Firmenanleihen: Zinsen zwischen Sein und Schein

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oesterreichische Unternehmensanleihen Zinsen zwischen(c) BilderBox com (BilderBox com)
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Heimische Anleger wollen vermehrt auf Unternehmensanleihen setzen. Diese werfen auf den ersten Blick mehr ab als das Sparbuch. Gebühren und Steuern trüben aber das Bild.

Wien/Ker. Unternehmensanleihen werden hierzulande immer beliebter. Einer Studie im Auftrag des Vermögensverwalters Fidelity Worldwide Investment zufolge setzen heuer mehr als 15 Prozent der österreichischen Anleger auf diese festverzinslichen Schuldpapiere. Das ist mehr als früher. Kein Wunder, denn mit den so beliebten Sparbüchern, Bausparern und Lebensversicherungen wird man in den nächsten Jahren ziemlich sicher reale Verluste erleiden.

Um höhere Zinsen zu erhalten, muss ein höheres Risiko eingegangen werden. Vor allem Unternehmensanleihen könnten daher interessant sein. Fragt sich nur, auf welche Firmen man setzen soll? Bei heimischen Großunternehmen kann sich der Anleger zwar relativ sicher fühlen. Ob damit aber ein realer Gewinn gemacht wird, ist unklar. Bei kleineren Firmen sind die Zinsen zwar höher. Hier muss man sich allerdings ansehen, ob sich das höhere Risiko auch auszahlt. Eine Spurensuche.

Auf dem Markt für Unternehmensanleihen (Sekundärmarkt) gibt es einige Optionen, die auf den ersten Blick attraktiv wirken. Aber: Die „offiziellen“ Renditen, die auf den Internetportalen, Handelsplattformen oder im System der Nachrichtenagentur Bloomberg gelistet sind, stimmen mit der Praxis nicht ganz überein.

Ein Beispiel: Eine Anleihe des Stahlkonzerns Voestalpine (ISIN: AT0000A0MS58) wirft einen Kupon von 4,75 Prozent ab und läuft noch fünf Jahre. Das Papier ist mittlerweile relativ teuer, die „offizielle“ Rendite beträgt rund 2,9 Prozent (vor Steuern). Das ist nicht schlecht. Dieser Renditewert ergibt sich aus einer komplexen Formel. In der Realität schaut es mit der Verzinsung aber nicht so gut aus. Zieht man alle Kosten sowie die Steuer ab und berücksichtigt den Stückzins und die niedrigen Sparbuchzinsen (für die Wiederanlage der jährlichen Zinszahlungen), ergibt sich eine niedrigere Rendite. Sie macht bloß rund 1,5 Prozent jährlich aus. Fazit: Mit dieser Anleihe würden Anleger die Inflation in den nächsten fünf Jahren nicht abdecken können. Wie beim Sparbuch erleidet man reale Verluste.

Höhere Rendite bei Baukonzernen

Besser schaut es auch bei der Anleihe der heimischen Verkehrstelematik-Firma Kapsch TrafficCom (AT0000A0KQ52) nicht aus. Das Papier läuft noch etwas weniger als fünf Jahre, der nominelle Zins macht 4,25 Prozent aus. Wenn man die Anleihe heute kauft und bis zur Fälligkeit hält, gäbe es eigentlich eine Rendite von rund 2,8 Prozent vor Steuern, liest man. Für den Kleinanleger sieht die Realität anders aus: Nach allen Kosten und Abzug der Steuer erhalten Anleger netto nur 1,4Prozent jährlich. Also halb so viel wie die „standardisierte Rendite“.

Wer eine höhere Nettorendite anstrebt, muss mehr Risiko eingehen. Letzteres findet man bei Unternehmensanleihen aus der Baubranche. Dort herrscht noch etwas Verunsicherung, nachdem der Baukonzern Alpine Bau und dessen emittierte Anleihen ins Straucheln geraten sind. Die Branche ist generell etwas exponiert.

Das merkt man auch beim Baukonzern Porr, dessen Anleihe (AT0000A0KJK9) man unter dem Nennwert erhält. Und das, obwohl der jährliche Zins fünf Prozent beträgt und die Anleihe 2015 endet. Die Rendite liegt bei sechs Prozent, offiziell. Netto macht sie für Privatanleger nur rund 3,5 Prozent p.a. aus. Das ist jedoch ein Ertrag, mit dem man etwas anfangen kann. Aber auch nur dann, wenn der Konzern die Anleihe vollständig tilgen kann. Sicherer ist man da mit der Strabag unterwegs. Schließlich handelt es sich um eines der größten Bauunternehmen Europas. Eine Strabag-Anleihe läuft bis Ende Mai 2015, also noch zweieinhalb Jahre (AT0000A0DRJ9). Der Zinskupon macht 4,25Prozent aus. Die höhere Sicherheit führt aber zu einem hohen Kurs der Anleihe. Das wiederum führt zu einer niedrigeren Rendite, wenn Anleger das Papier heute kaufen. Der Netto-Ertrag beträgt nur 1,25Prozent jährlich. Wer hier investiert, steigt also nicht besser aus als mit einem Sparbuch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2013)


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