Berufsunfähigkeit: Ein reales Risiko

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Viele können sich nicht vorstellen, irgendwann nicht mehr in der Lage zu sein, ihren Job auszuüben - und sind für den Ernstfall nicht richtig abgesichert.

Wien. Sie zählen nicht gerade zu den meistverkauften Produkten einer Versicherung: jene Polizzen, die das Risiko einer Berufsunfähigkeit abdecken. Das hat auch einen Grund: Nur acht Prozent der Berufstätigen halten es nämlich für wahrscheinlich, einmal derart eingeschränkt zu sein, dass sie ihren Job nicht mehr ausüben können. Das geht aus einer Umfrage der Continentale-Versicherung hervor.

35 Prozent der Befragten halten Unfälle, gefolgt von Rückenleiden (31 Prozent), demnach für die größte Gefahr. Nur rund ein Fünftel nennt psychische Erkrankungen als Auslöser – tatsächlich sind diese aber für rund jeden dritten Ausfall verantwortlich. In 26 Prozent der Fälle sind es Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes.

Die Auswirkungen können fatal sein. Denn, wenn das Risiko falsch eingeschätzt wird, ist man im Ernstfall meist auch nicht richtig abgesichert. 83 Prozent der Befragten führten an, dass für sie eine Unfallversicherung die sinnvollste Vorsorgemöglichkeit darstellt. Doch diese zahlt nur, wenn die Berufsunfähigkeit durch einen Unfall ausgelöst wurde. Die gesetzliche Unfallversicherung greift überhaupt nur bei Arbeitsunfällen. 70 Prozent nannten den Erwerb einer Immobilie als geeigneten Schutz, 66 Prozent eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Mindestens 60 Prozent nannten auch Lebensversicherungen oder eine Krankenzusatzversicherung als passendes Vorsorgeinstrument.

Arzt stellt Unfähigkeit fest

29 Prozent gaben bei der Befragung an, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu besitzen. „Allerdings ist davon auszugehen, dass dem nicht so ist“, heißt es in der Studie. Viel wahrscheinlicher sei es, „dass die Menschen meinen, sie hätten für den Fall der Berufsunfähigkeit vorgesorgt“. Tatsächlich würden viele jedoch untaugliche Mittel wählen.

Die fehlende Absicherung dürfte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein: Die Befragten gaben unter anderem an, ihr Geld lieber anderweitig auszugeben, ein entsprechendes Produkt als zu teuer zu empfinden oder sich nicht ausreichend informiert zu fühlen. Zwar würden 72 Prozent der Umfrageteilnehmer bis zu zehn Euro im Monat für eine derartige Versicherung ausgeben, nur sieben Prozent sind jedoch bereit, mehr als 75 Euro zu bezahlen.

In der Tat sind solche Versicherungen nicht ganz billig – die Prämien können, selbst für einen 30-Jährigen, auf monatlich über hundert Euro steigen, um etwa 1000 Euro als Monatsrente (als Ergänzung zur Invaliditätspension) zu erhalten. Generell gilt: Je früher der Kunde ein solches Produkt abschließt, desto günstiger ist die Prämie. Doch allein darauf zu achten, ist nicht sinnvoll. Das Kleingedruckte auf Ausnahmen zu durchforsten ist ebenso geboten.

Üblicherweise zahlen Versicherungen, wenn ein Arzt 50 Prozent Berufsunfähigkeit attestiert. Doch die Verträge können auch etwas anderes vorsehen: Einige schließen bestimmte Ursachen aus. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2017)

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