Die Renditeperlen des Pazifik

(c) Bloomberg (Tomohiro Ohsumi)
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Fernöstlichen Aktien werden derzeit gute Chancen eingeräumt. Trotz der wachsenden Kreditblase in China setzen Investoren auf ausgewählte Titel in dem Land. Auch Japan sticht mit interessanten Unternehmen hervor.

Auch wenn viele Anleger nicht damit nicht gerechnet haben: Viele Indizes aus den Schwellenländern haben heuer eine erfreuliche Performance hingelegt. Wichtigste Voraussetzung dafür war neben den anhaltend tiefen US-Zinsen (und somit günstigeren Dollar-Schulden der Schwellenländer) auch das Ausbleiben eines China-Crashs. Und das hat durchaus positive Auswirkungen auf die gesamte pazifische Region.

Selbst der wachsende chinesische Schuldenberg scheint in den Hintergrund zu rücken (wobei dieser von vielen durchaus als Problem gesehen wird). Dessen Abbau ist aber keine Priorität von Präsident Xi Jinping, sagt Rainer Matthes von Metzler Asset Management. Inzwischen hat der Schuldenstand des Landes rund 240 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erreicht, fast das Doppelte von Ende 2008.

Im Reich der Mitte geht man jedoch neue Wege. Xi hat großes Augenmerk auf den Ausbau der Seidenstraße gelegt: „Mithilfe großer Infrastrukturvorhaben in mehr als 60 Staaten hofft er, der Volksrepublik eine bessere Anbindung an Europa und Zugang zu neuen Märkten zu verschaffen“, sagt Matthes. Künftig solle die Seidenstraßeninitiative ein Netz aus Bahnstrecken, Straßen, Pipelines und Logistikzonen verknüpfen und Zugang zu Dreiviertel der weltweit bekannten Energievorkommen sichern.

Wobei es China nicht nur bei einem Vorhaben belässt. Nach offiziellen Angaben sind „mehr als 900 Projekte im Wert von 890 Mrd. Dollar gestartet worden, oder befinden sich in fortgeschrittener Planung“, sagt Matthes. Dazu zählt der Ausbau der Bahnverbindung zwischen Peking und Deutschland genauso wie die Gaspipeline aus dem Golf von Bengalen (Myanmar) in den Südwesten Chinas. Auch im Inland wird reichlich nachgeholfen, sagt Will Ballard von Aviva Investors. Im Jänner „haben die Regierungsbehörden zusätzliche Impulse injiziert, um die Wirtschaft zu stützen und ihr Wachstumsziel von 6,5 bis sieben Prozent jährlich zu gewährleisten“.

Börse mit Potenzial

Kein Wunder, dass die Region Asien-Pazifik mit mehr als 4,5 Milliarden Menschen und einer prognostizierten Wachstumsrate von 5,3 Prozent wieder im Fokus steht. Aufholpotenzial gibt es an der Börse allemal (siehe Grafik). Dabei bietet sich Investoren ein durchaus breites Spektrum. Dale Nicholls, Portfoliomanager des FF Pacific Fund von Fidelity International, hat derzeit vor allem China im Fokus. Nicht für alle ist die wachsende Kreditblase ein Grund, Aktien aus dem Land zu meiden. Bei der Titelselektion geht Nicholls dennoch vorsichtig vor. Denn zahlreiche Branchen bekämen den Wandel von einer export- hin zu einer binnenorientierten Wirtschaft negativ zu spüren. Attraktiv für Dale ist der größte Online-Händler Chinas, Alibaba. Der jährliche Zuwachs an Online-Shoppern ist enorm. Auch die chinesische Online-Suchmaschine Baidu sei gut unterwegs. Aufgrund der nicht zu bremsenden Reiselust der Chinesen investiert er auch in die Online-Reiseplattform C-Trip.

Von Spezial-WCs zu Fernsehern

Auch Japan profitiert als entwickelter Markt vom chinesischen Tourismus, und das gleich mehrfach. Viele Chinesen kaufen dort gern etwa „japanische Reiskocher von Zojirushi ein“, sagt Nicholls. Selbst Nippons Spezialtoiletten von Toto sind im Reich der Mitte heiß begehrt. Auch der wachsende virtuelle Spielemarkt biete gute Chancen, und zwar weltweit. Davon profitiert Square Enix, der Hersteller von „Final Fantasy“. Japanische Bankenaktien sind nach einem starken Abverkauf ebenfalls attraktiv. Deshalb hat Dale etwa bei Mitsubishi UFJ zugegriffen. „Das Institut verdient einen guten Teil im Ausland, aber auch an den Handelsspesen. Das federt die niedrige Zinsspanne ab.“

Da die Region Asien-Pazifik ein weites Feld ist, findet der Fidelity-Fondsmanager auch in Korea günstig bewertete Aktien – vor allem im Bankensektor. Eine der größten Fonds-Positionen entfällt auf die Woori-Bank. Auch Titel aus der Technologiewelt sind Teil des Portfolios, etwa Samsung Electronics. In Indien sind wiederum die Reformen, aber auch die positive demografische Entwicklung, eine Stütze. Solange die befürchtete Abkühlung in China nicht eintritt, sollten die Chancen in der gesamten Region jedenfalls intakt bleiben. [ iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2016)

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