Donald Trump, (k)ein Börsenschreck?

A TV screen showing U.S. President-elect Trump is pictured in front of the German share price index DAX board in Frankfurt
A TV screen showing U.S. President-elect Trump is pictured in front of the German share price index DAX board in Frankfurt(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Der Wahlsieg von Donald Trump hat die Märkte nur kurzfristig unter Druck gesetzt. Langfristig wird die Entwicklung von seiner Politik abhängen.

Wien. Kaum zu glauben, aber wahr: Donald J. Trump wird 45. Präsident der USA. Schon Wochen vor der Wahl haben Analysten deshalb den Teufel an die Wand gemalt. Die politische und wirtschaftliche Unberechenbarkeit des Immobilientycoons hat weltweit größeres Unbehagen verursacht. Ein Schock, wie ihn die Märkte nach dem Referendum der Briten über den EU-Ausstieg erwartet haben, blieb aber weitgehend aus. Die Börsen reagierten auf den Sieg Trumps in einer ersten Reaktion zwar ziemlich verschnupft, doch schon nach wenigen Stunden war der Spuk vorbei. Wohl auch, weil es schon unmittelbar davor zu einer stärkeren Korrektur gekommen war. Die versöhnlicheren Töne, die Trump bei seinem ersten Auftritt anschlug, wirkten offenbar wie Balsam auf die Seele der Börsianer.

Allein in der vergangenen Woche flossen den Aktienmärkten 1,3 Billionen Dollar zu (weil es in Erwartung steigender Zinsen zu Abflüssen an den Anleihemärkten kam). Das hievte den Dow-Jones-Index auf ein neues Rekordhoch von rund 18.800 Punkten. Damit ist der Index seit Jahresbeginn (auf Dollarbasis) bereits um knapp acht Prozent gestiegen. Am erfreulichsten entwickelte sich die Aktie des Baumaschinenriesen Caterpillar (plus 37 Prozent), die nach Trumps Wahlsieg noch einmal kräftig anzog. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,5 sind US-Aktien derzeit aber schon teuer bewertet, sagt Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek.

Buffett rechnet langfristig mit Anstieg

Wie lang die vergleichsweise positive Stimmung an den Börsen anhält, ist nicht absehbar. Die Entwicklung wird maßgeblich vom Vorgehen Trumps in den kommenden vier Jahren abhängen. „Investoren sollten akribisch darauf achten, was Donald Trump zu den Themen Protektionismus und Freihandel sagt“, meint Brezinschek. Mache der 70-Jährige seine Drohungen wahr, schadet er Unternehmen – und damit dem Aktienmarkt.

Starinvestor Warren Buffett schreckt das alles nicht. Der 86-Jährige rechnet weiterhin mit einem Anstieg der Kurse an den US-Börsen. „Der Aktienmarkt wird in zehn, 20, 30 Jahren höher liegen als jetzt. Und das wäre er mit Hillary – und er wird es mit Trump sein.“ Buffett gilt als traditionell langfristiger Investor, kurzfristiges Handeln ist seine Sache nicht. Abgesehen davon könnte es sich der Milliardär problemlos leisten, die ein oder andere Krise auszusitzen.

Positiv auf die Börsen könnten sich in absehbarer Zeit die geplanten Steuersenkungen des designierten Präsidenten auswirken. Niedrige Einkommensschichten sollen künftig mehr in der Tasche haben, das wird die Konjunktur beleben und den Firmen in die Hände spielen. Denn auch diese sollen von Steuererleichterungen profitieren, sagt Brezinschek.

Demokraten bisher bessere Börsianer

Unter Trump steigen wird auch die Inflation, weil die Staatsausgaben (aufgrund zahlreicher Infrastrukturprojekte) in die Höhe schießen werden. Das bietet vor allem Unternehmen Chancen, die über Preismacht verfügen. Was ebenfalls zunehmen könnte, sind die Ängste der Anleger. In den Tagen rund um die Wahl ist der Volatilitätsindex, der die Nervosität der Anleger widerspiegelt, gestiegen. Sollte es künftig erneut zu Phasen von extremen Ausschlägen (auch weil Trump als unbeschriebenes Blatt gilt) kommen, ist dies auf den ersten Blick zwar unerfreulich. Rücksetzer an der Börse bieten Anlegern aber in der Regel eine gute Möglichkeit für einen Einstieg, schreiben die Analysten der Schoellerbank in einer Analyse.

Sieht man sich die Vergangenheit an (auch wenn sich daraus keine Aussagen für die Zukunft ableiten lassen), so haben Anleger in den nächsten Jahren ohnehin nicht viel zu erwarten. Denn der US-Aktienmarkt hat im Schnitt seit 1945 unter demokratischen Präsidenten stets besser abgeschnitten als unter republikanischen Amtsinhabern. [ iStockphoto ]

AUF EINEN BLICK

Investoren haben im Vorfeld der US-Wahl nicht

mit einem Sieg von Immobilien-Tycoon Donald Trump gerechnet. Doch die Schockstarre währte ohnehin nur kurz, die Börsen zogen in den Tagen danach an.

Positiv auf den amerikanischen Aktienmarkt dürften sich geplante Steuersenkungen Trumps auswirken. Niedrige Einkommensschichten sollen künftig mehr in der Tasche haben, das wird die Konjunktur beleben und den Firmen in die Hände spielen.

Auch diese sollen von geplanten Steuererleichterungen profitieren.

US-Aktien gelten im Vergleich zu europäischen jedoch als relativ teuer. Sollte es zu Rücksetzern an der Börse kommen, eröffnet dies Anlegern eine gute Einstiegsmöglichkeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2016)

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