Es darf auch mal weniger sein: Der Charme des Minimalismus

Aktien und B�rse
Aktien und B�rse(c) bilderbox (Erwin Wodicka - wodicka@aon.at)
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Nachdem die globalen Aktienmärkte ansehnliche Zuwächse verzeichnen, locken nun kleine Unternehmen mit weiteren Chancen.

Wien. Die Börse besteht nicht nur aus den großen Brummern, von denen man täglich in den Medien hört. Es sind vor allem hochgradig spezialisierte Nischenanbieter, und nicht die breit aufgestellten Großkonzerne, die demnächst für ein schönes Ertragsplus im Anlegerportfolio sorgen könnten.

Davon ist Sébastien Lagarde überzeugt. Der Portfoliomanager bei der französischen Fondsboutique Mandarine Gestion verwaltet den relativ jungen Mandarine Globale Microcap Fonds – und durchforstet deshalb auch die Welt der kleinkapitalisierten Werte rund um den Globus nach Investmentchancen.

Potenzielle Kursraketen

Wobei das aktuelle Umfeld zugunsten der kleinen Unternehmen mitspielt. Schließlich wurden in den vergangenen Jahren viele Großkonzerne schon fast als Anleiheersatz gehandelt, aufgrund ihrer stetigen Dividendenzahlungen. Sie sind sehr teuer geworden. Alternativen sind gefragt. Allein, dabei lohnt ein genauer Blick auf die Unterteilung der Marktkapitalisierung.

Sie setzt sich – grob gerechnet – aus dem aktuellen Börsenkurs mal der Anzahl der Aktien zusammen. Lagarde hat die Grenze bei Microcaps aber bei rund 800 Millionen Euro angesetzt. Andere Investoren ziehen wiederum die Grenze für Small bis Mid Caps (Caps ist die englische Kurzform für Marktkapitalisierung) meist zwischen 500 Millionen und zwei Milliarden Euro ein. Diese Titel definieren sich freilich nicht nur über die Größe an der Börse.

(c) Die Presse

Lagarde präzisiert: „Hier sind spezialisierte Unternehmen tätig, die von Bankanalysten kaum bewertet werden.“ Findet man die eine oder andere versteckte Perle auf eigene Faust, ohne dass es weit verbreitete Kaufempfehlungen dafür gibt, stünden die Chancen gut, potenzielle Kursraketen zu finden. Auch ist gerade in diesem Segment eine breite Streuung wichtig. „Einzelne Werte weisen hohe Schwankungen auf, sie sind stark von unternehmensspezifischen Nachrichten abhängig.“

Was die aktuellen Favoriten sind? Dazu zählen laut Lagarde etwa Nippon Systemware, ein spezialisierter Anbieter von IT-Systemen, der Elektronikanbieter AllTop Technology und Wesdome Gold Mines. Aber auch heimische Unternehmen wie der Mautanbieter Kapsch Trafficcom und der IT-Dienstleister S&T.

Auch Fondsmanager Eduard Lugo vom Franklin Global Small-Mid Cap Growth Fund hat eine klare Meinung: „Wir sehen Chancen in den Sektoren Energie, Transport und Bergbau.“ Wobei das Brexit-Votum neue Chancen am britischen Markt eröffnet. So sei etwa die Kursentwicklung von Amec Foster Wheeler, einer britischen Beratungs-, Ingenieurs- und Projektmanagementfirma, erfreulich gewesen, meint Lugo. Zuletzt ist man bei Franklin im Immobiliensektor eingestiegen, etwa bei Kennedy-Wilson Holdings aus den USA. Allein die Ergebnisse lagen im 2. Quartal über den Erwartungen, die Aktie legte entsprechend zu. Schließlich kamen dem Unternehmen „höhere Mieteinnahmen und Veräußerungsgewinne zugute“, meint Lugo.

Große Verluste sind möglich

Doch das ist nicht alles. So lieferte im Bereich der zyklischen Konsumgüter Dalata Hotel Group, ein Hotelbetreiber mit Sitz in Irland, ebenfalls positive Ergebnisse. Dabei waren die Sorgen rund um den Brexit weit überzogen, meint Lugo. Letztendlich sei man der Meinung, dass Dalata von attraktiven Hotelbewertungen in Irland profitieren, insgesamt auch die Profitabilität steigern könne. Allein das zeigt, wie wichtig die Analyse einzelner Titel im kleinkapitalisierten Bereich ist.

Dafür ist das Ertragspotenzial überdurchschnittlich hoch. Übersehen sollte man aber auch nicht das Verlustpotenzial in schwierigen Marktphasen. Denn da trennen sich Anleger gerade von kleinen Unternehmen meist sehr rasch, große Kursverluste sind dann nicht ausgeschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2016)

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