Ausländer stürzen sich auf polnische Staatsanleihen

Auslaender stuerzen sich polnische
Auslaender stuerzen sich polnische(c) EPA (Stanislaw Rozpedzik)
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Die Renditen zweijähriger polnischer Staatsanleihen sind vergangene Woche auf ein Allzeittief von vier Prozent gesunken. Für Anleger aus der Eurozone ist das dennoch lukrativ. Experten warnen vor einer Trendwende.

Warschau/Bloomberg/B.l. An den polnischen Staatsanleihen scheiden sich Geister. Inländische Pensionsfonds stoßen die Papiere ab, während sie bei ausländischen Investoren hoch im Kurs stehen. Für polnische Investoren sind die Staatspapiere uninteressant, da die Renditen inzwischen niedriger sind als Zinsen auf Geldmarktanlagen.

Die Renditen zweijähriger polnischer Anleihen sind vergangene Woche auf ein Allzeittief von vier Prozent gesunken. Das liegt 1,1 Prozentpunkte unter dem polnischen Interbankenzinssatz Wibor.

Im Vergleich zu sicheren Eurostaaten zahlt Polen jedoch hohe Zinsen, was die Bonds für Anleger aus der Eurozone attraktiv macht. Hinzu kommt, dass Polen innerhalb der EU über den besten Wachstumsausblick für 2012 verfügt und die Staatsverschuldung niedrig ist. Als einziges Land in der EU hat Polen heuer den Leitzinssatz erhöht. Er liegt nun mit 4,75 Prozent um vier Prozentpunkte höher als der Euro-Leitzinssatz. So groß war der Abstand seit 2005 nicht mehr, zeigen Bloomberg-Daten.

Die 14 privaten polnischen Pensionsverwalter haben ihre Bestände an Staatsanleihen ihres Landes im Juni und im Juli um 6,6 Mrd. Zloty (1,6 Mrd. Euro) abgebaut. Das ist die größte Reduktion innerhalb von zwei Monaten seit 1999, wie aus Daten der Finanzaufsicht hervorgeht.

Spekulationen, dass die polnische Geldpolitik gelockert wird (also die Zinsen sinken), halten die zweijährigen Renditen aber nahe an Rekordtiefs. Die Renditen der zehnjährigen Bonds liegen derzeit bei fünf Prozent.

Währungsrisiko berücksichtigen

Experten warnen vor einer Trendwende: „Die Bond-Kurse beinhalten faktisch keine Risikoprämie mehr, da die Renditen durch das billige Geld aus dem Ausland so gedrückt wurden“, sagt Marcin Mrowiec, Chef-Ökonom bei der zu UniCredit gehörenden Bank Pekao. Investoren sollten das Risiko im Hinterkopf behalten, dass ausländische Fonds beginnen könnten, ihre polnischen Papiere zu verkaufen, und inländische Pensionsfonds sie mit höheren Renditen (also zu niedrigeren Preisen) zurückkaufen. Das würde Kursrückgänge bedeuten; wer die Anleihen vor Laufzeitende verkaufen will, müsste sich dann mit einem geringeren Preis begnügen.

Wer polnische Staatsanleihen erwirbt, trägt zudem ein Währungsrisiko. Das Land begibt jedoch auch Bonds, die in Euro lauten. Dort ist die Rendite allerdings niedriger als bei den Zloty-Papieren: Eine Anleihe, deren Laufzeit im Februar 2022 endet, rentiert etwa mit drei Prozent. Der Zloty hält sich trotz zwischenzeitlicher Schwankungen zum Euro relativ stabil. Ein Euro kostet derzeit 4,08 Zloty. Das ist etwas weniger als vor einem Jahr und ungefähr gleich viel wie vor zehn Jahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2012)

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