Durchkomponierte Sicherheit bis zum Ende

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Gewinne bei Kapitalgarantie, das versprechen Garantiezertifikate. Doch wie überall hat Sicherheit auch hier ihren Preis. Bei geringer Kurssteigerung bleibt am Ende kaum Rendite.

Wien. Garantiezertifikate vereinen zwei einander zuwiderlaufende Qualitäten: sehr hohe Sicherheit bei gleichzeitigen Gewinnchancen auf dem Aktienmarkt. Das gilt zumindest teilweise, denn Garantiezertifikate haben so ihre Schwachstellen. Das Prinzip: Der Investor erwartet steigende Kurse, hat aber keine Toleranz, sollte es doch bergab gehen. Er kauft ein Garantiezertifikat auf die Entwicklung eines Aktienindex. Am Ende erhält er fix das Geld zurück, plus einen vorher definierten Anteil an der Indexentwicklung.

Die Raiffeisen Centrobank (RCB) legt zwei neue Garantiezertifikate zum Trendthema Nachhaltigkeit auf. Basiswert ist der Stoxx Global ESG Select 100-Index. Er vereint Unternehmen, die nach strengen ethischen oder ökologischen Kriterien wirtschaften. Das konservativere der beiden Papiere, Nachhaltigkeits-Winner II 100 % (ISIN AT0000A1PK03), trägt einen Partizipationsfaktor von 90 Prozent. Das heißt, steigt der Stoxx Global ESG bis zum letzten Bewertungstag (11. 12. 2024) um durchschnittlich zehn Prozent, werden am Ende nicht 110, sondern 109 Prozent gutgeschrieben. 1000 Euro bringen also nur 90 Euro Rendite. Fällt allerdings der Durchschnittskurs um bittere 50 Prozent, bekommt man trotzdem seine 1000 Euro zurück. Zumindest brutto. Denn man zahlt drei Prozent Ausgabeaufschlag, wenn man das Zertifikat in der Zeichnungsfrist (bis 9. 12. 2016) erwirbt. Netto gibt es also bei negativer Entwicklung doch nur 97 Prozent retour. Und bei zehn Prozent Plus bleiben de facto auch nicht 109, sondern 106 Prozent.

Schade um die Dividende

Bei geringer Kurssteigerung wirft das Zertifikat kaum etwas ab. Im Unterschied zum direkten Aktieninvestment verzichtet man auch auf Dividenden. Und das muss man sich bei den Titeln im ESG-Index gut überlegen: Allianz, Novartis, Intel, Pepsi, Münchener Rück, General Electric etc. sind gute Dividendenzahler, mitunter sogar Dividendensteigerer.

Das Schwesterzertifikat, Nachhaltigkeits-Winner II 95 % (ISIN: AT0000A1PJZ4), garantiert dagegen nur 95 Prozent des Kapitals, dafür liegt der Partizipationsfaktor bei 150 Prozent. Der Terminus Kapitalschutz ist hier aber hinterfragbar. Denn es werden nur 95 Prozent des eingesetzten Kapitals zurückgezahlt, auch wenn der Kurs gestiegen ist: Legt der Index durchschnittlich zehn Prozent zu, so gibt es für 1000 Euro nur 950 Euro Kapital zurück, plus 150 Euro für den Kurs (150 Prozent an zehn Prozent). Der Kapitalschutz ist zudem nur am Laufzeitende garantiert. Garantiezertifikate laufen meist lang – acht Jahre in diesem Fall. Wer vorher verkaufen will, hat keine Kapitalgarantie.

Und dann wäre noch die Kursthematik: Anleger werden nämlich nicht an der tatsächlichen Performance beteiligt, sondern am Durchschnittswert (acht Bewertungstage bis 2024). Natürlich: Sollte der Aktienmarkt ausgerechnet zum Ende richtig krachen, jubiliert man, weil der letzte Absturz nicht acht gute Jahre zunichtemacht. Aber eigentlich glaubt man bei so einem Zertifikat ja an steigende Märkte. Und da würde man doch lieber die volle Entwicklung einsacken. Produkte, die so strukturiert sind, eignen sich für Anleger, die Sicherheit um jeden Preis und bis zum Schluss wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2016)

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