Die vielen Motive, Gold zu kaufen

(c) Erwin Wodicka
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Wer das glänzende Edelmetall als Krisenwährung betrachtet, sollte Barren oder Münzen kaufen. Wer investieren will, sollte Minenaktien als Alternative in Betracht ziehen.

Wien. Kaum eine Anlageform muss für so viele Zwecke herhalten wie Gold. Es soll in der Katastrophe Sicherheit bieten, vor Geldentwertung schützen, eine hohe Rendite abwerfen und für die nötige Streuung im Depot sorgen. Das Problem: Eine „eierlegende Wollmilchsau“ sei das glänzende Edelmetall nicht, stellte Erste-Analyst Ronald Stöferle dieser Tage bei der Präsentation seines "Goldreports" fest ("Die Presse" berichtete).

Anleger müssen sich entscheiden, ob sie das Edelmetall als Alternativwährung zum Papiergeld oder als Investment betrachten wollen. Und ob sie eine hohe Rendite erzielen oder das Depot breit streuen wollen. Im Folgenden ein paar mögliche Anlagemotive und welchen Platz Gold darin hat.

Vom Kurs profitieren. Wer in den vergangenen Jahren in Gold investierte, hatte das bessere Händchen als jemand, der sein Geld in Aktien steckte. Seit fünf Jahren hat der Goldpreis auf Eurobasis um 160 Prozent zugelegt, der Aktienindex MSCI World liegt im Minus. Seit drei Jahren konnte man mit Aktien fast 50 Prozent verdienen, mit Gold konnte man sein Vermögen fast verdoppeln. Dass Gold eine bessere Wertentwicklung als Aktien aufweist, ist aber nicht immer so. In den Achtziger- und Neunzigerjahren waren Aktien ertragreicher. Auch waren die Realzinsen positiv (Sparbuchsparern blieb nach Abzug der Inflation ein Plus), es gab attraktive Alternativen zum Gold. Laut Goldreport zeigt sich, dass der Goldpreis immer dann stark anzieht, wenn das Realzinsniveau (Zinsen abzüglich Inflation) niedriger als 3,5 Prozent ist. Momentan ist es negativ. Das dürfte noch eine Weile so bleiben, da die Staaten, allen voran die USA, niedrige Zinsen brauchen, um ihre Schulden abzubauen. Bis Ende 2014 sollen die US-Zinsen bei null bleiben. Wenn dann die Realzinsen wieder steigen, könnte das den Höhenflug des Goldpreises stoppen.

Streuung. Experten raten oft, fünf bis zehn Prozent des Vermögens in Gold zu stecken. Denn Gold weist eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen auf. Gold verhält sich traditionell leicht negativ zu US-Aktien und leicht positiv zu weltweiten Aktien. Es eignet sich daher zur Streuung. Starke Kursverluste bei Aktien wird es aber meist nicht ganz kompensieren.

Von der Nachfrage profitieren.Gold ist eine Währung, die keine Zinsen abwirft. Der Goldpreis steigt allenfalls relativ zu Papiergeldwährungen. Wer lieber investieren will, kann sich mit Minenaktien eindecken, meint Stöferle. Diese haben sich in den vergangenen Monaten schlechter entwickelt als der Goldpreis. Ursache ist die Flucht aus dem Risiko. Für ein Investment sprächen die günstigen Preise, der bereits starke Pessimismus der Analysten, gute Cash-Flow-Zahlen, steigende Dividendenausschüttungen und Übernahmeaktivitäten. Anleger brauchen aber gute Nerven: Die Volatilität bei Goldminenaktien ist groß.

Inflationsschutz. Zwischen Gold und Geldmengenausweitung durch die Notenbanken besteht ein Zusammenhang. Der Goldreport zitiert eine Studie des World Gold Council, wonach eine einprozentige Ausweitung der Geldmenge ein Plus von 0,9 Prozent für den Goldpreis bedeutet. Alltagsvergleiche zeigten, dass Gold die Kaufkraft konserviere: Im alten Babylon erhielt man für eine Unze Gold etwa die gleiche Menge Brot wie heute. Dabei sollte man bedenken, dass es in guten Zeiten Investments gibt, mit denen man die Inflation schlagen kann.

Krisenschutz. Ob Gold auch in der absoluten Katastrophe das Überleben sichert, ist fraglich. Jörg de Vries-Hippen, Fondsmanager bei Allianz Global Investors, rät Leuten, die sich Gold als Katastrophenschutz zulegen: „Dann sollten Sie auch einen Kartoffelacker kaufen, einen Doppelzaun errichten und darum die Hunde laufen lassen.“ Denn in Katastrophenszenarien würde primär etwas zu essen gesucht.

Was Sie beachten sollten bei... Gold

Tipp 1

Streuung. Experten raten, fünf bis zehn Prozent des Vermögens in Gold zu investieren. Denn der Goldpreis steigt vor allem in Zeiten negativer Realzinsen stark an, wenn andere Investments weniger abwerfen. Als Depotversicherung funktioniert Gold jedoch nur bedingt: Zu US-Aktien besteht eine leicht negative Korrelation, zu weltweiten Aktien eine leicht positive.

Tipp 2

Goldminenaktien. Als Alternative zu Barren oder Münzen kann man sich auch Minenaktien zulegen. Diese entwickelten sich zuletzt schwächer als der Goldpreis und haben Aufwärtspotenzial. Dabei nimmt man jedoch auch das Unternehmensrisiko auf sich (etwa bei Produktionsausfällen). Bei kleinen Firmen ist dieses größer. Anleger müssen auf Schwankungen gefasst sein.

Tipp 3

Zertifikate. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen von Banken, die den Goldpreis oder die Wertentwicklung von Minenaktien abbilden. Mit einem Hebel kann man Gewinne und Verluste vervielfachen. Nicht alle sind jedoch mit physischem Gold unterlegt. Auch gibt es ein zusätzliches Risiko: Geht die Bank pleite, fällt man häufig um sein Investment um.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2012)

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