keule gern. In Österreich ist das nicht anders. Die zu Jahresbeginn erhöhte Steuer auf Kursgewinne zeigt dabei recht deutlich, was die Regierung von Kapitalmarktteilnehmern hält.

Der Börse gänzlich den Rücken zu kehren, erscheint in Zeiten wie diesen jedoch alles andere als klug. Wer sich bisher noch nicht mit dem Thema Kapitalmarkt befasst hat, sollte dies seiner finanziellen Zukunft wegen in jedem Fall tun. Das Buch „Crashkurs Börse“ kann dabei einen ersten Berührungspunkt liefern. Für den passionierten Day-Trader wird es hier allerdings wenig Neues geben.

Von Börsenweisheit bis Börsenguru

Aktien, und darauf machen die Autoren gleich zu Beginn aufmerksam, sind jedenfalls kein Teufelszeug. Allheilmittel sind sie freilich ebenso wenig. Wer Aktien kauft, sollte auch etwas über die Geschichte der Börse wissen. Und so wird der Ursprung des Wortes (er dürfte in Belgien liegen) ebenso gestreift wie die Entwicklung der ersten Aktienindizes. Um eine historische Abhandlung handelt es sich freilich nicht, doch kurze Abschnitte geben Einblick in die bedeutendsten Meilensteine auf den Finanzmärkten. Dass die Redaktion des amerikanischen „Wall Street Journal“ über die Zusammensetzung des wichtigen Dow-Jones-Index entscheidet, ist selbst für Börsenkenner eine überraschende Information.

Auch erste Grundlagen werden vermittelt. Etwa, wie Aktien an die Börse kommen. Das tun sie mittels Börsengang. Dafür legen die betreuenden Banken gemeinsam mit dem Unternehmen im Vorfeld fest, wie viele Aktien auf dem Markt platziert werden. Auch der Cost-Average-Effekt kommt zur Sprache. Er führt (meist bei Fondssparplänen) zu einer Glättung des durchschnittlichen Kaufkurses. Erwirbt der Anleger Fondsanteile in regelmäßigen Abständen bei gleichbleibendem Betrag, ist der Kurs einmal höher, einmal tiefer, was dem Investor letztlich nutzen soll. Auch börsenotierte Indexfonds (ETF), ein immer beliebteres Finanzprodukt, werden erklärt. Doch die Autoren gehen auch auf deren Nachteile ein. Bei etwas komplexeren Wertpapieren, wie Derivaten oder Zertifikaten, wird mit Rechenbeispielen gearbeitet, um nicht in der grauen Theorie zu bleiben.

Wie der Laie ein Depot anlegen kann, wird ebenfalls besprochen, einzelne Orderausführungen werden genauso berücksichtigt. Damit Anleger wissen, in welchem Kontext sie Käufe und Verkäufe sehen müssen, kommen sie nicht um einen volkswirtschaftliche Exkurs herum. Wie entstehen Zinsen und Inflation, und welche Rolle spielt bei all dem der Ölpreis? Dies wird zwar nur kurz angerissen, doch wer mehr darüber wissen will, erhält einen Denkanstoß. Klassische Börsenweisheiten werden dem Anleger mit auf den Weg gegeben (etwa Risiko streuen oder Verluste minimieren) sowie die Strategien und die Lebensgeschichten der wichtigsten Börsengurus. Wie man sein Geld am besten vermehrt, bleibt dann aber letztlich doch jedem Einzelnen überlassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2016)

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