Gesucht: Sparbuchalternative mit hohen Zinsen

Gesucht Sparbuchalternative hohen Zinsen
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Mit Aktienanleihen kann man die niedrigen Sparbuchzinsen umgehen. Zumindest theoretisch. Die Zinsen sind verlockend, vor realen Verlusten schützt ein Sicherheitspolster. Geeignet für Kleinanleger?

Wien/Ker. Die Suche nach akzeptablen Zinsen gestaltet sich schwierig. Um alle Illusionen aus dem Weg zu räumen: Mit risikoarmen Anlagen wird man in den nächsten Monaten und Jahren mit deutlichen Realverlusten abblitzen. Liest man dann von einer jährlichen Verzinsung von um die acht Prozent, wirkt das auf den ersten Blick verlockend. Solche Zinssätze bekommt man für Aktienanleihen, die mit heimischen Börsenfirmen verknüpft sind. Bleibt die Frage: Ist das eine Alternative zum verlustbringenden Sparbuch?

Als Beispiel dient eine Anleihe, die mit dem Aktienkurs der Voestalpine verknüpft ist und 8,85 Prozent p.a. abwirft (ISIN: AT000B007638). Die Laufzeit beträgt ein Jahr. Ein Szenario: Der Anleger kauft die Aktienanleihe zum Nennwert von 5000 Euro, hält sie bis zur Fälligkeit und staubt Ende Jänner 2014 die Zinsen ab. Die machen dann fast 443 Euro (vor Steuer) aus. Klingt gut, aber: Wenn die Anleihe fällig wird, hat zunächst die emittierende Bank das Sagen, in diesem Fall die Erste Bank. Sie entscheidet, ob sie dem Anleger den Nennbetrag von 5000Euro zurückzahlt oder ihm stattdessen Voest-Aktien aushändigt. Sollte in einem Jahr der Kurs der Voestalpine deutlich niedriger notieren, wird die Bank dem Kunden lieber Voest-Aktien überlassen.

Gewinn nach oben begrenzt

Ein guter Deal? Um das festzustellen, muss der Kunde alle Kosten (Kursaufschlag bei der Ausgabe, Depotspesen, eventuelle Transaktionskosten bei einem Kauf an der Börse), Kapitalertragsteuer und Inflation berücksichtigen. So macht er schlussendlich einen maximalen Realgewinn von über drei Prozent. Mit anderen Worten: Der Aktienkurs der Voestalpine könnte bis Jänner um knapp 3,3 Prozent fallen – und der Anleger hätte keinen Verlust erlitten, nicht einmal einen Kaufkraftverlust. (Die jährliche Inflationsrate wurde mit 2,5Prozent angesetzt.)

Es gibt aber einige Haken:
•Dieser Gewinn ist nach oben begrenzt. Auch wenn der Kurs der Voestalpine in den nächsten zwölf Monaten um 20 Prozent in die Höhe schießen sollte, streift der Anleger seine drei Prozent ein.
•Die Verluste nach unten sind unbegrenzt. Bei derlei Aktienanleihen kann sich der Kunde nicht mit einer Stopp-Loss-Order absichern (wie es bei gewöhnlichen Aktieninvestments möglich ist).

Somit geht er eine gewagte Spekulation ein. Der Stahlkonzern Voestalpine ist ein zyklisches Unternehmen, dessen Aktienkurs gewöhnlich vom konjunkturellen Umfeld abhängig ist. Meldungen von möglichen Rezessionen könnten den Aktienpreis nach unten schicken. Ein Szenario: Sollte der Kurs wie im Sommer auf 20 Euro einbrechen, würde der Anleger mit der Aktienanleihe nominal fast 25Prozent Miese machen.

Warum soll der Anleger nicht statt Aktienanleihen Voest-Aktien kaufen? Dann kann er sich nach unten absichern, an möglichen Kurssteigerungen voll mitnaschen und zusätzlich eine Dividende einheimsen. Doch auch Aktieninvestments sind mit Kosten verbunden: Transaktions- und Depotkosten, Steuer auf Dividende und Gewinn. Der Kurs der Voest müsste in einem Jahr nominell um über sechs Prozent ansteigen: Dann fährt der Kunde mit der Aktie besser.

Kleiner Sicherheitspolster

Wenn der Anleger glaubt, dass die Voestalpine in einem Jahr um fünf Prozent mehr wert ist, sollte er auf die Aktie setzen. Wenn er mit einer geringeren Kurssteigerung rechnet, ist er mit der Aktienanleihe besser dran. Aber nur dann, wenn der Kurs nicht einbricht. Für konservative Anleger dient das Produkt daher nicht als „risikoreichere Alternative zum Sparbuch“, wie riskantere Produkte von Bankberatern aktuell bezeichnet werden. Die Aktienanleihe ist vielmehr eine Spekulation– mit einem Sicherheitspolster von drei Prozent.

Auf einen Blick

Aktienanleihen werfen hohe Zinsen ab. Am Ende entscheidet aber die Bank, ob sie den Nominalbetrag zurückzahlt oder den Gegenwert der Aktie. Wenn die Aktie gefallen ist, wird die Bank Letzteres tun. Dann erleidet man einen Verlust. Steigt die Aktie stark, erhält man nur den Nominalbetrag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2013)


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